Die "Tan-Go Nights" in der Alten Seilerei in Bamberg überzeugen auch durch die Liebe zum Detail.
Wie es so ist, wenn man sich Kindheitsträume erfüllt, wurde letzte Woche bei den "Tan-Go Nights" in der Alten Seilerei nichts dem Zufall überlassen. Melanie Day hat lange auf Kreuzfahrtschiffen getanzt, bevor sie nach Bamberg kam und hier nun, ihrem Traum folgend, die MDance Company gründete und für ihr erstes "Tanzspektakel" drei weitere Tänzerinnen sowie drei Tänzer und eine Sängerin aus ganz Deutschland zusammenholte.
Der Abend beginnt, ja, mit einem Besen. Ein Kellner fegt um die Tischchen herum, die vor einer Bar stehen (Bühne: Paul Day). Ein Paar kommt dazu, der "Tango de Roxanne" mischt sich aus den Lautsprechern drein, weitere Tänzer gesellen sich locker daher, irgendwann fliegt der Besen beiseite und die erste Gruppenchoreografie nimmt Fahrt auf.
Optimistischer als der alte Tango
Es folgen 18 weitere Nummern, inhaltlich lose in einer Geschichte aus Liebe, Eifersucht, Frust und Lebensfreude verknüpft. Am Schluss bekommt jeder, was er sucht, heißt es im Programmheft. Damit ist "Tan-Go" optimistischer als der alte Tango, der gern von den deprimierenden Aspekten der Liebe erzählt. Aber auch wenn "Tan-Go" alles andere ist als ein Tango-Abend, so ist dieser Abend doch vom Tango durchsetzt. Das fängt beim Programmheft an, geht weiter über die Kostüme bis hin zur Musikauswahl und den Choreografien.
Zwar wird enttäuscht, wer traditionelle Tangomusik erwartet hat, aber aus den zackigen Figuren von Alfred Hauses "Hernandos Hideaway" oder den melancholischen Linien des "Tango to Evora" von "Café Anatolia" spricht der Tango ebenso wie aus den elektrischen Klängen von "Gotan Project". Dazu gesellen sich Soulnummern, Flamenco sowie zwei live von Michaela Duhme gesungene Lieder.
Ähnlich ist es bei der Show. In immer neuen Konstellationen werden die Tänzer gemischt: flotte Gruppenchoreografien, Paare, aber auch eine sehnsuchtsvolle Solonummer mit allem, was dazugehört, mit Straßenlaterne und der Geliebten am Fenster. Hier ein Tangoschritt, dort ein argentinischer Hackenschlag, das Meiste aber kommt eher vom Modern und Jazz Dance oder vom Hiphop.
Das Besondere daran
Was diesen Abend zum Besonderen macht: Erstens bietet er gut gemachte, konventionell gearbeitete Tanzunterhaltung, was so in Bamberg nur schwer zu finden ist. Zweitens die Liebe zum Detail, die sich auf alles erstreckt: auf Kostüm und Licht, auf die Inszenierung, die sogar den Besen noch mal ins Tanzspiel bringt, und nicht zuletzt die getanzte Applausordnung. Eine Ankündigung für das nächste "Spektakel" darf da nicht fehlen: "Die vier Elemente". Auch dieses würde gut in die Alte Seilerei passen. Deren Aus ist aber absehbar, ein neuer Ort wird gesucht.