Gymnasiasten und Lebenshilfe-Schüler kehren aus der Traumwelt zurück

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Gesang und Musik und schauspielerische Darstellung vereinten sich bei dem Theaterprojekt "Morgen will ich König sein". Fotos: privat
Gesang und Musik und schauspielerische Darstellung vereinten sich bei dem Theaterprojekt "Morgen will ich König sein". Fotos: privat
Für ihren Auftritt beim Musical fanden sich die Gymnasiasten und die Lebenshilfe-Schüler in Patenschaften zusammen.
Für ihren Auftritt beim Musical fanden sich die Gymnasiasten und die Lebenshilfe-Schüler in Patenschaften zusammen.
 

Wer würde nicht gerne die Realität verlassen und in eine Traumwelt entfliehen? Doch sind die Träume immer erstrebenswert? Oder ist das reale Leben mit Höhen...

Wer würde nicht gerne die Realität verlassen und in eine Traumwelt entfliehen? Doch sind die Träume immer erstrebenswert? Oder ist das reale Leben mit Höhen und Tiefen ganz in Ordnung? Jugendliche der Musical-Gruppe des Bereichs Offene Hilfen der Lebenshilfe Haßberge und des P-Seminars (Projektseminar zur Berufs- und Studienwahlorientierung) des Regiomontanus-Gymnasiums in Haßfurt suchten auf diese Fragen kreative Antworten. Das inklusive Musical mit dem Titel "Morgen will ich König sein" lief im Ebelsbacher Bürgersaal unter der Leitung des Unfindener Liedermachers Martin Scherer und der Musikpädagogin des Haßfurter Gymnasiums, Petra Schlosser.


Vor über einem Jahr

Die Kooperation der Lebenshilfe Haßberge mit dem Haßfurter Gymnasium begann vor über einem Jahr. 15 Oberstufenschüler begeisterten sich für das Inklusionsprojekt mit der Lebenshilfe und meldeten sich für das P-Seminar an. Die Kooperation gab den Jugendlichen Einblicke in die Arbeit der Lebenshilfe. Was wird im Bereich Offene Hilfen, im Förderzentrum für geistige Entwicklung mit Tagesstätte, bei der Frühförderung und in den Wohnheimen der Lebenshilfe getan? Für Lehrerin Petra Schlosser war es auch sehr wichtig, das Thema Inklusion aufzugreifen und Berührungsängste abzubauen.
Die anfänglichen Berührungsängste bauten sich ab Januar 2016 bei den wöchentlichen Musicalproben sehr schnell ab. Gut tat die Schauspieler-Patenschaft: Jasmin Wagner, Franziska Herbst, Fabian Frysztacki und Michael Stach vom Gymnasium spielten in engem Kontakt mit ihren Musicalpartnern Luisa Krauser, Theresa Dietz, Maik Bäuerlein und Lukas Kümmel von der Lebenshilfe.
Martin Scherer stellte fest, die Jugendlichen unterstützten einander nicht nur, es entstand auch eine fast schon freundschaftliche Bindung. Auch der Liedermacher erhielt bei seinem vierten Inklusionsprojekt mit der Lebenshilfe Haßberge das erste Mal eine Hilfe: Tran Duy Khang übernahm ein Solo und steuerte zwei Raptexte bei. In einem Text verarbeitete und performte er mit Franziska Herbst das schwierige Thema Mobbing. Die anderen Schüler halfen in weiteren Bereichen, etwa beim Bühnenbild, beim Flyer, bei den Plakaten oder sie testeten den Ebelsbacher Bürgersaal auf seine Barrierefreiheit.
Ist die Flucht in eine bessere Traumwelt nun erstrebenswert? Letztendlich erkannten die Akteure, welche Qualitäten ihnen das echte Leben bietet. Das Leben in einer Parallelwelt ist nicht die Lösung. Die Kunst liegt darin, das Positive in der realen Welt zu erkennen und zu schätzen.
Die Leiterin der Offenen Hilfen, Bettina Surkamp, freute sich, ihre Erwartungen wurden "weit übertroffen und die Mühe hat sich trotz des großen Aufwands mehr als gelohnt".
Am Ende gab es kräftigen Applaus - und eine Überraschung: Die Weinscheune Schäfer in Gleisenau und Bürgermeister Walter Ziegler luden zum Pizzaessen ein. Im Herbst wird es noch eine Aufführung im Haßfurter Regiomontanus-Gymnasium geben. Das inklusive Projekt endet dann offiziell im Schuljahr 2017. red