"Hier fühlt man sich einfach wohl"

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Trudy und Pat Elsberry im Rosengarten mit Blick auf St. Michael Foto: Hanns Steinhorst
Trudy und Pat Elsberry im Rosengarten mit Blick auf St. Michael Foto: Hanns Steinhorst

Nach fast 50 Jahren besuchen Trudy und Patrick Elsberry aus den USA Bamberg, wo sie drei Jahre lebten.

Das Angebot klang verlockend: "Kreuzfahrt von Wien nach Amsterdam mit Aufenthalt in Bamberg". Patrick und Trudy Elsbery aus Vancouver im Staat Washington/USA mussten einfach zugreifen. Oft hatten sie über die fränkische Domstadt gesprochen, wo sie vor fast 50 Jahren für drei Jahre gelebt hatten. Patrick diente damals als Offizier in der US-Panzerkaserne.

Doch konnte man bei einem vierstündigen Aufenthalt wirklich Erinnerungen aufleben lassen? Trudy war sich sicher, dass es ein sehr emotionaler Besuch werden würde, und beide waren froh, in Hanns Steinhorst, ehemals Stadtheimatpfleger, einen erfahrenen Begleiter zur Seite zu haben.

Nach der Ankunft des Kreuzfahrtschiffs "Grand Circle Rhapsody" im Bamberger Hafen startet die Gedenkfahrt in Gundelsheim, wo Elsberrys von 1971 bis 1973 am Lärchenweg wohnten. Überrascht von den vielen Neubauten und der Erweiterung des Dorfes haben die Amerikaner Mühe, ihr einstiges Domizil wiederzuerkennen, doch auf einmal ruft Trudy aufgeregt: "Hier bin ich mit meinem Baby immer spazieren gegangen." Auf dem Klingelschild des Hauses am Lärchenweg findet sich nicht der Name ihrer damaligen Vermieterin.

Eine Nachbarin, die gerade den Garten gießt, gibt freundlich Auskunft: "Frau P. war meine Freundin, sie ist schon vor vielen Jahren gestorben." Bereitwillig holt sie ein Sterbebildchen mit genauen Daten aus dem Haus. Geschichten aus den 70er Jahren werden ausgetauscht, bevor die Gäste aus Übersee durchs Dorf wandernd die vielen gepflegten Gärten bewundern.

Weiter geht es nach Bamberg, wo Elsberrys ihre damalige Wohnung im Kapellenschlag suchen. Hier lebten sie von 1973 bis zu ihrer Rückkehr nach USA 1974. Trudy freut sich, dass es den hübschen Park hinter den Wohngebäuden noch gibt. Interessiert lässt sich Pat von den neuesten Entwicklungen im Konversionsgelände berichten. Bei der anschließenden Fahrt durch Bamberg versuchen die Amerikaner, bekannte Straßen und Gebäude wiederzuerkennen. "Die Stadt ist viel größer geworden", meint Patrick, er staunt über die vielen Baustellen.

Auf der Altenburg erinnert er sich amüsiert an einen Bären, der gern rohe Eier verspeiste. Trudy, die sich für Architektur interessiert, schildert beim Blick auf Bamberg ihr Bild von der Stadt, das sie zu Hause nahe des Pazifischen Ozeans oft Revue passieren lässt: "Wunderschöne alte Gebäude und viele rote Dächer". Was die Bamberger von Präsident Trump halten und wie sie über die Flüchtlinge in ihrem Land denken, möchten die Amerikaner wissen. In einem angeregten Gespräch werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich.

Viele Touristen

Viel Zeit bleibt nicht für die Altstadt, aber Domberg, Rosengarten, Sandstraße, Altes Rathaus sind ein absolutes Muss. Die Amerikaner sind überrascht, so vielen Touristen aus aller Welt zu begegnen. "Das war in den 70er Jahren noch nicht so. Angesichts der Situation in der Welt ist es gut, zu sehen, in welch friedlicher Stimmung viele Nationen die Schönheit dieser Stadt genießen können. Bamberg ist es gelungen, Altes zu bewahren und mit Neuem zu verbinden. Alles sieht sehr sauber und gepflegt aus, nirgends Abfälle, man fühlt sich hier einfach wohl", fasst Pat seine Eindrücke zusammen.

Vor dem Schiff, wo man sich verabschiedet, verrät Trudy noch, dass ihre Mitreisenden sie vor diesem Erinnerungstrip gewarnt hatten, Unbekannten blindlings zu vertrauen. Ihre Augen glänzen, als sie hinzufügt: "Wir werden berichten, wie freundlich die Bamberger sind. Ich wusste, dass es sehr emotional werden würde - vielen Dank und Auf Wiedersehen!"