Betreuung Fachpersonal, kleine Gruppen und ein großer Bezug zum Unterricht des Vormittags: Die Ganztagsschule in Neunkirchen am Brand unterscheidet sich von anderen Einrichtungen. Das zeigt sich auch in den Gebühren.
Jonas geht gerne in die „Koga“. „Weil ich gleich die Hausaufgaben erledigen und dann spielen kann“, sagt der Siebenjährige, dessen Namen die Redaktion verändert hat. Die „Übergabe“ hat in seinem Unterrichtsraum stattgefunden. Deutsch wird gerade gelehrt, als eine Erzieherin der Koga in Jonas’ Klasse kommt, bis zum Gongschlag unterstützt und mit ihren Schützlingen dann in die Koga geht. Koga ist die Abkürzung für Kooperative Ganztagesbildung. Neunkirchen setzt mit dieser Form der Ganztagesbetreuung nicht nur ein Leuchtturmprojekt um, sondern ist damit Vorreiter im ganzen Landkreis. Das Konzept gibt es in Oberfranken nur noch ein Mal.
Schon während der „Übergabe“ wird der Unterschied zu den anderen Ganztages- oder Mittagsbetreuungen, die von den Kommunen ab 2026 verpflichtend angeboten werden müssen, deutlich. Während eine herkömmliche Betreuung Schule am Vormittag und Betreuung am Nachmittag trennt, ist das Neunkirchner Projekt als Gesamtheit zu sehen. „Der Vormittagsbereich zählt zur Koga dazu“, sagt Michael Mosch, Fachbereichsleiter Bildung und Soziales in der Marktverwaltung. Vormittag und Nachmittag stehen in Kooperation. Das heißt, dass gemeinsam alle Räume genutzt werden und dass das in der Schule Gelernte am Nachmittag aufgegriffen wird. Schüler , die keine Ganztagesbetreuung wählen, sind schulisch nicht benachteiligt.
Ist im Sachkundeunterricht die Hecke das Thema, dann wird das im Nachmittagsunterricht angeschaut“, erklärt Christine Wasserberg, die Schulleiterin. Oder im Garten werden Laubhaufen aufgehäuft, damit ein Igel Unterschlupf finden kann, wenn Tiere im Wald durchgenommen werden.
Alle an einem Ort vernetzen
Es sei wichtig, „dass die Kinder hier genauso gut betreut werden, wie wenn sich zu Hause die Eltern kümmern“, sagt Bürgermeister Martin Walz ( CSU ). „Wir wollen, dass die Kinder, die länger in der Schule sind, gut betreut von dem Tag profitieren.“ Kooperation bedeutet: Alle, mit denen die Kinder zu tun haben, an einem Ort zu vernetzen − Mit einem Angebot durch Fachpädagogen bis 18 Uhr, auch am Freitagnachmittag und selbst in den Ferien. Außer an den 30 Schließtagen. Ein weiterer Unterschied zu konventionellen Ganztages- und Mittagsbetreuungen: Die Kinder werden von Fachpersonal betreut, von Erziehern oder Übungsleitern der Vereine. „Wir wollen keine Aufpasser, sondern Kümmerer“, sagt Walz. Teil der Kooperation ist es auch, die Vereine einzubinden. Ein Kind könne dann etwa in dem gewohnten Schulumfeld ein Musikinstrument lernen. Oder an einer der Forscherwerkstätten teilnehmen. Zugleich werde Bildung vermittelt. „Kinder lernen überall“, sagt Mosch. Insofern werde die neue Schule mit Koga als Bildungscampus verstanden. Angeboten wird es derzeit für die ersten und zweiten Klassen. Beziehungsaufbau steht im Vordergrund, Gesundheitsförderung und Prävention kommen hinzu. Die Kinder sollen ihre Talente entfalten können. „Es gibt viel pädagogische Beobachtung“, erklärt Nina Novak, die Leiterin der Koga. Jährlich wird das Konzept für die nächsthöhere Jahrgangsstufe aufgebaut. Der Schulneubau war Hintergrund für die Koga.
Wie will die Gemeinde die Bildungslandschaft im Neubau aufstellen? Gemeinsam mit den Partnern und Eltern am Erziehungsauftrag arbeiten, erklärt Mosch. Die neue Schule wird keine einzelnen Klassenräume mehr haben, sondern vier Lern- und Teamhäuser. Die Gemeinde ist Träger, die Erzieher für die Koga sind bei der Gemeinde angestellt. Mit dem neuen Konzept wählt der Markt Neunkirchen die teuerste Lösung einer Ganztagesbetreuung . Aber: „Das ist es der Gemeinde wert“, betont Walz. Wenn Neunkirchen eine so teure Schule baue, dann brauche es auch ein Betreuungskonzept, das dazu passe.