Harald Fischer hätte sich früher nicht einmal auf den Staffelberg getraut, heute ist er ein versierter Kletterer.
Er ist einer der auszog, um das Fürchten zu lernen. Nicht so, wie die Brüder Grimm in dem bekannten Märchen schildern, sondern das Sich-fürchten als Überlebensstrategie, aber auch als Quelle für das Gefühl von Stärke und Selbstbewusstsein. Das formte Harald Fischer aus
Lichtenfels zu einem alpinen Klettersteigprofi, der den Watzmann, Wilden Kaiser und Co. mal so eben hoch und runter marschiert.
Doch das war nicht immer so. Vor 20 Jahren hätte er sich noch nicht einmal auf den Staffelberg getraut, sagte er unserer Zeitung. Die Höhenangst machte ihm zu schaffen. Beim Segelflug, den er beim Aeroclub Lichtenfels lernte, trat keine Angstreaktion auf. Er gehörte zu den Menschen, die nur im Freien Beschwerden haben, wenn sie hinter einer Glasscheibe stehen, kommt es zu keinen Symptomen der Krankheit. Doch Harald Fischer wollte es nicht dabei bewenden lassen.
"Ich habe mit leichten Klettertouren begonnen und mich von Jahr zu Jahr gesteigert", erinnerte er sich. Und die Berge, die Natur habe ihn immer mehr fasziniert. "In den Bergen rückt das hektische Streben in weiter Ferne. Inmitten unberührter Landschaft erinnert hier kaum etwas an die vermeintlichen Errungenschaften des Menschen", sagte er. "Vor der Erhabenheit der Berge verblassen zugleich auch die eigenen Problemchen", so der heute routinierte Alpinist. Beim Bergwandern sei alles "im flow". Man denke streckenweise an gar nichts, der Kopf wird leer. "Es ist ein Zustand, der das Zeitgefühl außer Kraft setzt und fast schon meditative Züge trägt."
Geschichtsträchtiges Gebirge
Von dieser Begeisterung ließen sich am Donnerstag die Zuschauer in der Lichtenfelser Stadthalle bei seiner beeindruckenden Multivisionschau "Mountainways" anstecken. Der Wilde Kaiser sei ein geschichtsträchtiges Gebirge. Fischer zeigte den "Widauer Klettersteig" auf den Scheffauer, ein Paradegipfel im westlichen Teil des Wilden Kaisers mit freier Aussicht in alle Himmelsrichtungen und den Weg durch die "Steinerne Rinne" auf die Hintere Goinger Halt. Die Aufnahmen hatte Fischer mit einer Digitalkamera gemacht, die er mit einer Hand bedienen konnte.
"Die Berchtesgadener Alpen sind mein Lieblingsgebirge innerhalb Deutschlands", führte Fischer zum nächsten Thema über. Die insgesamt neun einzelne Gebirgsstöcke hätten allesamt einen unterschiedlichen Charakter und seien von Berchtesgaden aus schnell zu erreichen. Er zeigte die Tour vom Königssee über den Rinnkendlsteig zur Kührointalm und von da weiter zum Watzmannhaus. Ab da beginne die Überschreitung des Watzmanngrats über die drei Watzmanngipfel Hocheck, Mittelspitze und Südspitze. "Wir sind bis zur 2713 Meter hohen Mittelspitze gegangen", erläuterte er. Von dort sei man gleichen Tag wieder 2000 Meter nach Berchtesgaden abgestiegen.
"Ramsauer Klettersteig"
Ein weiteres Thema des Vortrags war das extrem verkarstete Dachsteingebirge. Die Höhlensysteme in diesem Gebiet zählten zu den größten der Welt, erklärte der Klettersteigspezialist Die anspruchsvolle Tour "Ramsauer Klettersteig" als wunderschöne Überschreitung der Niederen und Hohen Gamsfeldspitze machte er mit zahlreichen Fotos transparent. Der Naturpark Puez-Geisler im Nordwesten der Dolomiten war dem Thema des zweiten Teils des Vortrags. Wegen seiner Schönheit, der verschiedenen Gesteinsschichten und reichen Naturschätze zähle er zu den neuen Teilgebieten der westliche Teil der Kalkalpen. Schon der Architekt Le Corbusier und Reinhold Messner waren sich einig: Die Dolomiten sind das schönste Bauwerk der Welt. Fischer machte diese Schönheit erlebbar: Der Blick auf die Drei Zinnen und abends,wenn der Rosengarten in tiefem Rot erstrahlt.