Hochrote Köpfe und heftige Diskussionen wegen der Gebietsreform

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Der Gemeinderat von Schwürbitz im Dezember 1977 Repros: Gagel
Der Gemeinderat von Schwürbitz im Dezember 1977  Repros: Gagel
 

Als die wichtigste innenpolitische Aufgabe seiner Legislaturperiode bezeichnete der damalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel 1967 die kommunale G...

Als die wichtigste innenpolitische Aufgabe seiner Legislaturperiode bezeichnete der damalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel 1967 die kommunale Gebietsreform. Die Zahl der Gemeinden wurde in Bayern von 7000 auf etwas mehr als 2000 reduziert. Ein spürbarer Aderlass.
Inzwischen haben sich die Gemüter beruhigt. Für den Michelauer Heimatforscher Ernst Schmidt war dies eine gute Grundlage, um in seinem CHW-Vortrag den Weg zur Gesamtgemeinde Michelau aufzuzeichnen. Es ging dabei um die Eingliederung der Gemeindeteile Neuensee, Schwürbitz und Lettenreuth/Oberreuth. Ernst Schmidt nutzte dabei die Gelegenheit, um auch auf die Ortsgeschichte der einzelnen Orte einzugehen. Etwas bedauerlich war es deshalb, dass sich unter den zahlreichen Besuchern des CHW-Vortrags im Michelauer Korbmuseum nur wenige Bürger aus den genannten Orten befanden.
Es war wie bei einer Brautschau. Die Orte, die ihre Eigenständigkeit verlieren sollten, kokettierten mit den Bewerbern, die je nach "Mitgift" mehr oder weniger heftig um die "Bräute" buhlten. Nicht selten war es deshalb das "Brautgeschenk", welches den Ausschlag gab.
So stand Lettenreuth mit der Verwaltungsgemeinschaft Marktzeuln/Hochstadt in Verhandlung. Auf ihr finanzielles Entgegenkommen angesprochen, zog sich die Delegation der Verwaltungsgemeinschaft in einen Nebenraum zurück. Nachdem ein Lauscher an der Wand mitbekam, dass man offensichtlich zu keinerlei Zugeständnissen bereit war, weil man davon ausging, dass sich Lettenreuth ohnehin an die Verwaltungsgemeinschaft anschließen würde, stand es für die "Braut" fest: Diese Ehe würde sie nicht eingehen, und so kam Lettenreuth/Oberreuth zu Michelau.
Noch holpriger ging es andernorts zu, wusste der Referent in seinem launigen Vortrag zu berichten. Im unterfränkischen "Rebellendorf" Ermershausen widersetzten sich die Bürger energisch der Eingliederung in die Gemeinde Maroldsweisach, so dass schließlich mehrere Hundertschaften der Bereitschaftspolizei den Ort stürmten. Das Rathaus wurde zwangsgeräumt. Seit 1994 ist Ermershausen aber wieder eine selbstständige Gemeinde.
Als es bei der Eingemeindungsfeier von Lettenreuth nach Michelau gepökelte Rinderzunge gab, meinte der Lettenreuther Bürgermeister Andreas Gack: "Mit der Zunge wollt ihr uns woll aach gleich die Michlaare Sprouch beibreng?"
Im Landkreis Lichtenfels entstanden aus 57 Orten letztlich elf Großgemeinden, wobei Michelau von der Einwohnerzahl her die viertgrößte im Landkreis wurde.