In Kemmern wachsen die Deiche

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Beim letzten größeren Sommerhochwasser im Juni 2013 blieb der Main bei Kemmern, bei einem Pegelstand von knapp unter sechs Metern - und damit deutlich unterhalb der Deichkrone. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Beim letzten größeren Sommerhochwasser im Juni 2013 blieb der Main bei Kemmern, bei einem Pegelstand von knapp unter sechs Metern - und damit deutlich unterhalb der Deichkrone.  Foto: Ronald Rinklef/Archiv
 
Hochwassermarken an der Kirche in Kemmern Foto: Hans Kurz
Hochwassermarken an der Kirche in Kemmern Foto: Hans Kurz
 

Die Gemeinde erhält in den kommenden Jahren einen besseren Hochwasserschutz. Damit soll der Ort gegen Extremfluten gesichert sein, die noch größer als das Weihnachtshochwasser von 1967 sind.

Die letzte Flut, bei der der Main in Kemmern eindrang, war das Weihnachtshochwasser von 1967. Markierungen an der Kirche und am Rathaus zeigen, wie hoch das Wasser damals stand. Es dauerte danach noch gut zehn Jahre, bis der Ort eine Hochwasserfreilegung erhielt. Doch die Anforderungen an den Schutz vor einem Hochwasser, wie es statistisch nur alle 100 Jahre zu erwarten ist, sind aufgrund des Klimawandels und der Erfahrungen andernorts gestiegen. Darum soll auch Kemmern bald einen verbesserten Hochwasserschutz erhalten, der den Ort gegen ein 100-jährliches Hochwasser (HQ100) wappnet.

Denn ein paar Mal schwappte der Main seit dem Weihnachtshochwasser bis nahe an die bestehende Deichkante. Am nächsten kam er ihr in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 2003. Der Pegel stieg gegen Mitternacht auf über sieben Meter. 730 Kubikmeter Wasser rauschten Sekunde für Sekunde - zum Glück - an Kemmern vorbei.

Für Bürgermeister Rüdiger Gerst, damals erst gut ein halbes Jahr im Amt, eine unruhige Nacht. Er erinnert sich, wie er am Vorabend vom Katastrophenschutz telefonisch gewarnt worden war, dass die Deiche möglicherweise nicht standhalten könnten und die Evakuierung Kemmerns vorbereitet werden müsse.

Knapp davongekommen

So weit kam es nicht. Aber es wurde klar, dass der 1978 bis 1980 errichtete Hochwasserschutz für Kemmern in die Jahre und an die Grenzen gekommen war. Und nachdem Bayern bereits 2004 einen Klimazuschlag für die Berechnung und Planung von Hochwasserschutzanlagen eingeführt hat, der für ein HQ100 bei 15 Prozent liegt, ist seit Jahren klar, dass die Deiche und andere Schutzmaßnahmen in Kemmern verstärkt werden müssen.

Es sind auch schon mehr als 100 Jahre vergangen seit dem letzten ganz großen Hochwasser. Die Markierung für die Überschwemmung vom Februar 1909 an der Kemmerner Kirche befindet sich noch ein Stück über der des Weihnachtshochwassers '67.

Das für den Hochwasserschutz zuständige WWA Kronach war jedoch in den vergangenen Jahren gut ausgelastet. Im Landkreis Bamberg beispielsweise mit der Planung und Ausführung des Hochwasserschutzes in Bischberg, die punktgenau zum letzten größeren Hochwasser im Januar 2011 fertig wurde. Oder am Leitenbach bei Memmelsdorf und der Regnitzau in Hirschaid. Vordringlich war und ist vor allem die Aufgabe Hallstadt, wegen des dort vorhandenen Schadenspotenzials von 50 Millionen Euro.

Drei Schwerpunkte

In Hallstadt, wo das WWA schließlich im Sommer 2016 die Baugenehmigung erhielt, ist erst dieses Jahr mit den ersten Vorarbeiten begonnen worden. Wann in Kemmern mit dem 7,2-Millionen-Euro-Projekt begonnen werden kann, steht noch nicht endgültig fest.

Wenn es aber losgeht, ist laut WWA mit einer reinen Bauzeit von neun bis zwölf Monaten zu rechnen. Dabei wird der Deich, der fast ganz Kemmern umschließt, auf einer Länge von etwa 2600 Metern verstärkt. Das heißt er wird, wo es räumlich möglich ist, erhöht und Verbreitert. Wo weder fluss- noch ortsseitig genügend Platz ist, werden sie mit einer Mauer erhöht. Diese soll sichtbar zwischen gut einem halben und maximal einem Meter über die Deichkrone ragen. Außerdem müssen neue Deichverteidigungswege angelegt werden, auf denen im Notfall Sandsäcke und schweres Gerät herangebracht werden können. Diese verlaufen in der Regel ortsseitig, an Engstellen auch oben auf dem Damm. Dritter Schwerpunkt ist ein neues Binnenentwässerungssystem.