IG Bau kritisiert Schieflage auf dem Arbeitsmarkt

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Rund 24 300 Menschen in der Stadt und im Landkreis Coburg arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen. Damit ist der ...

Rund 24 300 Menschen in der Stadt und im Landkreis Coburg arbeiten in Teilzeit, Leiharbeit oder haben einen Minijob als alleiniges Einkommen.
Damit ist der Anteil der so genannten atypischen Beschäftigung an allen Arbeitsverhältnissen im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 36 Prozent gestiegen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau). Die Gewerkschaft beruft
sich hierbei auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung, die die Entwicklung am Coburger Arbeitsmarkt seit 2003 untersucht hat. Damals lag die Quote atypischer Jobs noch bei 27 Prozent.
IG Bau-Bezirkschef Gerald Nicklas spricht von einem "Alarmsignal an die Politik": "Es kann nicht sein, dass wir einerseits einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, aber andererseits so viele Menschen in prekären Verhältnissen arbeiten", sagt Nicklas. Hier sei "grundsätzlich etwas in Schieflage geraten". Der unbefristete Vollzeit-Job müsse dringend wieder zum Normalfall werden, fordert die IG Bau.
Nach Angaben der Böckler-Stiftung hat im Raum Coburg die Teilzeit-Beschäftigung drastisch zugenommen: Arbeiteten 2003 noch etwa 9900 Erwerbstätige in Teilzeit, waren es 2016 bereits rund 15 800 - ein Anstieg von 60 Prozent. "Gerade für Frauen ist es nach einer Familienpause enorm schwer, wieder voll in den Beruf einzusteigen. Gegen die Teilzeit-Falle brauchen wir endlich ein verbrieftes Rückkehrrecht in Vollzeit", so Nicklas.
Ein entsprechender Gesetzentwurf der großen Koalition war im Frühjahr am Widerstand der Union gescheitert.
Auch bei Minijobs gibt es laut Studie keine Entwarnung: Rund 6300 Menschen in Stadt und Kreis waren 2016 ausschließlich geringfügig beschäftigt (2003: 6100). In der Gebäudereinigung machten Minijobs mittlerweile die Hälfte aller Arbeitsplätze aus, berichtet Nicklas. Auch hier seien es insbesondere Frauen, die nach einem Jobverlust oder einer Trennung oft schnell in Hartz IV abrutschten.
Mit Blick auf die Bundestagswahl im September fordert die IG Bau klare Konzepte "gegen die Unwucht am Arbeitsmarkt". Dazu müsse die Abschaffung der Befristungen ohne sachlichen Grund genauso gehören wie die Einbeziehung von Minijobs in die Sozialversicherung. "Dabei sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht. Statt aufs Billig-Prinzip sollten Chefs auf Kontinuität setzen", betont Nicklas. red