Auch Bernd Daum (FW) betonte, dass es zwar gut sei, wenn Menschen wie Horst Mohr dafür sorgten, dass die Geschichte nicht vergessen wird, aber eigentlich habe es jeder verdient, eine Tafel zu erhalten. Er regte an, den Namen auf einer Gedenktafel am Kriegerdenkmal anzubringen – so wie die der gefallenen und vermissten Soldaten auch. Es gäbe ja bereits eine für die beim Beschuss von Nordhalben ums Leben gekommenen Personen.
„Die Opfer sind alle gleich, man sollte hier niemanden herausheben“, meinte Bernd Daum. Dem schloss sich auch Margarethe Blinzler (CSU) an. Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) favorisierte das Polizeigebäude, dessen neuer Besitzer zugestimmt habe, wenn auch die Denkmalschutzbehörde zustimme. Als Alternative nannte er das Kriegerdenkmal .
Mit einer Gegenstimme wurde schließlich beschlossen, dem Vorschlag von Bernd Daum zu folgen und eine Tafel am Kriegerdenkmal anzubringen, auf der, wenn erforderlich, auch noch andere Kriegsopfer verewigt werden können.
Am 16. November 2021 hatte der Gemeinderat beschlossen, in Nordhalben ein kommunales Förderprogramm einzuführen. Die Verwaltung war beauftragt worden, den Förderantrag bei der Regierung von Oberfranken zu stellen.
In der jüngsten Sitzung kam es nun zu einer kurzen und teilweise heftigen Diskussion . Am Ende stand bei zwei Gegenstimmen der Beschluss, dass die Baunebenkosten mit 18 Prozent bezuschusst werden.
Höchstsumme 20.000 Euro
Auch was die Höchstsumme der Zuschüsse betraf, war man sich anfangs uneins. Der Vorschlag von Bürgermeister Michael Pöhnlein , diese auf 10.000 Euro zu begrenzen, wurde mit einer Gegenstimme abgelehnt.
Es sieht nun vereinfacht so aus, dass der Bürger 30 Prozent der Kosten, höchstens jedoch 20.000 Euro erhalten kann. Diese werden von der Regierung von Oberfranken mit 80 Prozent bezuschusst. Im Vorfeld muss ein Beratungsgespräch stattfinden. Allerdings wurde auch eine Bagatellgrenze beschlossen: Die kommunale Förderung wird erst ab einer Investition von 5000 gewährt. Das Förderprogramm tritt am 1. Januar 2023 in Kraft.
Ziemlich genau 3 Jahre danach ist mir dies hier – neben dem „auf die Füße treten“
„Außerdem gebe es auch noch viele andere Opfer, die man dann namentlich ebenfalls erwähnen müsste“
immer noch ein Rätsel: wer sollen denn die „vielen anderen (Nordhalbener?) Opfer“ jener 1000 Jahre sein? Zumindest die beiden Erschossenen bei Heinersberg – Benedetti - und in der Fichtera – Frischmann – haben ja ihren Platz auf der Gedenktafel am „Kriegerdenkmal“ gefunden; für weitere Hinweise wäre ich natürlich dankbar
In der offiziösen Chronik aus 2004 findet sich nämlich nix zu ihnen – und auch in der letzten Broschüre von Wunder/Wunder „Nordhalben und die Nordhalbener“, immerhin auch aus 2022, auch nix; dort wusste man anscheinend nicht einmal etwas über das Verfahren gegen den Arzt meiner Kindheit, den Dr. Vogt, vor dem Volksgerichtshof in Bayreuth – „Volksgerichtshof“: mag sich da jemand fragen: ja dieses „Gericht“ tagte ab Februar 45 dort, und Dr. Vogt hatte Glück, dass die Amis rechtzeitig in Bayreuth einmarschierten – sonst gäbe es vielleicht noch einen Namen mehr auf der am 8. Mai in der Gemeinde am „Kriegerdenkmal“ enthüllten Gedenktafel; diese wohl bisher einmalig in der Region.
Wenn ich aber mich noch hieran, an diese Absichtserklärung
„auch die junge Generation könne sich so mit den Geschehnissen auseinandersetzen“
erinnere – und an die erklärte Absicht, die Nachgeborenen mit einem wohl bis heute namenlosen Kreuz zu erinnern: da frage ich mich schon, was Lehrkräfte rund um den Gemeinderat wohl halten wollen von der Absicht der bayerischen Landesregierung “künftig neben den Schülerinnen und Schülern von Gymnasien und Realschulen auch jene der Mittelschulen bis zu ihrem Abschluss einmal einen NS-Erinnerungsort besucht haben sollen“ – denn mit Gedenkorten an NS-Verbrechen sieht es in Bayern im Gegensatz zu Thüringen eher finster aus
Aber ich muss wohl auch heute trotzdem nicht noch erneut erklären, dass die Unters„überregionaler Gedenkstätte“ weiterhin unpassend bleibt
Rückblick auf den 8. Mai 2024:
Gesprochene Grußworte gab es
vom Bürgermeister Michael Pöhnlein
von Horst Mohr, Berlin,
von Robert Fischer vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge
von Manfred Schmitt, DGB
und von Hartmut Fleischmamn, Omas und Opas gegen Rechts,
dazu schriftliche Grußworte
der österreichischen Generalkonsulin Dr. Eva Maria ZIEGLER, München
des italienischen Generalkonsuls Massimo Darchini, Frankfurt
sowie der Bremer Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz
und des Wiener Personenkomitees „Gerechtigkeit für die Opfer der NS-Militärjustiz".
Ein ähnliches kirchliches oder weltliches Engagement für die einheimischen Euthanasie-Opfer des NS-Regimes in der Region ist mir bisher nicht bekannt, umso größer wohl meine Anerkennung für Gemeinderat und Bürgermeister für diese Erinnerung auf der Tafel.
Woran dann allerdings dann auch erinnert werden soll – daran, dass im Gegensatz zum feierlichen Engagement des katholischen Pfarramts bei der Weihung(?) des bis zum 9. Mai namenlosen Kreuzes an der Fichtera in 2016
https://www.np-coburg.de/inhalt.kronach-holzkreuz-erinnert-an-schaendliche-tat.83fee8d7-4e2c-4468-9c36-1b0bbe115b15.html
Pfarrer Reis an der Enthüllung der Gedenktafel jedoch nicht teilnehmen konnte.
Aktualisierung am 17. April 24:
Nordhalben übergibt bald eine Gedenktafel auf der dreier Opfergruppen des Nationalsozialismus gedacht wird
https://www.fraenkischertag.de/lokales/kronach/rat-wissen/nordhalben-uebergibt-bald-eine-gedenktafel-auf-der-dreier-opfergruppen-des-nationalsozialismus-gedacht-wird-art-341554
Von diesem mir zugänglich gewordenen Buch
Nordhalben und die Nordhalbener, Kisslegg/Allgäu 2022
der Gebrüder Wunder hatte ich mir weitere Hinweise auf die Themen rund um die Jahre 1933 -1945 erhofft, zumal bestimmte Ereignisse jener Jahre in den örtlichen Niederschriften auffallend „kurz gehalten“ werden – aber viele der wohl nur noch den „Älteren“ bekannten Ereignisse und Orte habe ich noch in meist guter Erinnerung – den „Märta-Hans“ seh ich auch noch vor mir, am Ecktisch beim Grazer.
Was die Gedenktafel für Frischmann betrifft, so hatte ich, die Erklärung aus dem Gemeinderat
" ...eine Tafel am Kriegerdenkmal anzubringen, auf der, wenn erforderlich, auch noch andere Kriegsopfer verewigt werden können..."
aufgreifend, den Vorschlag gemacht, zunächst die vier bisher bekannten Opfer der NS-Euthanasie – siehe Kronacher Jahrbuch 2019 – zu übernehmen, dann den Namen des 1944 bei Heinersberg von Nordhalbener Polizisten erschossenen Emilio Benedetti – ebendort - und zuletzt Willibald Frischmann, als "Opfer der NS-Militärjustiz".
Zu Frischmann und dessen Hinrichtung ist zu vermerken, dass ein Dr. Huschitt (S.29) bei dessen Hinrichtung anwesend war - und wohl auch nach der Erschießung des Buchenwaldhäftlings Emilio Benedetti polizeilich beteiligt wurde, während der eigentliche Nordhalbener Arzt Dr. Albin Vogt, welcher mich als Kind noch behandelt hat, aus nicht erklärten Gründen (?) 1943/44 im KZ saß.
Ähnliches gilt auch für die weiterhin unerwähnt gebliebenen Euthanasieopfer; der in Nordhalben tätige Pfarrer Ritter ging samt Haushälterin nach dem Tod der vier Nordhalbener nach Herzogenaurach – wo vor Jahren der dortigen Opfer gedacht wurde:
https://www.infranken.de/lk/gem/die-schicksale-der-betroffenen-art-3156045
Ein „Gedenken an den Führer“ seiner „Getreuen im braunen Ehrenkleid“ (126, 127, 130) hingegen sollte ohne Hinweise auf die damaligen örtlichen NSDAP-Funktionäre nicht stehenbleiben dürfen – eine Aufgabe für Interessierte , Stichwort „Leben einer Gemeinde"
Willibald Frischmann – wieder entdeckt
Hieß es im August im Beitrag „Debatte um Denkmal“, dass die Gemeinde Nordhalben eine Tafel für den erschossenen Soldaten Willibald Frischmann am „Kriegerdenkmal“ anbringen werde, „auf der, wenn erforderlich, auch noch andere Kriegsopfer verewigt werden können“, so sind jetzt 78 Jahre nach Frischmanns Hinrichtung am 10. April weitere Erinnerungen an ihn aufgetaucht: bei mir ging nämlich eine Anfrage zu Frischmanns Schicksal ein, nachdem im Saarland ein damals 13jähriger auf einige meiner im Internet zugänglichen Beiträgen gestoßen war, denn dort in der Nähe von Blieskastel war Frischmann mit zwei weiteren Soldaten Ende November/Anfang Dezember 1944 auf dem Rückzug von der Westfront einquartiert; einer dieser beiden wurde noch am 18. April bei Plauen verwundet, bevor er in Gefangenschaft geriet, aber auch am Leben blieb.
Mit dem damals 13jährigen freundete Frischmann sich an, und einige Details wie gemeinsames Abhören von Radio London – „Hier ist London, wir bringen Nachrichten in deutscher Sprache(?)“ -weisen darauf hin, dass der Österreicher Frischmann ein NS-Gegner gewesen sein dürfte, zumal auch sein Talmud erwähnt wurde, und die Anmerkung, dass Frischmann als Feldwebel degradiert worden sei, deckt sich wohl mit meinen Recherchen im Kronacher Heimatkundlichen Jahrbuch 2016 bzw. mit dem Nachtrag 2019
Dem Jungen aus dem Saarland blieb bis heute Frischmanns Laubsägevorlage für ein Nähkästchen vor Augen
UNSERER LIEBEN MUTTI WEIHNACHTEN 1944
und dieses hat ihn bis heute begleitet: wieder ein kleines Steinchen zum Leben eines der rund 20.000 von NS-Militärjustiz und NS-Feldrichtern zu Tode gebrachten Kriegsgegnern.
Deshalb auch diese meine Anregung für die oben zitierte Absicht des Gemeinderats, eben auch weiterer Nordhalbener zu gedenken:
zunächst der im Kronacher Jahrbuch 2019 erinnerten vier Euthanasieopfer, und weiter des im Herbst 1944 von Nordhalbener Polizisten erschossenen Emilio Benedetti - ebenda.