Herbergssuche mit Hilfe von oben

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Das Pfarrhaus in Kersbach steht leer. Im nächsten Jahr soll hier ein kleineres Pfarrheim entstehen. Bis dahin könnte es für Flüchtlinge eine Bleibe sein. Foto: Jana Röckelein
Das Pfarrhaus in Kersbach steht leer. Im nächsten Jahr soll hier ein kleineres Pfarrheim entstehen. Bis dahin könnte es für Flüchtlinge eine Bleibe sein. Foto: Jana Röckelein
 

Hilfe  Am Sonntag verkündete der Papst, dass er zwei Flüchtlingsfamilien im Vatikan unterbringen möchte. Welche Kirchengemeinden im Landkreis Forchheim folgen seinem Aufruf, Asylsuchende in Pfarrhäusern unterzubringen?

von unserem Redaktionsmitglied Sarah Dann

Forchheim — Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von Papst Franziskus ausging, dass alle Pfarreien eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen sollen... Sinngemäß lässt sich so die bekannte Bibelstelle aus dem Lukas-Evangelium auf den aktuellen Vorstoß des Oberhirten umformulieren.
Weil viele Turnhallen und Zeltlagerstätten bereits belegt sind, hat Papst Franziskus am Sonntag für eine christliche Unterkunftslösung plädiert: Jede Pfarrei, sämtliche religiösen Gemeinschaften und alle Klöster in Europa sollen eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen.
Jetzt soll der Aufruf im Erzbistum Bamberg - und somit auch im Landkreis Forchheim - ernst genommen und umgesetzt werden. "Alle Kirchengemeinden und alle anderen kirchlichen Einrichtungen sollen ihre Möglichkeiten, Flüchtlinge aufzunehmen, noch einmal prüfen und das Ergebnis melden." Das erklärt Erzbischof Ludwig Schick in seiner Reaktion auf die Sonntagsworte des Papstes.


Hilfe schon vor Ort

Mehrere Pfarreien und Ordensgemeinschaften würden bereits Flüchtlingsfamilien beherbergen. Vor allem die Caritas-Einrichtungen der Erzdiözese seien aktiv, heißt es in der Mitteilung des Erzbistums weiter. "Die Hilfsbereitschaft der Christen ist groß, es wird an vielen Stellen beeindruckende Arbeit geleistet, sowohl von Hauptamtlichen als auch von freiwilligen ehrenamtlichen Helfern", sagte Schick. "Unsere Pflicht zur Nächstenliebe ist derzeit ganz konkret gefordert."
Allerdings sei es gar nicht so einfach, geeigneten Leerstand zu finden. Ein Problem, das zum Beispiel bekannt ist, sind fehlende Duschen in den Gemeindehäusern. Noch sei zudem nicht geklärt, wie schnell und unbürokratisch ein Dach über dem Kopf geschaffen werden könne.
So ist es Georg Holzschuh, Pfarrer in St. Martin und Regionaldekan, nicht klar, "ob man Flüchtlinge einfach in eine leerstehende Wohnung reinlassen kann", oder wie es auf Dauer weitergehen soll. Vier bis acht Wochen eine Notunterkunft zu schaffen sei das eine, auf Dauer Wohnraum zu finden das andere. Zumal er es wünschenswert fände, dass in einem alten Pfarrhaus weiterhin eine christliche Familie leben würde. Letztlich ist die Sache für den Geistlichen aber eindeutig: "Ich denk mir - wir müssen." In diesem Zuge traf sich Holzschuh gestern mit dem Caritas-Geschäftsführer, um zu überlegen, wie es weitergehen kann.


Pfarrwohnung in Kersbach?

Ein leerstehendes Pfarrheim steht zum Beispiel in Wiesenthau. Desweiteren könnte eine kurzfristige Lösung in Kersbach geboten werden. Im Pfarrhaus gebe es eine leerstehende Wohnung, die möglicherweise für einige Wochen bezogen werden könnte, bevor sie im neuen Jahr abgerissen wird, weil ein neues kleineres Pfarrheim an Ort und Stelle entstehen soll. "Wenn man befristet was machen kann", sagt Holzschuh, könnte dieses Gebäude durchaus infrage kommen. Allerdings sei es dafür wohl auch nötig, die Auflagen zu lockern, "es wäre sogar dringend notwendig", sagt Holzschuh.
In Bamberg kündigte Generalvikar Georg Kestel an, dass die zuständigen Mitarbeiter der Bistumsverwaltung in den nächsten Tagen konkrete Vorschläge machen werden. "Wir müssen kreative Lösungen suchen", sagte Kestel und wies zugleich darauf hin, dass bereits Unterkünfte für Flüchtlinge angeboten wurden, jedoch von Seiten der Behörden kein Bedarf signalisiert wurde.
Abgesehen von den Unterkünften für Flüchtlinge weiß Pfarrerin Ute von Seggern, dass die Kirche überhaupt und ihre evangelische Gemeinde St. Johannis Forchheim im Besonderen "sehr gewillt ist, was für Flüchtlinge zu tun". Sie selbst ist zwar noch relativ neu in Forchheim, verweist aber auf den Kollegen im Urlaub, der sich für die Flüchtlingshilfe einsetzt. Wie es auch weitergeht, für sie ist der Aufruf des Papstes keine rein katholische Angelegenheit, sondern könnte ein ökumenisches Projekt werden.