"Trio 8" im Kunstraum ist auch für jene zugänglich, die sonst wenig mit moderner Kunst anfangen können.
Rudolf Görtler Gibt es Humor in der bildenden Kunst, die doch eigentlich dem Erhabenen, Schönen, Guten, verpflichtet ist (oder heute dem ohne Erläuterung kaum mehr Zugänglichen)? Sicher gibt es Humor - denken wir an die Neue Frankfurter Schule, die Grenzen zwischen Karikatur und Gemälde verschob, denken wir an Bewegungen wie Surrealismus und Dadaismus.
Manchem Besucher der Ausstellung "Trio 8" im Herzogenauracher Kunstraum dürften die Werke dreier fränkischer Künstler ein Lächeln auf die kunstbeflissenen Züge zaubern. Der Name der Schau erklärt sich aus dem Konzept, wie Christian Haberland vom BBK (Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler) Nürnberg-Mittelfranken als Veranstalter erläutert. Die Ausstellungsserie "Trio" soll jeweils einen Repräsentanten der drei fränkischen BBK-Regionalverbände Unter-, Ober- und Mittelfranken in unterschiedlichen Räumen vorstellen und so den Austausch und die Vernetzung fränkischer Künstler fördern. Eine ebenfalls gesamtfränkisch besetzte Jury hat drei Künstler ausgewählt, von denen zwei durchaus dem genannten Genre "komische Kunst" zuzurechnen wären.
Die Rehabilitierung der Antike
Ins Auge fallen zunächst die Holzskulpturen des 67-jährigen Hagga Bühler, der für den BBK Unterfranken angetreten ist. "Königinnen der Scheinzeit" nennt der auch sprachlich fantasievolle gelernte Steinbildhauer seine Serie von bis zu menschengroßen bemalten Figuren, von denen jede auch eine Geschichte erzählt. Da ist ein "Marsmädchen", aus Platanenholz geschnitzt, grün naturgemäß wie die legendären kleinen grünen Männchen. Eine "galaktische Pallas Athene" habe er schaffen wollen, erklärt der Künstler, dem es um eine Renaissance, besser Rehabilitierung der Antike geht. An den Füßen umkränzt ist das Mädchen von einer Inschrift in Chinesisch: "Gibt es Wasser auf dem Mars?"
Grotesk übertrieben sind die Körperformen der meist weiblichen Gestalten, grell die Bemalung wie bei Karussell- oder Galionsfiguren. Da steht eine "Napoleona", ein feminines Pendant zum Eroberer, der einst durch den Spessart marschierte, die heutige Heimat Bühlers, ein "Blitzschlag auf Plattfisch", eine Donna Tella in Anspielung auf den David von Donatello, zu Füßen jedoch nicht den abgeschlagenen Kopf des Goliath, sondern ein Stinktier. Ein Goyamann bezieht sich auf Goyas "Saturn frisst eines seiner Kinder".
Tier oder Mensch?
Unmittelbar zugänglich sind die Malereien und Collagen von Georg Baier (66), der aus Aurachtal stammt, für den BBK Mittelfranken antritt und 1997 den Preis des Kunstvereins Höchstadt erhielt. Seine grotesk-komischen Figuren, die so lächerlich wie beängstigend wirken, die als Tier oder Mensch zu identifizieren oft schwerfällt, kontrastiert er mit Texten aus Frauenzeitschriften, klassisch dekontextualisierend. Er arbeitet häufig mit lädierten Pinseln, die das Fragile, Skizzenhafte der Serien noch unterstreichen. So entstehen Werke wie "Nasenbluten", "Life is a Bitch" oder "Liebe Leser alles gut". "Außer mir mag mich keiner" spricht wohl nicht für die Wertschätzung, die Baiers Collagen finden werden.
Der Dritte im Bunde des "Trios" ist Thomas Michel vom BBK Oberfranken. Der 53-jährige Bamberger hat eine eigene Technik entwickelt, die er "Hydrographie" nennt. Auf sehr kleinen (Dia-)Formaten trägt er Tusche auf, die er verfließen lässt oder auch bearbeitet und dann erheblich vergrößert, unter anderem als Fine-Art-Prints. Ihn faszinieren die "Wachstumskräfte des flüssigen Aggregatzustands", wie er sagt, das Vage, Unvorhersehbare, die Vermischung, manchmal mit Aquarellpigmenten.
So entstehen Strukturen, die an Aufnahmen ferner Planeten erinnern, an Wüsten, den Surrealisten Max Ernst oder auch Anklänge an die Romantik wie Caspar David Friedrichs "Eismeer". Faszinierende Ausblicke und Anlässe zu Assoziationsstrudeln - nur: Lustig ist das nicht unbedingt und daher ein Kontrast zu den Werken der zwei BBK-Kollegen. Was die Ausstellung umso interessanter macht.