Für Neubau gibt's keinen Cent

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Die Kläranlage Burggaillenreuth, die sich im Wiesenttal an einen Felsen schmiegt, hat bald ausgedient. Foto: Josef Hofbauer
Die Kläranlage Burggaillenreuth, die sich im Wiesenttal an einen Felsen schmiegt, hat bald ausgedient.  Foto: Josef Hofbauer

Die Kläranlage von Burggaillenreuth ist in die Jahre gekommen. Die wasserrechtliche Genehmigung läuft aus. Künftig soll das Abwasser des Bergdorfes in die Kläranlage nach Ebermannstadt gepumpt werden.

Josef Hofbauer Die Kläranlage des Ebermannstadter Ortsteils Burggaillenreuth, der nicht einmal 200 Einwohner hat, könne nicht mehr so weiter betrieben werden wie bisher, informierte Herbert Bloß vom Bauamt der Stadt. Die baurechtliche Genehmigung läuft aus. "Und wir werden sie auch nicht verlängern, wenn die Anlage nicht auf den aktuellen Stand gebracht wird", ließ Michael Richter vom Wasserwirtschaftsamt Kronach keinen Zweifel daran, dass hier Handlungsbedarf besteht.

Die Verwaltung der Stadt hat deshalb das Ingenieurbüro Weyrauther, Bamberg, beauftragt, eine Wirtschaftlichkeitsstudie zur Abwasserbeseitigung von Burggaillenreuth anzufertigen. Die Ergebnisse präsentierte Diplomingenieur Steffen Kahl den Mitgliedern des Stadtrates. Er erinnerte daran, dass die über 30 Jahre alte Tauch-Tropfkörperanlage am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sei. Die bestehende Anlage entspreche in ihrer Struktur in keiner Weise mehr den Regeln der Technik und den geltenden Vorschriften.

Neubau wäre aufwändig

Als Variante A schlug Kahl einen Neubau der Kläranlage vor. Das Problem: In der Tallage zwischen den Bahn gleisen, dem Wanderweg und der Felswand seien die Platzverhältnisse äußerst beengt. Das Vorhaben würde sich schwierig und aufwändig gestalten.

Die Kosten für einen Neubau bezifferte Kahl auf insgesamt rund 920 000 Euro. Die Reinvestitionskosten für abgenutzte Technik innerhalb von 60 Jahren setzte der Ingenieur mit 1,9 Millionen Euro an.

Als Variante B brachte Kahl den Anschluss von Burggaillenreuth an die Kanalisation Ebermannstadt ins Gespräch. Dafür listete er Gesamtkosten von 970 000 Euro auf. Dabei bleibt das örtliche Kanalnetz unverändert. Notwendig wären aber eine Mischwasser-Druckleitung nach Moggast (620 000 Euro), ein Mischwasser-Pumpwerk (160 000) und eine Regen-Entlastungsanlage (150 000 Euro ).

Zuschüsse nur für Leitung

Zwar lägen die jährlichen Betriebskosten mit 19 900 Euro um 1600 Euro über der Variante A, doch die Reinvestitionskosten über einen Zeitraum von 60 Jahren gerechnet, seien mit 1,7 Millionen günstiger. Hinzu komme, dass Variante A vollkommen aus der eigenen Tasche finanziert werden müsste. Beim Bau der Druckleitung nach Moggast hingegen könnten staatliche Fördermittel in Anspruch genommen werden. Dies bestätigte auch Michael Richter vom Wasserwirtschaftsamt. Er stellte dafür 50 Prozent der Ausführungskosten in Aussicht. Dabei seien auch die Ingenieurleistungen berücksichtigt.

Aus Sicht des Planers stellt somit Variante B, die ökologisch sinnvollere Lösung dar. Zwar müsse in Burggaillenreuth eine Pumpstation und ein Stauraumkanal errichtet werden, doch sei hier der Eingriff in die Natur wesentlich geringer, als bei einem Neubau im Überschwemmungsgebiet. Überdies wäre dafür eine Ausnahmegenehmigung erforderlich.

Ökologisch sinnvoller

Für einen Anschluss an die Kläranlage in Ebermannstadt spreche auch die Tatsache, dass kein Grunderwerb notwendig ist. Die Leitungen könnten ausnahmslos über Flächen gelegt werden, die bereits im Besitz der Stadt sind. Außerdem habe die auf 35 000 Einwohner-Gleichwerte ausgelegte Kläranlage Ebermannstadt genügend Reserven, um die zusätzliche Menge an Abwasser (200 Einwohner-Gleichwerte) problemlos aufnehmen zu können.

Das Gremium entschied sich dafür, die bestehende Kläranlage stillzulegen und das Abwasser aus Burggaillenreuth künftig in die Kläranlage Ebermannstadt einzuleiten. Gleichzeitig sollen Fördermittel beantragt werden. Die würden nach geltender Gesetzeslage nur bewilligt, wenn das Vorhaben bis Ende 2021 komplett abgeschlossen sei.

Hier meldete Michael Richter Bedenken an, dass die Maßnahme so schnell realisiert werden könne. Angesicht von 70 Millionen Fördergeldern, die der Freistaat für solche Maßnahmen bereitstelle, sei mit einem Run auf die Baufirmen zu rechnen. Er empfahl den Stadträten daher, politisch darauf hinzuwirken, dass die Förderrichtlinie geändert wird und es auch Zuschüsse gibt, wenn die Maßnahme bis Ende 2021 begonnen ist.