Untereschenbach — Jeder kennt die fleißige Biene, die bei ihren Flügen Pollen sammelt, aus dem der Imker Honig gewinnt. Die süße Substanz hat viele Liebhaber, besonders in Deutschland. Denn die Deut...
Untereschenbach — Jeder kennt die fleißige Biene, die bei ihren Flügen Pollen sammelt, aus dem der Imker Honig gewinnt. Die süße Substanz hat viele Liebhaber, besonders in Deutschland. Denn die Deutschen sind Weltmeister im Pro-Kopf-Honigverzehr. Um andere gute Taten wie das Blütenbestäuben oder die heilende Wirkung wissen die meisten Menschen ebenfalls Bescheid. Doch kaum jemand zieht beim Naschen ein weiteres Bienenprodukt ins Kalkül - das Wachs.
Die Bedeutung dieses Rohstoffs in der Imkerei beleuchtete der Fachberater für Bienenzucht, Gerhard Müller-Engler, in der Zentgrafenhalle. Martin Holzinger, Vorsitzender des Imkervereins Hammelburg, hieß erstaunlich viele Besucher - meist selbst Imker - aus der Region willkommen. Das Thema kam nicht von ungefähr. Auslöser war der "Wachs-Skandal" der jüngeren Jahre, in denen Bienenwachs oft gefälscht oder verunreinigt auf den internationalen Markt gelangte.
Wachs, das sie in einer eigenen Drüse produzieren, verwenden die Insekten als Bau- und Dichtmaterial speziell in den "Kinderzimmern" für die Brut. Um ein Kilogramm zu erzeugen, sei ein gewaltiger Energieaufwand notwendig, nämlich der von mehr als 150 000 Bienen, erläuterte der Referent. Die weiche Masse ist Heizkörper für die Larven, ein "Platz zum Kuscheln", wie Müller-Engler dies in seiner Präsentation darstellte. Ebenso dient es als Vorratsbehälter und verfügt über die Funktion der Leber, also die Entgiftung.
Wachs könne aber noch viel mehr sein, nämlich ein begehrter Rohstoff und eine Handelsware, meinte Müller-Engler. Beim Umgang mit dieser Masse sollte der Verarbeitende über das notwendige Fachwissen verfügen. Die Problematik bei der Verarbeitung ergebe sich aus den Rückständen von Bienen-Krankheiten und Umweltgiften, die sich in der Wachsmasse anreichern können. Wenn dieser "Schwamm" voll ist, gelangen die Schadstoffe in den Honig, so der Referent.
Qualität ist wichtig
Wachsverfälschungen, zum Beispiel mit Paraffin, Stearin oder anderen Stoffen, sind nicht neu und kämen häufig aus fernöstlichen Ländern, erklärte Müller-Engler. Auch die Unterscheidung zwischen einem Wachsschaden an der Wabe und einer Bienenkrankheit sei nur schwer erkennbar. Daher rät der Fachberater zu Maßnahmen zur Qualitätssicherung. Untersuchungen von Wachsverfälschungen und Rückständen bietet der Bienen-Gesundheitsdienst Bayern, der von im vorigen Jahr getesteten Proben fast 30 Prozent als "gepanscht" aufdeckte.
Bewusste Standortwahl
Doch der Imker könne auch selbst etwas tun, indem er keine illegalen Medikamente einsetzt, eine angepasste Varroa-Bekämpfung betreibt und auf fettlösliche Behandlungsmittel verzichtet, so die Ausführungen weiter. Zur Prophylaxe zählen außerdem die Vermeidung belasteter Standorte, etwa Industriegebiete oder Autobahnen, und der Einsatz von probaten Pflanzenschutzmitteln wie Ameisen- oder Milchsäure. Beim Zukauf von Wachs sollte der Käufer darauf achten, dass er echtes Bienenwachs kauft, was auch auf der Rechnung vermerkt sein sollte. Billigangebote empfiehlt der Fachmann "kritisch zu prüfen".
Im zweiten Teil seines Referats gab der Fachberater Tipps und Informationen zur Wachsbearbeitung. Dem "Nebenprodukt" Wachs - oft vergessen oder in die Schublade gelegt - kam damit die Würdigung zu.