Lieber Konzerte als Reden

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Atze Bauer (links) und Stefan Eichner begeisterten das Publikum im Markthof am Samstag. Fotos: Gerda Völk
Atze Bauer (links) und Stefan Eichner begeisterten das Publikum im Markthof am Samstag.  Fotos: Gerda Völk
Musikalisch, humorvoll und hintersinnig präsentierte sich "Häisd 'n' däisd vomm mee" beim Jubiläum der KIS am Freitag.
Musikalisch, humorvoll und hintersinnig präsentierte sich "Häisd 'n' däisd vomm mee" beim Jubiläum der KIS am Freitag.
 
Bei einem Gag wird schon mal das Publikum mit Schaumküssen gefüttert.
Bei einem Gag wird schon mal das Publikum mit Schaumküssen gefüttert.
 

Die Kultur-Initiative Bad Staffelstein feierte ihr 20-jähriges Bestehen.

In diesem Jahr kann die Kultur-Initiative Bad Staffelstein (KIS) ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Ein Jubiläum, das, wie Vorsitzender Hermann Hacker betonte, nicht mit einem Festkommers oder einer Selbstbeweihräucherung gefeiert werden sollte, sondern mit etwas, was Spaß macht. Und Spaß machte es, was "Häisd 'n' däisd vomm mee" am Freitagabend im Markthof zu bieten hatten. Der kabarettistische Höhepunkt der 20-Jahr-Feier der Kultur-Initiative Bad Staffelstein war der Auftritt der beiden Comedians und Kabarettisten Atze Bauer und Stefan Eichner am Samstag. Wie bereits am Freitagabend als "Häisd 'n' däisd vomm mee" für voll besetzte Bankreihen sorgte, durfte sich die KIS auch am zweiten Abend über ein zahlreich erschienenes Publikum freuen.


Hintersinniger Humor

Die sechs Musiker von "hüben und drüben vom Main" zündeten mit ihrem Programm "Des is zum Heuln" ein Stimmungsfeuerwerk, bei dem höchstens Lachtränen die Wangen hinunter kullerten. Mit Wortakrobatik und hintersinnigem Humor griffen die sechs Jungs Themen auf, die so unerwartet wie alltäglich waren. Ihr Outfit, bestehend aus viel zu kurzen, abgewetzten Cordhosen, rutschenden Socken, buntkarierten Hemden und Filzhüten erinnerte dagegen eher an eine Vagabundenkapelle.
Zum Einzug begrüßte jeder von ihnen das Publikum mit einen fröhlichen "Grüß Gott euch allen" und manchen sogar persönlich mit einem Handschlag. Ihren Zuhörern verspricht die "fränkische Boygroup", dass man auch ganz einfach strukturiert durchs Leben kommt kann. Wer allerdings einen großen Blumenstrauß für seine neue Freundin kauft, verknüpft damit mitunter andere Gedanken als ein langjähriger Ehemann, der seiner Frau nur eine kleine Freude bereiten will. Dem gängigen Klischee, nachdem Männer von der Pubertät übergangslos in die Midlife-Crisis wechseln, wiedersprechen die Unterfranken. "Wir schlafen zwischendurch schon unseren Rausch aus", erklärt Florian Ebert, der auch durch das Programm führte.
Eine weitere Weisheit zum Thema Männer: "Perfekte Männer gibt es an jeder Ecke, deshalb hat Gott die Welt rund gemacht." Auch beschäftigten sie sich mit der Frage, was sie tun würden, wenn sie Papst wären. Dann würde es Priesterinnen geben, das Geld der Kirche würde an die Armen verteilt, und Flüchtlinge erhielten in jeder Kirche Asyl.
Die Jungs von "Häisd ´n´ däisd vomm mee" sind allesamt Virtuosen auf ihren Instrumenten, von denen eine ganze Reihe auf der improvisierten Bühne im Markthof zu sehen waren. Neben Akkordeon, Trompete, Tuba, Posaune oder Gitarre kommt bei ihnen auch Ungewöhnliches wie ein Waschbrett oder Wäschestampfer zum Einsatz, aber auch die unterschiedlichen Naturhörner, die man zunächst für Deko hätte halten können. Zwischen den musikalischen Beiträgen werden Fragen erörtert, die schon lange mal zur Sprache kommen sollten. Warum riechen Füße, wenn Nasen laufen? Ist eine Gesichtscreme lebensgefährlich, die verspricht 20 Jahre jünger zu machen, wenn ihr Nutzer erst 18 Jahre alt ist? Oder ist der Wintereinbruch strafbar? Ob allerdings die Deutschen doch noch ins Finale kommen würden, wenn die Franzosen positiv auf Doping getestet werden, bleibt dahingestellt, wäre aber ein schöner Gedanke. "Häisd'n'däisd vomm mee" begeistert das Bad Staffelsteiner Publikum nicht zuletzt auch mit ihrer Bühnenshow. Da bleibt auch das Publikum nicht außen vor. Die verheirateten Paare erhalten Ratschläge zum Erhalt des häuslichen Friedens, und den Frauen wird geraten, entspannt zu reagieren. Nicht zuletzt trägt auch die laue Sommernacht zum Gelingen bei. Deshalb verwundert es nicht, dass es nicht bei einer Zugabe bleibt.


Wortwitz gegen Alltagswahnsinn

Der "Liederchaot Atze Bauer", eigens aus Höchstadt an der Aisch angereist, und der Kulmbacher Stefan Eichner, besser unter "das Eich" bekannt, sind in Bad Staffelstein keine Unbekannten. Beide traten im Programm der KIS bereits mehrfach auf. Beide sind dafür bekannt, dass sie den ganz alltäglichen Wahnsinn mit treffendem Wortwitz zerpflücken.
Und zu zerpflücken gab es einiges. Beispiel Himalayasalz. Millionen von Jahren alt, aber im Supermarkt nur noch bis 2018 haltbar. "Die haben es halt noch rechtzeitig gefunden", ulkt Stefan Eichner. Sein Bühnenpartner Atze Bauer scheint dagegen einer neuen Krankheit auf der Spur zu sein. Dem Gegenteil des Burn-out-Syndroms. Wenn im Job, in der Familie und im Freundeskreis alles rund läuft, dann leidet der Betroffene unter einem Balance-out-Syndrom. "Und das führt auch in die soziale Isolation", bekräftigt der als Liederchaot bekannte Künstler.
Stefan Eichner bezeichnet sich selbst als "harten Knochen", der sogar früh um 5 Uhr bei den Zeugen Jehovas klingelt, um mit ihnen ein Gespräch über den Satan zu führen. Was natürlich nicht besonders gut ankommt, ihn aber von weiteren Besuchen der Gegenseite verschont. Ob sich die Tinnitus-Selbsthilfegruppe bewusst war, Hilfesuchende am Anrufbeantworter aufzufordern nach dem Pfeifton zu sprechen, bleibt dahingestellt.
In diesem Jahr konnte der Kulmbacher seinen 41. Geburtstag feiern. Das sei ihm sowas von sch...egal, sagt er. "Wichtig ist, dass man noch Blödsinn machen kann", sagt das Eich. Das Lied zum Thema lautet treffenderweise: "Pfeift drauf, ich bin 40."


Ein Lied für Bad Staffelstein

Atze Bauer tritt schon seit mehr als zwei Jahrzehnten als Liedermacher auf. Sein Markenzeichen sind die nach oben gekämmten und mit viel Haarspray fixierten Haare. Im Markthof lässt sich das Publikum gerne dazu überreden, den Refrain eines eigens für Bad Staffelstein geschriebeenn Liedes zu singen. "Wo geht man gerne in die Therme rein, wo ist Jürgen Kohmann das Bürgermeisterlein und wo ist man zu den Lichtenfelsern gemein?" "In Bad Staffelstein", tönt es aus dem Publikum. Offenbar trifft das Publikum auch die richtige Tonlage. Was laut Atze Bauer im Radio nicht immer der Fall ist. Vieles werde heute mit einer hohen Fistelstimme gesungen, selbst der neue James-Bond-Song bleibe davon nicht verschont. Und schuld daran seien die Bee Gees.
Nach Einbruch der Dunkelheit besitzt der stimmungsvoll angeleuchtete Markthof eine ganz eigene Atmosphäre. Mit ihrer Entscheidung, das Jubiläum mit kurzweiliger Kleinkunst zu feiern, hat die KIS richtig gelegen.
Das Publikum ließ sich an beiden Tagen davon begeistern.