Die Zahl der Zweitjobber im Landkreis steigt: Rund 3700 Menschen im Landkreis Erlangen-Höchstadt haben neben dem Haupterwerb noch einen Minijob - 56 Prozent...
Die Zahl der Zweitjobber im Landkreis steigt: Rund 3700 Menschen im Landkreis Erlangen-Höchstadt haben neben dem Haupterwerb noch einen Minijob - 56 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG Nürnberg-Fürth beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur. Besonders verbreitet sind Zweitjobs demnach im Gastgewerbe: 550 geringfügig Beschäftigte arbeiten in der Branche im Kreis Erlangen-Höchstadt - zusätzlich zu einer sozialversicherungspflichtigen Stelle. Gegenüber 2007 stieg ihre Zahl um 141 Prozent.
Auch in Bäckereien sind Minijobs laut Gewerkschaft insbesondere im Verkauf stark verbreitet.
Regina Schleser, Geschäftsführerin der NGG Nürnberg-Fürth, spricht von einem "alarmierenden Trend". "Es kann nicht sein, dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsverhältnis nicht über die Runden kommen." Auf den ersten Blick verzeichne der Arbeitsmarkt im Kreis Erlangen-Höchstadt steigende Beschäftigungsquoten. "Doch die hohe Zahl der Zweitjobber zeigt, dass nicht alles Gold ist, was auf dem Arbeitsmarkt glänzt", so Schleser.
Politik gefordert
Mit Blick auf das Gastgewerbe kritisiert die Gewerkschafterin, die Branche dürfe nicht zur bloßen Minijobber-Domäne werden. "In Hotels, Pensionen und Restaurants brauchen wir mehr gelernte Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte. Aushilfen können auf Dauer keine Fachkräfte ersetzen."
Dringenden Handlungsbedarf sieht die NGG Nürnberg-Fürth auch bei der Politik. "Wenn laut Arbeitsagentur im Kreis Erlangen-Höchstadt mittlerweile nahezu jeder 14. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte einen Nebenjob hat, dann ist hier etwas aus dem Ruder gelaufen", betont Schleser.
Der gesetzliche Mindestlohn sei zwar ein wichtiger Schritt gewesen, um extreme Niedriglöhne abzuschaffen. Doch mit derzeit 8,84 Euro pro Stunde liege die Untergrenze zu niedrig, um davon als Vollzeit-Beschäftigter eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden.
red