Geboren für die große Bühne

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Neu am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater: Daniel Dietrich Foto: Martin Kaufhold
Neu am Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater: Daniel Dietrich  Foto: Martin Kaufhold

Daniel Dietrich ist einer von vier neuen Schauspielern am E.T.A.-Hoffmann-Theater. Der Jüngste im Bamberger Ensemble genießt es sehr, dass er nur aus dem Theater stolpern muss und schon im Hain ist.

Das Bamberger Kapitel in Daniel Dietrichs Biografie beginnt in München. Dort entdeckt ihn Sibylle Broll-Pape, die Intendantin des E.T.A.-Hoffmann-Theaters, bei einem der zentralen Vorsprechen der bundesweiten Theaterszene.

Absolventen unterschiedlichster Hochschulen Deutschlands zeigen den teilnehmenden Theaterleitungen, einem denkbar anspruchsvollen Publikum, bei diesem schauspielerischen Schaulaufen, was sie können.

Aus Bamberg kam daraufhin überraschend der Brief, der Daniel Dietrich in der aktuellen Spielzeit zum jüngsten Mitglied des Theaterensembles macht

Die Stadt Bamberg war zwar vorher ein weißer Fleck auf seiner Landkarte, aber nach der kurzen Zeit im Welterbe an der Regnitz klingt der 23-Jährige bereits wie ein Fan: "Man kann sich hier an jeder Ecke hinstellen, ein Bild machen und das als Postkarte verkaufen."

Daniel Dietrich war bislang die Großstadt Stuttgart gewohnt. Bamberg dagegen ist eine Stadt, in der man als Theaterschauspieler hin und wieder sogar auf der Straße erkannt wird. Der athletische junge Mann mit dem sympathischen Lächeln gewinnt diesem Umstand aber etwas Positives ab: "Es ist schön, Rückmeldung von Leuten zu erhalten, die man nicht kennt."

Dietrich spricht mit seiner sonor-klaren Stimme ebenso ruhig wie freudetrunken von seinem wahr gewordenen Berufstraum. Für ihn habe es nie wirklich eine Alternative gegeben. Mit zwölf ging es in die Theatergruppe. Auf Wunsch der Englischlehrerin, damit er sich ruhiger im Unterricht verhalte.

Mit 17 Jahren dann die erste Rolle in professionellem Umfeld und vor größerem Publikum. Bei der Biennale in Sindelfingen verkörperte der Nachwuchsschauspieler den Hassprediger in einem uraufgeführten Auftragswerk so vereinnahmend, dass er von der Presse als Sensation gefeiert wurde.

"Da sagte der damalige künstlerische Leiter zu mir, das sei ein Beruf, das könne man studieren. Die erste Person aus der professionellen Szene und gleich mit so einer Rückmeldung!"

Unwirkliches Gefühl

Daraufhin hatte er sich prompt an der Schauspielschule in Ludwigsburg beworben. Noch vor dem Abitur. Daniel Dietrich wurde zwar nicht aufgenommen, aber die Rückmeldung war eindeutig. Er gehöre hierher, solle aber zuerst noch die Schule beenden.

"Nach dem positiven Feedback aus Ludwigsburg hatte ich endgültig Feuer gefangen, da wurde aus der Träumerei ein fester Plan." Nur zwei Jahre später hatte es dann an der Hochschule in Stuttgart auch geklappt. Diesen Beruf erlernen zu dürfen war für den damals 19-Jährigen allerdings zu keinem Zeitpunkt selbstverständlich: "Man ist hautnah dran an der Riesenzahl von Leuten, die es nicht auf die Schauspielschule geschafft haben. Jedes Mal, wenn ich an die Endrunde der Männer zurückdenke, ergreift mich dieses Bewusstsein. Nur vier wurden in dem Saal damals genannt und aufgenommen."

Für Daniel Dietrich hat der Beruf seit seinem Arbeitsantritt am Theater Bamberg nichts von diesem ehrfürchtigen Zauber verloren: "Jeden Morgen hierher begleitet mich das Gefühl, wie absurd es ist, dass ich das jetzt wirklich machen darf."

Dabei ist es nicht nur die Tatsache, eine feste Stelle am Theater gefunden zu haben, die den jungen Schauspieler bewegt. Das Theaterspielen versteht er im Allgemeinen als sehr emotionalen Beruf. Das ergebe sich allein schon aus der Logik der Sache: "Wenn ich ein Bild male, kann ich das von außen betrachten. Wenn ich auf der Bühne stehe, kann ich nur aus zweiter Hand erfahren, was da passiert. Man ist rein räumlich unmittelbar an seinem Kunstwerk dran, das man selbst ist."

Haarklein seziert

Diese Nähe bedeute dabei jedoch nicht, dass man als Schauspieler weniger handwerklich versiert vorgehe. Ganz im Gegenteil werde, was zu Jugendzeiten reine Intuition bei ersten Schrittversuchen auf der Bühne war, an der Schauspielschule zunächst haarklein seziert.

Die Frage, warum man wie spielt. Und doch, sagt Dietrich, sei es für ihn ein großes Ziel, zurück zur Intuition zu finden, um nicht zu technisch und abgeklärt zu spielen: "Unsere Sprechprofessorin hat sehr handwerklich mit uns gearbeitet, aber sie meinte auch, Lust sei ein zentrales Handwerkszeug des Schauspielers. Wenn man Lust bei der Sache hat, merken das auch die Leute im Publikum."

Dabei motiviert ihn auch die Arbeit am Theater Bamberg, wo es dem Ensemblejüngsten besonders gefällt, "zu merken, dass nicht zu wissen, wie etwas geht, ein großer Bestandteil von einem Entwicklungsprozess ist. Sich dorthin zu trauen, wo man von sich aus nicht hingehen würde".

Fragt man Daniel Dietrich nach seinen persönlichen Theatervorlieben, antwortet er mit dem Theaterverständnis eines mittlerweile verstorbenen Dozenten von ihm. Der habe einmal gesagt, Theater dürfe alles sein, nur nicht langweilig. "Wir sind dazu da, den Leuten Geschichten zu erzählen. Die Leute irgendwie zu bewegen."