Kultur kennt in Bamberg viele Orte. Ein neuer, dennoch altbekannter, ist im vergangenen Herbst hinzugekommen: Das Krackhardt am Maxplatz mitten in Bamberg. Genauer gesagt ist es der ehemalige Pferdestall des in den 1730er Jahren im Auftrag des Fürstbischofs Friedrich Karl von Schönborn nach Plänen von Balthasar Neumann errichteten Gebäudes.
Die Idee, das Haus zu öffnen und zum Spielort für Theater, Musik, Literatur und Kleinkunst zu machen, reifte vor rund zwei Jahren in Ulrich Krackhardt und seiner Frau Alexandra. Der Nachfahre von Friedrich Krackhardt, dem Erba-Mitbegründer, der das Haus 1842 erwarb, hat aber eine Vorgeschichte.
Die geht zum einen so: Weil der Publikumsverkehr auf dem Maxplatz rückläufig ist, es deshalb immer schwieriger wurde, Mieter für die Ladengeschäfte zu finden und von außen kein Impuls zur Belebung des Platzes kam, entschieden sich die Krackhardts, auf Gastronomie und Kultur zu setzen - am besten in direkter Kombination.
Der andere Teil der Vorgeschichte geht so: Das Krackhardthaus hat eine Kulturtradition. Zum einen ist da E.T.A.-Hoffmann, der im Keller des Hauses mit dem Literaturfreund, Verleger und Weinhändler Carl Friedrich Kunz zechte - und die Räume als "die herrlichen Katakomben des Maxplatzes" schriftlich festhielt. Auch in diesen Gewölben soll sich demnächst kulturelles Leben regen, doch dazu später.
Salon mit Tradition
Und dann gibt es den Salon im ersten Stockwerk. Hier pflegten vor allem die Eltern von Ulrich Krackhardt die Kammermusik als gesellschaftliches Ereignis. Eine Tradition, die der Sohn gerne fortführt. Zum Beispiel mit Jazz, wie jüngst wieder mit dem Bob Degen Trio. Für den Salon, der gut 40 Gästen Platz bietet, gibt es eine Einschränkung. Da er zum Wohnbereich des Gebäudes gehört, darf er nur vier Mal im Jahr für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden.
Daran wollen die Krackhardts auch festhalten. Stattfinden soll der erweiterte Kulturbetrieb des Hauses zunächst vor allem im Pferdestall, der je nach Bestuhlung bis zu 40 Plätze hat, und im Innenhof - zwischen Café und Pferdestall. Seit diesem Frühjahr ist der Innenhof für den Cafébetrieb bestuhlt - ebenso wie eine Freischankfläche auf dem Maxplatz. Geeignet ist dieser Bereich mit 45 Plätzen vor allem für Lesungen. Als nächstes steht am 6. Juni eine mit dem Bamberger Schauspieler Stephan Bach an.
Hauptspielort - mit einer besonderen Atmosphäre - ist derzeit aber der Pferdestall. In dem Raum waren bis in die 1920er Jahre Pferde untergebracht. Die Namensschilder der Pferde befinden sich noch über den ehemals acht Boxen an der Wand. Dazu blieben Metallsäulen - teils Pferdekopf-gekrönt - und zwei der Boxentrennwände an Ort und Stelle erhalten, die anderen wurden ebenfalls denkmalgerecht restauriert und eingelagert.
Profis fürs Programm
Sechs Veranstaltungen stehen im Programm von April bis Juni, darunter Jazzkonzerte und Improvisationstheater (Infokasten) sowie der Schauspieler Andreas Ulich, der einen "dadaistisch-wahnwitzigen" Prosatext von Kurt Schwitters spricht.
Als Quereinsteiger im Veranstaltungsbetrieb hat sich Ulrich Krackhardt, der sich während der Woche in Mannheim um seine Softwarefirma kümmert, für die Programmgestaltung professioneller Hilfe geholt. Nina Lorenz, in Bamberg bekannt als ehemalige Regisseurin am E.T.A.-Hoffmann-Theater und aktiv als Regisseurin und Mitbegründerin des Theaters im Gärtnerviertel (TiG), zeichnet für das künstlerische Programm verantwortlich, Jakob Fischer, freischaffender Musiker, Künstler und Kulturveranstalter, kümmert sich um das musikalische Programm.
Das Gastronomiegeschäft wird dagegen von Alexandra Krackhardt geführt, nachdem die Familie von Mannheim nach Bamberg umgezogen ist. Für das Gesamtkonzept von Genuss und Kultur in dem Haus am Maxplatz einen zuverlässigen Pächter zu finden, der sich den gleichen Vorstellungen verschreiben würde, sei nahezu unmöglich gewesen, sagt Ulrich Krackhart. Deshalb habe er sich hingesetzt und einen Businessplan erstellt. Demnach sollen die Gastronomie ebenso wie die Ladenvermietungen Geld erwirtschaften, wohingegen für den Kulturbetrieb lediglich eine schwarze Null angestrebt wird. Das Verhältnis zu anderen Veranstaltern in Bamberg sieht Krackhardt nicht als Konkurrenz sondern Zusammenarbeit.
Pläne sind fertig
Für das historische Haus als Ort der Kultur hat er noch größere Pläne. In den Kellergewölben sollen zwei weitere Veranstaltungsräume für jeweils etwa 50 Zuschauer entstehen. Eine Kleinkunstbühne und ein Theater - in Reminiszenz an den einst hier zechenden E.T.A. Hoffmann. Die architektonische Planung liegt bereits vollständig auf dem Tisch. Die Umsetzung soll zwar nicht bereits wie ursprünglich angekündigt bis Anfang 2020 erfolgen. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.