Lachsalven inbegriffen: So bunt und lebensfroh kann Kirche heutzutage sein

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Den einzelnen Gemeinschaften waren farbige Kreppbänder zugeordnet, was ein fröhlich-buntes Bild ergab. Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Den einzelnen Gemeinschaften waren farbige Kreppbänder zugeordnet, was ein fröhlich-buntes Bild ergab.  Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Pantomime Benedikt Anzeneder begeisterte die Schar.
Pantomime Benedikt Anzeneder begeisterte die Schar.
 

Marion Krüger-Hundrup Von wegen nur fromm und brav! Die über 100 Männer und Frauen aus den geistlichen Gemeinschaften im Erzbistum Bamberg zeigten auf dem M...

Marion Krüger-Hundrup

Von wegen nur fromm und brav! Die über 100 Männer und Frauen aus den geistlichen Gemeinschaften im Erzbistum Bamberg zeigten auf dem Marienberg mehr als gefaltete Hände. Nämlich engagierten Einsatz für Flüchtlinge, alte Menschen, Familien, Ehen und Partnerschaften unter dem Motto des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres 2016: "Barmherzig wie der Vater".
Domvikar Robert Mayr, Bischöflicher Beauftragter für die geistlichen Gemeinschaften, hatte zu diesem offenen Nachmittag eingeladen und mit einem Vorbereitungsteam ein attraktives Programm auf die Beine gestellt. Im Schönstattzentrum Marienberg in Dörrnwasserlos war der ideale Austragungsort gefunden, der genügend Platz für die vielköpfige Schar bot. Hausherr Martin Emge, Präses der Schönstatt-Bewegung, Regionaldekan und Pfarrer in Forchheim, freute sich über diese Gäste, "für die wir gern die Tore weit geöffnet haben!"
Eine ausgesprochen bunte Schar, wie sich augenfällig zeigte: Die Vertreter einzelner Gruppen wie etwa die Charismatische Erneuerung, die Dominikanische Laiengemeinschaft, Glaube und Licht oder Oblaten der Abtei Maria Frieden Kirchschletten und Totus Tuus präsentierten sich mit jeweils farbigen Kreppbändern. Eine Idee, die der "Stargast" Benedikt Anzeneder geboren hatte.
Der gerade in kirchlichen Kreisen prominente Pantomime brachte aber nicht nur mit diesen Bändern, die er schwingen ließ, Bewegung in die Versammlung: Wie Anzeneder seine Version der Geschichte von den "Arbeitern im Weinberg Gottes" darbot, hob von den Stühlen und löste Lachsalven aus. Derart gelockert, konnten alle auch wunderbar die neuen Geistlichen Lieder schmettern, die Schönstatt-Schwester Felisia Leibrecht und Mathias Sennefelder auf Instrumenten begleiteten.
Was bedeutet überhaupt das Tagesmotto, was ist Barmherzigkeit? Professor Peter Wünsche gab in seinem Impulsreferat die unbequeme Antwort: "Barmherzigkeit ist radikal, fängt dort an, wo die Vernunft aufhört", erklärte der Domkapitular und Leiter des Seelsorgeamtes im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg.
Wünsche definierte Barmherzigkeit mit der Abgrenzung von anderen Dingen: "Barmherzigkeit ist mehr als Gerechtigkeit und kann Gerechtigkeit nicht ersetzen, und ist etwas anderes als Klugheit im Sinne - der Klügere gibt nach." Der Priester wurde konkret: "Was wir zum Beispiel für Flüchtlinge tun müssen, ist Gerechtigkeit und nicht Barmherzigkeit." Es sei keine Barmherzigkeit, Flüchtlinge aus dem Mittelmeer zu retten: "Es gibt ein Recht auf Asyl, auf Flucht aus Gefahr!" Barmherzigkeit bedeute im Sinne des Evangeliums "den lieben, der selbst nicht liebt, dem Gutes tun, den ich nicht kenne, Glauben ernst nehmen und sogar den Feind lieben", so der Domkapitular. Das alles sei schwierig, doch "Barmherzigkeit soll uns nicht fertig machen, sondern zum Leben führen". Schließlich gebe es auch "Barmherzigkeit gegen sich selbst, niemand wird überfordert".


Barmherzigkeit als Dauerauftrag

In mehreren Gesprächskreisen mit externen Referenten griffen die Teilnehmer das Gehörte auf. "Barmherzigkeit ist ein Dauerauftrag für jeden Christen", fasste Domvikar Mayr zusammen. Wer Augen, Ohren und Herzen öffne, erkenne Notlagen, in denen Hilfe und Zuwendung für den Nächsten unabdingbar sind: zum Beispiel für die einsamen, alten und pflegebedürftigen Menschen, für die Flüchtlinge, die hierzulande Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen, für Sorgen und Nöte in Familien, Ehen und Partnerschaften. "Seien wir selbst barmherzige Menschen, so wie Gott uns allen die Hand reicht", bat Domvikar Mayr abschließend vor dem gemeinsamen Abendessen.