Alejandro ist Mexikaner. Sandra ist Fränkin. Die beiden haben pünktlich zur Fußball-WM Nachwuchs bekommen. Dabei trennten das Paar vor einigen Jahren noch mehrere tausend Kilometer.
JEnnifer Hauser
Als die Forchheimerin Sandra Krämer 2011 aus Franken aufbrach, um in Mexiko ein Praktikum zu machen, hatte sie vieles im Kopf. Dass sie dort ihren späteren Mann Alejandro Perez kennenlernen sollte, ahnte die heute 29-Jährige aber nicht.
Andere Arbeitskultur
"Die Mexikaner erwarten von Praktikanten nicht so viel Arbeit, weswegen ich mich voll darauf konzentrieren konnte, Land, Leute und die Sprache kennenzulernen", erzählt sie rückblickend.
Bereits zu Beginn ihres fünfmonatigen Aufenthalts in Mexiko lernte sie Alejandro auf einem Geburtstag kennen. "Er hat schon kräftig gefeiert, als wir gekommen sind, so kam an dem Abend nicht wirklich ein Gespräch zustande", erzählt Sandra mittlerweile schmunzelnd, "aber er hat sich dann sehr darum bemüht, mit meiner Clique etwas zu machen. Es wurde dann echt auffällig, wie viel er unternehmen wollte".
...und dann funkte es
Mehrere Ausflüge, Feiern und Sightseeing-Trips folgten und die beiden lernten sich immer besser kennen. Es funkte, und so wurden sie ein Paar. Doch der Abschied war unumgänglich, Sandras Zeit in Mexiko neigte sich dem Ende entgegen. "Es war nicht so, dass wir das gemeinsam entschieden haben. Alejandro kam, bevor ich abgereist bin, einfach zu mir und sagte, er werde nach Deutschland kommen. Ich habe das zuerst nicht geglaubt."
Doch nicht einmal ein halbes Jahr nachdem Sandra gegangen war, im Mai 2012, kam Alejandro nach. Er hatte ein Visum zum Erlernen der Sprache bekommen und 9898 Kilometer zwischen sich und seine Familie gelegt, um mit Sandra zusammenleben zu können.
Gemeinsam für die Liebe
Gegen alle Hindernisse - Alejandros Studium und Führerschein wurden zum Beispiel in Deutschland nicht anerkannt - kämpften die beiden gemeinsam. Im November 2015 folgte dann die große fränkisch-mexikanische Hochzeit. Die Familie von Alejandro wurde aus Mexiko eingeflogen, die Franken und Nordamerikaner feierten gemeinsam eine rauschende Party.
Mittlerweile lebt das Ehepaar der Arbeit wegen in Mittelfranken. Am 8. Juni krönte die kleine Elisa die Liebe der beiden. Pünktlich zur Weltmeisterschaft kam sie als fränkisch-mexikanischer Liebesbeweis zur Welt und hält die Eltern auf Trab.
Beim Spiel am Sonntag werden Alejandro und Sandra allerdings verschiedenen Mannschaften die Daumen drücken. Sicherheitshalber werden sie deshalb auch die Familie zum Fußballschauen einladen. "Damit wir uns nicht an die Kehle gehen, wenn es eng wird", sagt Deutschland-Fan Sandra mit einem Augenzwinkern. Auswärts wollen die frischgebackenen Eltern das Spiel noch nicht schauen, zu neu und aufregend ist das Leben zu dritt.
Daumen drücken
Dass Deutschland und Mexiko die Gruppenphase bei der Weltmeisterschaft überstehen, da ist sich das Paar einig. "Wir drücken beide unserem Land die Daumen", erklärt Sandra, "aber wenn eine der beiden Mannschaften ausgeschieden ist, sind wir natürlich für das andere Land."
"Ich hoffe auf ein Unentschieden gegen Deutschland", wirft Alejandro ein. "Klar, weil das gut für Euch wäre", fügt Sandra lachend hinzu. "Ja, das stimmt", räumt ihr Mann ein, "aber ich glaube, das Baby drückt Mexiko die Daumen."