Das sehr disparate Duo Martin Neubauer und Heiko Triebener hat sich der "Zauberflöte" angenommen und ihr abgründige Heiterkeit abgewonnen.
Rudolf Görtler
In dem herrlichen Film "Wilde Maus" von und mit Joseph Hader herrscht eben der in der Rolle des geschassten Musikkritikers eine ahnungslose junge Kollegin an: "Die Zauberflöte ist ein Singspiel!"
Und eben keine Oper, wie die Blonde vermutet. Bzw. es streiten die Gelehrten über den Charakter des mit Freimaurer-Symbolik voll gestopften Mozart-Werks von 1791, das der Komponist selber "große deutsche Oper" nannte. Was ganz egal ist fürs Verständnis von "Bambageno und die Zaubertuba". Was ist das nun wieder? Martin Neubauer, Schauspieler und Rezitator, hat mit seinem Partner Heiko Triebener, dem Solotubisten der Bamberger Symphoniker, fünf Programme "Lidderadurzeuch" zusammengestellt, in denen sich die beiden liebevoll und komisch in nicht nur literarische Bamberger Abgründe wagten.
Jetzt sei es Zeit für etwas Neues, "etwas weniger Krachledernes", meint Neubauer, "Bambageno und die Zaubertuba", auch für Opern-Verächter unschwer als Anspielung auf den Klassiker zu identifizieren. Wobei das Duo entwarnt: "Das Programm ist für Opernfans und Klassikmuffel gleichzeitig zu genießen." Wobei mit Fug vermutet werden darf, dass Kenner noch mehr Genuss aus der Bearbeitung der Oper ziehen dürften ...
Wie es für Neubauer typisch ist, hat er sich eine richtige kleine Mythologie um die Bamberger Zauberflöte ausgedacht: Bekanntlich war Mozart mit dem Fußtritt eines Grafen Arco aus der Tür und den Diensten des Salzburger Fürstbischofs geworfen worden. Darauf bewarb er sich um eine Stelle beim Bamberger Fürstbischof, was laut Neubauer drei Dokumente belegen: zwei Briefe des Obersecretarius Wanzer und ein Brief des Komponisten. Darin bezeichnet er die Tuba als "fettsüchtig Trompeten" und "greulich grob Instrumentum", das die Köpfe brummen ließ, "als hätten sie zu viel Absinthum genossen". Eine Kleinigkeit, dass die Tuba erst 1835 erfunden worden ist.
Freude am Skurrilen
"Die Königin der Nacht gewinnt neue Tiefe", kündigt Maestro Triebener an, der seinen Partner in dessen verschiedenen Rollen musikalisch begleitet, "Mozarts Musik funktioniert auch auf der Tuba". Also werden bekannte Arien wie das Vogelfängerlied, der Marsch der Priester usw. zu hören sein. Doch Triebener wäre nicht Triebener, wenn er sich damit zufriedengäbe. Er montierte auch Passagen aus Mozarts g-Moll-Symphonie in seine Musik, aus dem "Don Giovanni", der "Entführung aus dem Serail" und der "Hochzeit des Figaro". Ja, Bierzeltartiges wie das Lied von der gfreggdn Gaas sollen anklingen ...
Das Duo hat sich schon mit den gewohnten Billig-Requisiten ausstaffiert. Ein Papageno-Kostüm aus knallig bunten Federn gehört dazu, ein Halbmond am Stecken und furchtbare Perücken, in Schwarz (Königin der Nacht) und Blond (Secretarius). Eine Mozart-Büste (Plastik?) fehlt ebenfalls nicht. Ach ja, das Ganze findet im Altstadthaus in der Eisgrube 2 statt. Das heißt, in dem schönen Innenhof. Bei Regen rücken die Zuschauer unterm Vordach zusammen, ein ganz eigenes Erlebnis, verspricht das Künstlerduo.