Bewältigung Mit einer Vernissage eröffnete die Selbsthilfegruppe der Schlaganfall-Betroffenen auf dem Gelände der Schön-Klinik in Bad Staffelstein die Kunstausstellung "Gekrönte Häupter". Die Skulpturen sind noch einige Zeit zu sehen.
von unserer Mitarbeiterin Gerda völk
Bad Staffelstein — "Wir halten immer Ausschau nach Objekten, mit denen wir den Pflegeheimgarten aufwerten können", berichtet Angelika Lauer vom Pflegeheim Elisabeth in Lichtenfels. Es ist nicht ihr erster Besuch einer Vernissage der Selbsthilfegruppe der Schlaganfall-Betroffenen auf dem Gelände der Schön-Klinik in Bad Staffelstein.
Rund 350 Besucher waren am Sonntag bei wunderbarem Herbstwetter zur Ausstellungseröffnung erschienen. Die Künstler der Selbsthilfegruppe haben ihren künstlerischen Workshop in diesem Jahr unter dem Motto "Gekrönte Häupter" gestellt. Seit 1998 ist der regelmäßig wiederkehrende Workshop ein Fixpunkt im Jahreskalender der Selbsthilfegruppe.
In ihrer Begrüßungsrede dankte Vorsitzende Renate Göller allen Künstlern, die ihre Werke zur Verfügung gestellt haben und damit einen Beitrag zur Finanzierung der Selbsthilfegruppe leisteten. Ihr Dank galt auch dem künstlerischen Leiter Horst Hauck für dessen Engagement und der Schön-Klinik für die Bereitschaft, ihr Gelände zur Verfügung zu stellen.
"Gekrönte Häupter" haben in der Vergangenheit direkt oder indirekt auch im Gottesgarten am Obermain gewirkt. Neben den Bamberger Bistumsgründern Kaiser Heinrich und Kaiserin Kunigunde haben sich die Künstlerinnen und Künstler der Selbsthilfegruppe auch von der jüngeren Geschichte inspirieren lassen: Der bayerische Prinzregent Luitpold ist als "Prinz Poldi" gemeinsam mit dem ehemaligen König Otto mit vergoldeten Kronen auf dem Haupt dargestellt.
Nicht nur den Hochadel porträtiert "Zwei Halunken" lautet der Titel einer anderen Skulpturengruppe, die stumm Richtung Kloster Banz blickt. Kein gekröntes Haupt, sondern eher ein Untertan aus dem Volk ist hingegen die Skulptur des Bauern Konrad.
Entstanden seien diese und weitere Exponate im Verlauf eines langen Wochenendes, an dem Schlaganfall-Betroffene und Helfer teilgenommen haben, berichtet Renate Göller. "Jeder hilft jedem, das ist Sinn und Zweck des Wochenendes." Die künstlerische Betätigung helfe bei der Bewältigung der Krankheitsfolgen und stärke zudem das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf finanziere die Selbsthilfegruppe Aktivitäten, wie betreute Reisen und Ausflüge.
Schon bei der letzten Ausstellung hat Angelika Lauer vom Pflegeheim Elisabeth zwei Exponate erstanden, auch dieses Mal stehen eine Vogeltränke und eine Stele auf ihrer Wunschliste.
Doch nicht nur Großobjekte stehen an diesem Tag im Fokus des Interesses der Besucher, auch kleinere Objekte finden ihre Liebhaber - beispielsweise eine in Stein gemeißelte Katze und ein Marienkäfer. "Für mich ist es ein Glückskäfer", sagt die neue Besitzerin. Durch einen Unfall habe die Funktionalität des Handgelenks der künstlerisch begabten Frau gelitten. Den Marienkäfer möchte sie noch anmalen. Die Kinder Eva und Peter sind dagegen von der Katze ganz begeistert.
Chefarzt Friedrich von Rosen würdigte das Engagement der Selbsthilfegruppe: Die künstlerische Betätigung bringe mitunter Fähigkeiten hervor, die den Betroffenen vor ihrem Schlaganfall gar nicht bewusst waren.
Das Blasorchester "Hirschaider Blech" unter der Leitung von Helmut Weiniger begleitet die Vernissage musikalisch.
Alle Skulpturen sind noch einige Wochen im Außenbereich der Schön-Klinik zu sehen.