Kinder forschen und verstehen

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Bei einem Versuch von Galileo finden die Kinder heraus, was passiert, wenn zwei Kugeln aufeinander prallen. Foto: Tina Meier
Bei einem Versuch von Galileo finden die Kinder heraus, was passiert, wenn zwei Kugeln aufeinander prallen. Foto: Tina Meier

Für zwei Wochen verwandelt sich die Anton-Wölker-Schule in ein Forschungslabor. Am Freitagnachmittag erkundeten die Schüler gemeinsam mit ihren Familien 52 naturwissenschaftliche Phänomene.

Wie bringt man einen Würfel zum Rollen? Warum tanzt ein Luftballon über einem Luftstrom? Warum fühlen sich manche Stoffe unterschiedlich warm an? Die Neugierde der Grundschüler ist geweckt. Begeistert drängen sie sich durch die Gänge der Anton-Wölker-Schule und ziehen ihre Eltern und Geschwister hinter sich her.
Seit einer Woche beschäftigen sie sich bereits in Unterrichtsstunden und beaufsichtigten Pausen mit den 52 Exponaten der Miniphänomenta. Am Freitagnachmittag waren ihre Familien dazu eingeladen, gemeinsam mit den Kindern zu experimentieren, um physikalische, chemische und technische Phänomene zu ergründen.
Die Miniphänomenta wurde an der Universität Flensburg entwickelt und wandert pro Jahr durch zwölf bayerische Grundschulen. "Staunen, forschen und begreifen, das ist der Ansatz", erklärt Carolin Gutmann, die Projektleiterin vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. Die Schüler sollen dazu animiert werden, kreative Lösungen zu suchen und ihrem Lerneifer zu folgen.
Auch die Eltern standen das eine oder andere Mal vor einem Rätsel. Denn bei der Miniphänomenta wird nichts auf Schildern erklärt. Wer wissen will, was hinter den Phänomen steckt, muss selbst darauf kommen. "Vorschnelle Erklärungen sind der Tod für die Neugierde", sagt Gutmann. "Die Schüler geben sich sonst zu schnell zufrieden. Sie sollen auf Fragen stoßen und unvoreingenommen lernen."
Nicht einmal die Lehrer dürfen den Kindern Tipps geben. "Es ist manchmal schwer, sich zurückzuhalten, aber wenn sie bei mir nachfragen, muss ich sagen: Ich weiß es nicht, probiere es doch noch einmal selbst", erklärt Lehrerin Susanna Schwarz. In der ersten Woche konnte sie beobachten, wie sich das Verhalten der Kinder änderte. "Zuerst ging es schnell schnell von einer Station zur nächsten, dann befassten sie sich genauer mit einzelnen Experimenten", berichtet sie. Indem die Kinder auf sich allein gestellt sind, arbeiten sie außerdem zusammen. Wenn einer herausfindet, welcher Gegenstand im Wasser untergeht und welcher an der Oberfläche treibt, erklärt er es dem nächsten.
Auch am Freitag stand niemand alleine an einer Station. Acht Hände können schneller die Holzklötze auf der schiefen Unterlage so verteilen, dass der Ball möglichst lange rollt. Drei Hände lassen die Murmeln gleichzeitig los, um zu erfahren, welche Kugelbahn die schnellste ist. Und um einen Würfel über eine gewellte Wippe rollen zu lassen, müssen vier Hände anpacken und sich genau abstimmen.
Eine weitere Besonderheit am Konzept der Miniphänomenta ist die Nachhaltigkeit. Einzelne Stationen sollen der Schule langfristig zur Verfügung stehen. Deshalb konnten sich die Schüler ihre Lieblingsstationen aussuchen, die sie mit der Hilfe ihrer Eltern und einer Anleitung nachbauen. So wird der Forscherdrang der Kinder auch nicht gebremst, wenn die Exponate am Freitag in die nächste Schule weiterziehen.