Gedränge an den Glühweinständen - kaum Andrang in den Geschäften

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Marion Krüger-Hundrup Michael Kresser hatte kurz nach 20 Uhr genug. Der Blumenhändler am Grünen Markt packte Adventskränze und Tannenzweige auf den Wagen. "Ich habe mein Hauptgeschäft tagsüber gemacht...

Marion Krüger-Hundrup Michael Kresser hatte kurz nach 20 Uhr genug. Der Blumenhändler am Grünen Markt packte Adventskränze und Tannenzweige auf den Wagen. "Ich habe mein Hauptgeschäft tagsüber gemacht", sagte er. Erfahrungsgemäß lohne es sich für ihn nicht, seinen Stand noch länger offen zu halten. Aber natürlich "bin ich für die lange Einkaufsnacht, das Volk will unterhalten werden", fügte Kresser lakonisch hinzu.

"Das Volk", das sich in den späten Samstagabendstunden durch die Fußgängerzone schob, war weit überwiegend jung. Da fiel ein alter Herr, der mit seinem Dackel an der Leine behutsam Schritt vor Schritt setzte, direkt auf. Und auch die ältere Frau, die im Abfalleimer am Obstmarkt nach Pfandflaschen und Getränkedosen wühlte. Ihre Plastiktasche war schon prall gefüllt.

Während sie weiterschlurfte, warf sie einen Blick auf die Glühweinstände. Diese waren dicht belagert von jungen Leuten, die Tassen mit dem dampfenden Getränk in der Hand hatten und angeregt mit Freunden plauderten.

Menschentrauben am Maxplatz

Das gleiche Bild auf dem Weihnachtsmarkt am Maxplatz. Überall dort, wo es etwas zu essen und zu trinken gab, bildeten sich Menschentrauben. Die Buden mit Wollmützen, Küchenutensilien oder weihnachtlichem Kunsthandwerk lockten dagegen kaum.

Passend dazu schmetterte Straßenmusikant Gerard George Kettel vor dem Modehaus Wöhrl den Song "Summer Wine" unverdrossen in die dunkle Dezembernacht.

Innen hell erleuchtet waren die Geschäfte, die auf Kunden warteten. Es gab den einen oder anderen Laden, der erst gar nicht geöffnet hatte, gerade in den Seitenstraßen der Fußgängerzone.

In anderen Läden standen die Verkäuferinnen ratlos zwischen Kleiderständern: Niemand kam. Zulauf hatte dagegen die Buchhandlung Osiander. Vielleicht fehlte so manchem von plötzlichen Schlafstörungen Geplagten eine Bettlektüre. Oder aber der Zufall spülte ihn herein. So wie die 28-jährige Bambergerin, die offen zugab, "gar nichts von der langen Einkaufsnacht gewusst" zu haben, und nun spontan die Gelegenheit nutze, für ihre kranke Freundin eine Kleinigkeit zu kaufen.

Um alles andere als Kleinkram ging es den etlichen Männern, die von ihren Partnerinnen zu den Juwelieren geschleppt wurden. Unterm Christbaum soll es schließlich funkeln und blitzen.

Andere begnügten sich mit weniger kostspieligen Präsenten: Der Ein-Euro-Shop war rappelvoll. Überschaubar jedoch der Andrang bei Karstadt: Umlagert zwar die Schmuckvitrinen, doch in den höheren Etagen verlief sich die Kundschaft. In der fast menschenleeren Abteilung mit Damenkleidung schlenderte eine Frau mit diversen Pullovern über dem Arm zu den Umkleidekabinen: "In der langen Einkaufsnacht ist mehr Personal da und man wird besser beraten", begründete die Bambergerin im reifen Alter den Zeitpunkt ihres Geschäftsbesuches.

Auf der Suche nach Durchblick

Auch wer unbedingt nachts eine neue Brille brauchte, war in den einschlägigen Geschäften gut aufgehoben. Nachtblindheit schien sich besonders als Phänomen des Jugendalters zu erweisen: Erstaunlich, wie viele junge Erwachsene auf der Suche nach dem Durchblick waren! Und wie viele davon überzeugt waren, dass Granatäpfel und Co. der Obst- und Gemüsehändler um 21 Uhr besser schmecken als morgens um 9.

Nicht mehr überliefert ist die weitere Entwicklung der Einkaufsnacht bis 24 Uhr. Bis zum Kassensturz. Bis zur letzten Glühweinseligkeit.