Die Bauarbeiten am Firmengebäude in Ebern haben begonnen. Ein Kaufhaus soll der Nahversorgung dienen
Eckehard Kiesewetter Ebern — Das Hämmern und Klopfen unterm Dach gehören seit Wochenbeginn dazu. Bei der Firma Mandrops in Ebern haben die Arbeiten am Erweiterungsbau begonnen. In der Bahnhofstraße, in unmittelbarer Nachbarschaft von Marienkapelle und Edeka-Markt, wächst zunächst das Bürogebäude. Mit der Anlieferung von Fertigbauteilen ist das Geschäftshaus am Dienstag binnen weniger Stunden vom eingeschossigen Flachbau zum doppelstöckigen Bürobau mit Giebeldach angewachsen. Gestern fand ein kleines Richtfest statt.Die Arbeiten in diesem Bereich liegen laut Vertriebsleiter Karsten Dehler im Zeitplan. Sonst aber gibt es coronabedingt Verzögerungen.
Das betrifft vor allem den für die Bevölkerung interessanteren Teil des Projekts, die Erweiterung der Geschäftsräume auf rund 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Damit wird rund das Vierfache der bisherigen Fläche zur Verfügung stehen. Damit einher geht der Ausbau des Warensortiments. Aller Voraussicht nach, so der Sprecher der Firmenleitung, werden die Bauarbeiten im Frühjahr 2021 beginnen, eine genaue Terminierung behält sich die beauftragte Firma jedoch vor. Laut Dehlers vorsichtiger Schätzung werden die Kunden ihre Einkäufe im Neubau erstmals "irgendwann zwischen Weihnachten 2021 und Ostern 2022" erledigen können.
Neben den bisherigen Angeboten mit Schwerpunkt im Elektrobereich wird man dort unter anderem Taschen und Reisegepäck, Küchenbedarf und beispielsweise Modellbauartikel anbieten. Während des Lockdowns habe sich gezeigt, dass Modelleisenbahnbau wieder sehr gefragt ist, erklärt Dehler. Bisherige Angebote, zu denen auch die Serviceleistungen eines Fotostudios und die Postagentur gehören, werden in dem behindertengerechten Neubau auch künftig zu finden sein.
Schwierige Situation
Steigende Löhne, der Preiskampf im Internet-Handel und die relativ geringe Kaufkraft der Kunden in der Region setzen dem lokalen Einzelhandel massiv zu. Die Firma Mandrops will diesem Trend trotzen, indem sie auf mehrere Standbeine setzt. "Heute genügt es nicht mehr, onechanneltechnisch aufgestellt zu sein", sagt Dehler. Wie schnell ein Betrieb in Schieflage geraten kann, hat die Firma Mandrops in ihrer 30-jährigen Geschichte selbst erfahren. Inzwischen jedoch zählt sich das Unternehmen, das seit 20004 als Handels-AG firmiert, zu den Gewinnern des Strukturwandels im Einzelhandel.
Begonnen hatte alles 1989 mit sogenannter "brauner Ware", Fernsehern, Radios und vor allem Stereo-Anlagen fürs Auto. Später wurde der Online-Handel im Elektronikbereich zum Hauptgeschäft. Damit und durch ein großzügiges Lagerkonzept hat sich das Unternehmen im Verdrängungswettbewerb und zuletzt auch in der Corona-Krise behauptet. International aufgestellt und als Zwischenhändler für andere Firmen erfolgreich, erwartet die Aktiengesellschaft aus Ebern im Online-Handel weitere Zuwächse. Wichtige Säule in diesem Bereich ist der Aufbau des firmeneigenen Web-Shops.
Doch "genauso schnell wie der Lockdown wegen Corona kann auch eine Online-Steuer kommen", gibt Dehler zu bedenken. Daher setze die AG auf den stationären Handel als zweites Standbein. Sie verstehe sich als Nahversorger.
Kaufhäuser in Großstädten müssen schließen, weil ihnen Boutiquen den Rang ablaufen. In kleineren Kommunen wie in Ebern dagegen gehöre die Zukunft den Einkaufszentren. Der Vertriebsleiter denkt an die Zeit nach Corona. Die richtige Freude am Einkaufen wird sich nach seiner Überzeugung erst wieder einstellen, wenn die Maskenpflicht überflüssig wird. Der Geschäftsmann spricht nicht vom Laden; er bevorzugt den Begriff "Store". Er klingt attraktiver und zeitgemäßer. Im Store in Ebern werde eine "Einkaufserlebniswelt" entstehen.