Historie Das ausgelassene Feiern an Fastnacht war der Obrigkeit früher gar nicht recht. Die Menschen ließen sich aber nicht ihren Spaß nehmen und frönten ausgelassen der Mummerei. Verkleiden tun sie sich auch heute noch gerne.
von unserem Mitarbeiter Manfred Welker
Höchstadt/Herzogenaurach — Bevor am Aschermittwoch die besinnliche Fastenzeit anbricht, nähern sich die närrischen Tage ihrem Höhepunkt. Da die beweglichen Feste im kirchlichen Jahreskreis sämtlich vom Osterfest abhängen, das immer an dem Sonntag gefeiert wird, welcher auf den ersten Frühlingsvollmond folgt, sind sie unterschiedlich lang. Heuer beschert uns das Osterfest am 5. April 2015 eine närrische Zeit mit mittlerer Länge. Denn sieben Wochen vor Ostern ist Fastnacht und sieben Wochen nach Ostern Pfingsten.
Das Feiern konnte allerdings früher nicht immer mit der Zustimmung der Obrigkeit rechnen. Ernste Sorgen bereiteten den Regierenden stets die Belustigungen verschiedener Art. Von Volksfesten wie Kerwa und Fastnacht konnten Gefährdung der Sitte und öffentlichen Ordnung ausgehen, so befürchtete man.
Gegen "Mummereien" Um diesen Ausschweifungen entgegenzuwirken, gab es zum Beispiel verschiedene Fastnachtsanordnungen. 1673 erließ der Würzburger Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn (er regierte von 1642 bis 1673) ein Mandat, nach dem "vorm Jahr die Fastnachtsmummereien und -spiele fast bei männiglich überhand genommen, auch allerlei skandalöse und ärgerliche Exzesse dabei sich begeben und zugetragen, wodurch der Zorn Gottes nur mehr erweckt, auch Jung und Alt zu bösem Exempel Ursach gegeben worden: ein solches aber abzuschaffen und sonderlich in diesen gefährlichen Zeiten und Läuften bei dem allmächtigen Gott die wegen dergleichen Ueppigkeiten befahrende Straf abzuwenden ..., ist kurfürstlich Gnaden ernster Befehl, daß sich männiglich in dero Stift Würzburg und Herzogthum Franken, wes Standes, Würde und Wesens der sei, bei
Vermeidung ernstlicher unnachlässiger Straf fürderhin und bei der nächsten Fastnachtszeit solcher öffentlicher Mummereien und Fastnachtsspiele gänzlich enthalten sollen ...". Da diese Verordnungen häufig wiederholt wurden, scheint ihnen allerdings nicht der gewünschte Erfolg beschieden gewesen zu sein.
Die Menschen wollten sich ganz einfach die im Vergleich zu heute wenigen Möglichkeiten des Feierns nicht nehmen lassen.
Was der Fürstbischof noch als "Mummerei" bezeichnete, wird in den heutigen Zeiten als Kostümierung tituliert. Die Verkleidung kann in der heutigen Zeit ganz einfach in Geschäften erworben oder im Theaterfundus ausgeliehen werden.
Aber mehr als das eigene Outfit bewegte viele Menschen im Jahr 2015 die Frage, was wohl der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) oder Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei der fränkischen Fastnacht in Veitshöchheim tragen würden.
Fastnacht ist natürlich die ursprüngliche Bezeichnung in unserer Region. Derartig aufwendige Kostüme wie in der heutigen Zeit konnten sich unsere Großeltern und Urgroßeltern natürlich nicht leisten. Improvisation war daher angesagt. In Höchstadt an der Aisch wird die Fastnacht um 1925 folgendermaßen beschrieben: Man verkleidete sich als Tier, zum Beispiel als Geißbock oder Bär, um die drolligen Bewegungen des Tieres unerkannt öffentlich nachzuahmen und damit manchen Zuschauer in Verlegenheit bringen zu können.
Andere machten sich durch entliehene Kleider und durch Masken unkenntlich und freuten sich darüber, zwar angestaunt zu werden, dabei aber unerkannt zu bleiben.
Ausgesprochen gute Gestalten waren die in bunten, mit Schellen behangenen Gewändern auftretenden Hanswurste oder Harlekins. In der Hand hielten sie eine lange Peitsche, an derem Ende sich eine aufgeblasene Schweinsblase befand. Ein besserer Eindruck war jedoch zu erzielen, wenn sich mehrere Personen zusammentaten und durch ihren Zug etwas Einheitliches darstellten. Dazu zählte zum Beispiel eine Scherenschleiferfamilie, eine Tanzbärengesellschaft usw. In Höchstadt konnte man während der Fastnachtstage teilweise derbe Sprüche hören: "Fosänoacht, dei Husn kracht!"
Mit Fastnacht sind auch Wetterregeln verbunden: "Wenn an Fastnacht die Sonne scheint, ist's für 's Korn und Erbsen gut gemeint." Oder: "Gibt's in der Fastnacht viele Stern', so legen die Hühner fleißig und gern." Oder auch: "Wie die Fastnachtstage schalten, so werden sich die drei Ostertage halten." Und: "Wenn's kalt und frisch an Fastnacht war, dann rechne auf ein gutes Jahr."