von unserem Mitarbeiter Karl-Heinz Hofmann Theisenort — Kirchenpfleger und und "Kindergartenbeauftragter" Heinz Kraus freut sich über den Fund alter Aufzeichnungen einer ehemalige...
von unserem Mitarbeiter
Karl-Heinz Hofmann
Theisenort — Kirchenpfleger und und "Kindergartenbeauftragter" Heinz Kraus freut sich über den Fund alter Aufzeichnungen einer ehemaligen Ordensschwester und Kindergärtnerin über die Geschichte des katholischen Kindergartens Theisenort. Heinz Kraus traut seinen Augen nicht. Vor einigen Tagen stieß er wieder einmal beim Aufräumen und Ordnen des Pfarrarchivs auf wichtige alte Unterlagen. Ob es um die Kirchengeschichte, Kunstschätze in der Kirche oder um den Kindergarten geht, Heinz Kraus ist in seinem Element angekommen, wenn er irgendwo etwas Altes neu entdeckt und somit die Sammlung und das Archiv um kostbare Schätze, sei es in Schrift, Bild oder Gegenständen, bereichern kann.
"Nutznießer werden unsere Kinder und Enkel in der Pfarrei sein", sagt er schmunzelnd.
Seit Heinz Kraus im Jahre 2010 als Kirchenpfleger bestellt wurde, beschäftigt er sich gerne mit der Geschichte der Pfarrei und archiviert Entdecktes oder Wiederentdecktes akribisch für die Nachwelt. Dieses Mal ist es ein verstaubtes Tagebuch einer Ordensschwester, das sein Interesse steigert. Er hält das kleine schwarzrote Notizbuch in der Hand und staunt, alles ist handschriftlich eingetragen. Bei weiterem Studium wird ihm klar, es handelt sich um ein minutiös geführtes Tagebuch einer einstmaligen Ordensschwester, die als Kindergärtnerin in Theisenort tätig war. Die Ordensschwester der Franziskanerinnen aus Vierzehnheiligen, M. Aqwinata Porzelt, hat es geschrieben und Aufzeichnungen gemacht, die bis in das Jahr 1935 zurückreichen, was belegt, dass es in Theisenort seit 80 Jahren einen Kindergarten gibt. Und ihre gewissenhaften Aufzeichnungen enden im Jahr 1966.
Kopieren und digitalisieren
Darin ist auch belegt, dass die erste Ordensschwester, die ab 1945 den Kindergarten leitete, Schwester Eppiphana war. Sie war damit die erste Kindergartenleiterin unter der Trägerschaft der katholischen Kirche ab Mai 1945, also vor 70 Jahren. Vorher wurde der Kindergarten von der amerikanischen Besatzungsmacht an den Pfarrer und Bürgermeister übertragen.
In dieser für alle Menschen, Kinder und Eltern schweren Zeit wurden Ordensschwestern zur Kindergartenleitung berufen. Alle Dokumente, ob Schriftstücke, Bilder oder sonstige Unterlagen, die den Werdegang und die Geschichte des seit 80 Jahren in Theisenort bestehenden Kindergartens belegen und beschreiben, muss er kopieren und digitalisieren.
Die Gründung des Theisenorter Kindergartens fällt in die Zeit des Nationalsozialismus und lässt sich bis in das Jahr 1935 nachverfolgen.
Im Einvernehmen mit der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV), die als Träger des Kindergartens bis zum Kriegsende 1945 verantwortlich war, wurde die Ideologie des Dritten Reiches den Kindern vermittelt. Doch aus dieser Zeit sind keine Unterlagen mehr im Pfarrarchiv vorhanden, es darf angenommen werden, dass diese Unterlagen alle von Nationalsozialisten vernichtet wurden.
Deshalb ist der Kirchenpfleger und die Kirchengemeinde dankbar, solche wichtigen Unterlagen als Zeugen der Vergangenheit noch aufzufinden, so wie sie von der Ordensschwester M. Aqwinata aufgezeichnet wurden. Heinz Kraus: "Daraus konnte ich entnehmen, dass wir in diesem Jahr 2015 ein Doppeljubiläum feiern können.
Nämlich die erste Eröffnung eines Kindergartens in Theisenort vor 80 Jahren und die Übernahme der Trägerschaft der katholischen Kirche vor 70 Jahren, die heute noch Bestand hat." Der Kindergarten hatte in diesen sieben Jahrzehnten katholischer Trägerschaft eine bewegte Geschichte. Der erste Kindergarten war in einem roten Backsteinhaus, integriert in der oberen Schule. Der Kindergartenalltag kollidierte oft mit den Schülern der Fünft- bis Achtklässler. 1956 schien eine Lösung nahe. Die Genehmigung von 50 000 DM vom Ordinariat in Bamberg für einen Neubau war eingetroffen. Die alte Scheune wurde eingerissen und der Neubau eines Kindergartens in Angriff genommen. Am 19. Juli 1956 folgte schon die Grundsteinlegung durch Altmeister Ultsch und Pfarrer Georg Hundsdörfer. In einfacher schlichter Feier erfolgte am 29. September 1956 die Einweihung des neuen Kindergartens.
Schon zehn Jahre später erfolgte leider eine kurzzeitige Schließung wegen Schwesternmangels.
Doch 1966 konnten die Türen wieder geöffnet werden. Weltliche Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen übernahmen von nun an die Betreuung der Kindergartenkinder. Eine Modernisierung mit der Integration einer Kinderkrippe erfolgte im vergangenen Jahr und wurde im November 2014 mit der Integration einer "Nestgruppe" (Kinderkrippe) abgeschlossen.
Die Kirchenverwaltung beabsichtigt, noch in diesem Jahr eine Jubiläumsfeier für 80 Jahre Kindergarten und 70 Jahre Trägerschaft der katholischen Kirche zu veranstalten. Ein Termin hierfür wird noch bekanntgegeben.