Gegen das Artensterben

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Eine Hummel auf einer Kratzdistel. Für das Natura-2000-Gebiet zwischen Kauerndorf und Trebgast soll jetzt ein Managementplan ausgearbeitet werden. Bereiche, in denen sich außergewöhnlich schützenswerte Tiere und Pflanzenarten befinden, sollen geschützt werden. Foto: NABU/Helga May
Eine Hummel auf einer Kratzdistel. Für das Natura-2000-Gebiet zwischen Kauerndorf und Trebgast soll jetzt ein Managementplan ausgearbeitet werden. Bereiche, in denen sich außergewöhnlich schützenswerte Tiere und Pflanzenarten befinden, sollen geschützt werden.  Foto: NABU/Helga May

Zwischen Kauerndorf und Trebgast gibt es Natur pur. Um diese zu schützen, soll ein Managementplan erarbeitet werden.

Flüsse, die sich malerisch durch den Wald schlängeln, in denen sich Mühlkoppen und Bachneunaugen tummeln, sind charakteristisch für die Region zwischen Kauerndorf und Trebgast. In der Schorgasttalaue und an den Muschelkalkhängen findet man weitere natürliche Besonderheiten. Man sieht sogar gefährdete Arten wie den dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling.

Der Schmetterling kommt nur auf den Wiesen vor, auf denen der Große Wiesenknopf blühen darf. Schmetterlingsweibchen legen ihre Eier nämlich nur in die blühenden Köpfchen der Pflanze. Wenn vor der Blüte gemäht wird, hat der Schmetterling keine Chance, seinen Fortbestand zu sichern.

Um den Artenreichtum zu erhalten, soll jetzt für die Natura-2000-Gebiete gemeinsam mit Eigentümern, Bewirtschaftern, Landwirten, Kommunen und Vertretern von Behörden, Vereinen und Verbänden ein Managementplan erarbeitet werden. Herbert Rebhan und Hedwig Friedlein von der Höheren Naturschutzbehörde luden zu einem ersten Informationstreffen ins Blasmusikheim nach Untersteinach ein.

"Wir haben das Verfahren schon beim Lindauer Moor erfolgreich absolviert, auch in Wonsees sind schon kleinere Gebiete als Natura-2000-Gebiete ausgewiesen", sagte Landrat Klaus Peter Söllner (FW), der den Managementplan begrüßte, will der Kreis in Sachen Klimaschutz doch Vorreiter sein.

Die Situation sei brisant, sagte Herbert Rebhan von der Regierung von Oberfranken. Denn der Artenreichtum schwinde immer mehr. Schon jedes zweite Säugetier, jeder dritte Vogel, jeder dritte Fisch und jede dritte Pflanze sei betroffen. "Wir haben in Deutschland 300 Millionen Brutpaare an Singvögeln verloren", allein in den Jahren zwischen 1980 und 2010, machte Rebhan deutlich.

Ziel: nicht weiter dezimieren

Bei den Pflanzen sei die Situation nicht besser. Die Hälfte der 270 vorkommenden Arten sei gefährdet. Die EU möchte jetzt durch die Ausweisung eines Netzes von Biotopen dafür sorgen, dass der Status quo nicht weiter dezimiert wird. In Bayern geht es um 63 Lebensraumtypen, um 70 Tierarten und um 23 Pflanzenarten. Gemeinsam mit allen Betroffenen sollen Managementpläne erarbeitet werden.

Diplom-Biologe Hans-Joachim Preißer stellte die acht Teilgebiete zwischen Kauerndorf und Trebgast vor. Es handelt sich um eine Fläche von 399 Hektar. Der Waldanteil liegt bei 30 Prozent. Erhalten werden sollen die typischen Muschelkalkhänge mit Fließgewässern, Kalkpionierrasen, Kalkmagerrasen, aber auch feuchte Hochstaudenflure und magere Flachlandmähwiesen. Außerdem sind die Ködnitzer Weinleite und die Bocksleite in Trebgast betroffen.

Besonderheiten sind auch die Auenwälder mit Eschen- und Buchenvorkommen, sagte Ludwig Dippold vom regionalen Kartierteam Forst.

In einem ersten Schritt sollen die Bestände erhoben werden. Die Kartierungen erfolgen bis Herbst. Danach sollen konkrete Maßnahmen zur Erhaltung der Naturidylle erarbeitet werden. Fertig sein soll der Managementplan 2020. Bei dem Treffen stellte Andrea Künzl vom Wasserwirtschaftsamt die Wasserrahmenrichtlinie vor. Alexander Kusche von der Unteren Naturschutzbehörde teilte mit, dass Landwirte für Wiesen, die nicht vor dem 15. Juni gemäht werden, pro Hektar eine Entschädigung in Höhe von 320 Euro bekommen. Wenn ein Mähtermin bis zum 1. Juli eingehalten wird, könnten 350 Euro gewährt werden. Düngeverzicht bringe weitere 150 Euro.

Für Entbuschungen

Nach der Vorstellung des Zeitplanes diskutierten Vertreter aller Bereiche. Jäger Clemens Ulbrich aus Ködnitz wandte ein, dass eine Beweidung nicht genüge, um Magerrasenflächen zu erhalten. Man müsse regelmäßig Entbuschungen vornehmen. Dieter Vogel aus Ködnitz regte an, das Gebiet, das "zwischen Mainaue und Muschelkalkhängen" genannt wird, in Schorgasttalaue umzubenennen.

Sorge um die Landwirte

Reinhard Kortschack aus Ködnitz sprang für die Landwirte in die Bresche. Er befürchtet, dass diese "bloße Befehlsempfänger" werden.

Bernhard Herrmann gab zu bedenken, dass die Rodung von mehr als 1000 Bäumen im Zuge des Umgehungsbaus ein Problem sei. Stephanie Braun vom Staatlichen Bauamt Bayreuth wies darauf hin, dass neue Bäume gesetzt werden.