Es gibt in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit nur wenige Vereine, die eine zerfallene Burg wieder aufbauen. So ein Verein ist die Schlossberggemeinde in Königsberg.
Ins Leben gerufen wurde sie 1921, also vor 100 Jahren. Seitdem hat sie sich um die Erhaltung und den Wiederaufbau der Stauferburg oberhalb der Stadt Königsberg gekümmert. Ohne sie wären diese Burg und das sie umgebende Areal nicht zu dem geworden, was sie heute sind: ein Zeugnis des Mittelalters und ein Anziehungspunkt für viele Touristen.
Auf das zwölfte Jahrhundert geht die Entstehung der Burg zurück. Errichtet wurde sie von Kaiser Friedrich I. Barbarossa vermutlich zum Schutz des nicht weit entfernt gelegenen Rennwegs, einer auf dem Haßbergkamm gelegenen, wohl frühmittelalterlichen Hochstraße.
Aufbau und Niedergang
In verschiedenen Bauabschnitten wurde die Burg immer mehr erweitert. Bis Mitte des 15. Jahrhunderts wurde an den Ringmauern und Zwingeranlagen gebaut. Vermutlich stammt auch der komplett ausgemauerte, tiefe Brunnen im Burghof aus dieser Zeit. Im 16. Jahrhundert wurde der Pulverturm erstmals erwähnt. Die weiteren Mauertürme und Rondelle entstehen bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts.
Auch einige Kriege musste die Burg mitmachen. So stürmten 1547 im Schmalkaldischen Krieg auf Befehl des Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach die Truppen von Albrecht Förtsch und Wolf von Egloffstein die Burg und nahmen sie ein. Friedrich von Waldau wurde Burghauptmann. Alle Versuche der Ernestiner, die Burg zurückzuerobern, scheiterten.
1569 lösten die Herzöge von Sachsen-Weimar das Pfand wieder aus. Der Bauunterhalt für die Burg beschränkte sich aber für die kommenden 25 Jahre auf ein Minimum. Der Schlossberg war damals in einem desolaten Zustand. Nach einer Begutachtung durch Humpert von Langen beschloss die Regierung zu Weimar dann umfangreiche Instandsetzungsarbeiten. 1616 umfasste die Burg ein Amtshaus mit einer Amtsstube, Wohnstube mit Kammer, Küche mit Speisekammer, zwei Erkerstübchen, zwei Kammern, eine Knechtskammer, einen Dachboden, eine Hohe Kemenate mit Schlosskirche, Speisesaal, zwei Giebelstübchen mit zwei Kammern, Turm mit Wendeltreppe, kleinem Gemach, Stube, Kammer. Dazu gehörten noch ein neuer Bau mit Küchenstube, große Küche mit Speisekammer, Gemach, Kammer und Saal sowie der Wächterturm, ein neues Häuslein und eine Badestube.
Dreißigjähriger Krieg
Den Dreißigjährigen Krieg überstand der massive Baukörper fast unbeschadet. Doch danach verfiel die Burg immer mehr. Schon Anfang des 18. Jahrhunderts wohnte die fürstliche Herrschaft bei ihren Besuchen nicht mehr auf der Burg , sondern in der Stadt. Im Jahr 1757 zog auch der Amtmann aus seiner Wohnung aus. Sie wurde nicht mehr bewohnt. Die Natur bemächtigte sich des aufgelassenen Areals, und die Burg wurde allmählich zum Abbruch freigegeben.
Bereits ab 1663 wurde der Bergfried etappenweise eingelegt. 1754 begann nach einem Teileinsturz der Abriss des Wächterturms und 1761 wurden die ersten Burgmauern eingelegt. Der systematische Abbruch und anschließende Verkauf der Baumaterialien starteten im Jahr 1764. 1788 ist der Treppenturm eingefallen. Bis 1790 waren alle Dächer der Burg abgerissen oder eingestürzt.
1854 kaufte Franz Ronge den inzwischen fast vollständig unter Schutt und Bewuchs begrabenen Schlossberg. Als Erstes ließ der neue Besitzer auf den Resten des Treppenturms den nach ihm benannten Rongeturm als Aussichtsturm herstellen. Um 1900 wurde der im Burghof 1716 verschlossene Burgbrunnen wiederentdeckt.
1904 kaufte die Stadt Königsberg von Ronges Erben den Schlossberg. 1921 nahm die Schlossberggemeinde ihre Arbeit auf und hat sich seitdem das Ziel gesetzt, den Schlossberg freizulegen, zu sanieren und wieder aufzubauen.
Auch durch den Beschuss der Anlage beim Einmarsch der amerikanischen Truppen zum Ende des Zweiten Weltkriegs und den entstandenen Beschädigungen ließ sich die rührige Schlossberggemeinde nicht entmutigen.
Die Stadt Königsberg ist dankbar für die langjährige tatkräftige Unterstützung durch die Schlossberggemeinde. Großen finanziellen Aufwand hat sie sich dadurch gespart und auf diese Weise ein historisches Kleinod erhalten. Jedes Jahr werkelt eine Arbeitsgruppe rund um die Burg . Zuerst wird immer der Bewuchs zurückgeschnitten, um dann an verschiedenen Stellen mit der Instandsetzung fortzufahren oder auch einen zerfallenen Teil wieder aufzubauen.
Seit ein paar Jahren wird am Wiederaufbau des Basteiturms gearbeitet. Diese Arbeiten dürften die freiwillige Arbeitsgruppe der Schlossberggemeinde noch einige Jahre beschäftigen, zumal der Turm mit einem Dach versehen werden soll.
Über 78 625 freiwillige Arbeitsstunden haben die Helfer seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1971 unter Anleitung der Burgvögte - seit vielen Jahren bekleidet Eddi Klug diese Position - geleistet. Wobei sich auch Frauen als "Besenweiber" jedes Jahr ein paar Mal um die Sauberkeit und Ordnung auf dem Schlossberg kümmern. Mit ihrer Arbeit tragen sie dazu bei, dass der Schlossberg einen gepflegten Eindruck bei den vielen Besuchern hinterlässt. Männliche und weibliche freiwillige Arbeitskräfte sind jederzeit willkommen. Sie können sich telefonisch bei Burgvogt Eddi Klug melden und erhalten dort Auskunft.