"Jede Schließung tut weh"

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Im Schaufenster von Textil-Winkler hängt eine klare Aussage. Fotos: Peter Groscurth
Im Schaufenster von Textil-Winkler hängt eine klare Aussage. Fotos: Peter Groscurth
Die Filiale von Textil-Winkler in der Fußgängerzone am am Paradeplatz
Die Filiale von Textil-Winkler in der Fußgängerzone am am Paradeplatz
 

Wirtschaft  In der Forchheimer Filiale von Textil-Winkler gehen Ende Dezember die Lichter aus. Die Werbegemeinschaft bedauert diese Entscheidung und fürchtet um die Attraktivität der Innenstadt für die Kunden aus der Region.

von unserem Redaktionsmitglied 
Peter Groscurth

Forchheim — In wenigen Tagen verschwindet in Forchheim erneut ein bekanntes Geschäft, schließt Ende Dezember seine Pforten: Textil-Winkler in der Hauptstraße. Das Schild Räumungsverkauf prangt groß und breit im Eingangsbereich, zeugt vom baldigen Ende und stimmt die Kunden auf ordentliche Preisnachlässe ein.
Bleibt denn erneut ein großer Laden leer, hängen in den Schaufenstern dann Schilder, auf denen händeringend nach neuen Mietern gesucht wird? Schließlich stehen auch schon andere Immobilien in der Forchheimer Innenstadt leer. Eine weitere Frage tut sich nach dem Grund für die Schließung auf.

Hauptgeschäft in Ebermannstadt

Die Chefin Cecilie Winkler bedauert diesen Schritt: "Ich habe mir die Entscheidung nicht einfach gemacht, aber aus privaten Gründen habe ich mich nun dazu entschlossen." Künftig will sich die Geschäftsfrau auf ihren Hauptladen in Ebermannstadt sowie die Postagentur in Röttenbach konzentrieren. "Aber ich höre oft, dass die Stammkunden es schade finden, wenn wir nicht mehr in Forchheim sind", fügt sie an.
Kein Wunder, denn 16 Jahre lang gab es Textil-Winkler am Paradeplatz. Liegt das Aus auch am schwindenden Interesse der Kunden? "Nein, eher nicht, aber ich möchte mich auch mehr um das Internet-Geschäft kümmern", erklärt Cecilie Winkler. Seit einiger Zeit betreibt sie auf den Handelsplattformen Amazon und Ebay einen Online-Laden für Wäsche und Schuhe, macht dort gute Umsätze und will dieses Standbein weiter stärken. Schon heute erzielt sie fast 30 Prozent ihres Umsatzes aus diesem Segment, verschickt ihre Waren europaweit.

Defizite in der Innenstadt

Doch wie sieht die Forchheimer Geschäftswelt das Aus für Textil-Winkler? Stefan Schick, Vorsitzender der Werbegemeinschaft, wird nachdenklich bei diesem Thema: "Jeder einzelne Laden in der Innenstadt bringt uns Kundenfrequenz und jede Schließung - gerade im Textilbereich - tut weh und ist ein herber Verlust." Gerade bei Mode und Bekleidung habe Forchheim ein Defizit. Schick weiß, dass nur 30 Prozent der vorhandenen Kaufkraft für Mode auch in Forchheim ausgegeben wird. "Den Rest verlieren wir an das Umland, vor allem nach Erlangen", fügt Schick an.
Er bedauert, dass innerhalb von nur kurzer Zeit drei namhafte Geschäfte - Parfümerie Höfer, Schuh-Mengin und nun Textil-Winkler - verschwinden: "Die Innenstadt kann nicht nur mit Essen und Trinken die Menschen locken." Schick kritisiert den starken Fokus auf die Märkte und Einkaufszentren am Rand der Stadt und in der Region.
Er fordert: "Politik und Eigentümer müssen dafür sorgen, dass wir auch in der Stadt große Ladenflächen haben, damit interessante Filialisten neue Märkte eröffnen und so für mehr Kunden im Zentrum sorgen." Hierzu würden Größen von 500 bis 1500 Quadratmeter benötigt.
"Wir brauchen starke Magnete für die Menschen, damit sie hier genügend attraktive Angebote und Auswahl haben", erklärt Schick. Damit nicht irgendwann die Menschen an leeren und zugeklebten Schaufenstern vorbeihuschen. Genügend Beispiele gibt es dafür in der Hauptstraße schon. Ein Passant findet diese Entwicklung tragisch: "Die jungen Leute kaufen nur noch im Internet und beklagen dann, wie langweilig es in der Stadt geworden ist, weil die Geschäftswelt weg ist." Ob sich dieser Trend wieder umkehren wird?