Hartes Ringen um Heimatdorf

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Die Veranstaltungshalle des Heimatdorfs Fränkische Schweiz für 180 Personen steht schon länger und wird auch schon für Feiern genutzt. Nun soll die höchstzulässige Personenzahl auf 90 reduziert werden. Dies wurde jedoch vertagt.
Die Veranstaltungshalle des Heimatdorfs Fränkische Schweiz für 180 Personen steht schon länger und wird auch schon für Feiern genutzt. Nun soll die höchstzulässige Personenzahl auf 90 reduziert werden. Dies wurde jedoch vertagt.
Thomas Weichert

Marktgemeinderat  Äußerst konfrontativ verlief die Diskussion über den Bebauungsplan. Nun steht die Halbierung der Gästezahl in der Veranstaltungshalle zur Abstimmung.

Thomas Weichert

Über zwei Stunden dauerten die Beratungen zur Änderung des Flächennutzungsplans und der anschließenden Aufstellung des Bebauungsplans „Morschreuth Stecklacker“ zur Errichtung des sogenannten „Heimatdorfs Fränkische Schweiz“ (ursprünglich „Qutdoor Base“) in Morschreuth. Ein Beschluss wurde letztendlich nicht gefasst, da Tanja Rost (JuF) eine Reduzierung der Teilnehmeranzahl in der Veranstaltungshalle von 180 auf 90 Personen beantragt hatte.

Zunächst erläuterte Stadtplaner Holger Winkler vom Nürnberger Büro P4 die wichtigsten Änderungen im Bebauungsplan , nachdem zahlreiche Einwendungen von Nachbarn eingegangen waren. Auf den ursprünglich angedachten Zeltplatz wird nun gänzlich verzichtet, dafür werden zehn Wohnhütten mehr gebaut. Größer soll nun das Gelände für „Freizeit und Erholung“ werden. Es entstehen maximal 20 solcher Freizeitwohneinrichtungen, hinzu kommen drei Wellnesshütten für Sauna, Joga und Ruhe.

Mit dem Wegfall des Zeltplatzes erhofft man sich eine Minimierung der Lärm- und Geruchsbelästigung ebenso wie den nun zusätzlichen Abstand der Freizeitwohneinrichtungen zu den Wohnhäusern der Anlieger.

Eine Frage war auch, ob die Zufahrtsstraße wegen einer nicht zu beseitigenden Engstelle in der Breite ausreicht. Dies bejahte der Planer, da die Engstelle 4,30 Meter breit ist und im Begegnungsverkehr zweier Autos 4,10 Meter veranschlagt werden. Würden sich allerdings ein Lkw und ein Pkw begegnen, bräuchte man fünf Meter Mindestbreite. Nach der Engstelle wird die Zufahrt auf 5,50 Meter Breite ausgebaut.

„Über den Tisch gezogen“

Bernhard Vogel ( SPD ), einer der Nachbarn, aber, wie er betonte, nicht selbst beteiligt, weil ihm auf dem Gelände kein Grundstück gehört, erinnerte zunächst an die erste Planung aus dem Jahr 2016. Für ihn war nun die Frage, warum man jetzt so weit in den Außenbereich gehe. „Das neue Konzept ist nun für mich ein Problem des Verfahrens“, so Vogel.

Bei Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (FW) löste dies Verwunderung aus. Geschäftsstellenleiter Peter Thiem erklärte dazu, dass der Aufstellungsbeschluss bereits 2019 gefasst wurde und alle laufende Änderungen vom Rat beschlussmäßig abgehandelt wurden.

Vogel erklärte, dass er dem Verfahren damals selbst zugestimmt habe, nun aber alles unübersichtlich sei. „Dann hast du mich über den Tisch gezogen“, so Vogels Vorwurf in Richtung Thiem. Nun schritt der Rathauschef ein. „Der letzte Beschluss wurde 2020 gefasst, heute geht es nur um die Änderungen nach den Einwänden“, so Zimmermann. Dazu habe man eine übersichtliche Tabelle beigefügt.

Nun meldete sich Tanja Rost zu Wort und wollte wissen, wie viele Personen gleichzeitig in der Veranstaltungshalle sein dürfen. „Bis jetzt 180“, so der Planer. „Das hätte ich gerne niedriger gehabt und zur Diskussion gestellt“, so Rost. „Darüber haben wir schon mehrfach abgestimmt, das die Veranstaltungshalle für maximal 180 Personen ausgelegt ist“, wollte der Bürgermeister nicht mehr diskutieren. „Ich möchte das nicht verantworten“, gab ihm Rost zurück. „Ich verstehe das Problem nicht, wir haben 180 Leute und die Uhrzeit 22 Uhr für das Veranstaltungsende“, wunderte sich auch Thiem. Dies sei auch der Status quo der befristeten Baugenehmigung, die im Herbst ausläuft. Denn die Halle steht ja schon länger und wird auch schon genutzt.

Hans Heckel ( CSU ) – selbst Morschreuther – hatte auch grundsätzlich große Bedenken, wenn man eine Veranstaltungshalle für 180 Personen genehmigt. „Für nächstes Jahr sind schon zwei Hochzeiten angemeldet, und es kann keiner sagen, dass eine Hochzeit um 22 Uhr endet“, so Heckel. Auch für Dietmar Winkler ( CSU ) waren 180 Gäste nun zu viel. „Damit habe ich ein Problem , und außerdem war es ja eine vorübergehende und keine endgültige Genehmigung“, so Winkler.

Rost beantragte nun, die Höchstzahl auf 90 Personen für die Feierhalle zu beschränken. Also eine Halbierung. Carolin Keller (FW) konnte dies nicht verstehen. „Ich glaube nicht, dass jedes Wochenende so eine große Veranstaltung stattfindet“, schätzte Keller.

Nicht als Wohngebiet eingestuft

„Du musst immer von einem Worstcase-Szenario ausgehen“, gab ihr Vogel zurück. „Heutzutage halten sich die Allerwenigsten an die Vorschriften. Wenn wir dort 90 haben, werden es 120 sein und wenn wir ein Wetter wie heute haben, werden die im Freien und nicht in der Halle sein und auch nicht um 22 Uhr Schluss machen“, mischte sich Georg Lang ( CSU ) nun ein.

„Ich will jetzt über die 180 abstimmen“, so Zimmermann, und er unterlag mit 5 zu 10 Stimmen. Nun ließ er die Sitzung für zehn Minuten unterbrechen. Daraus wurde etwa eine halbe Stunde, bevor es weiterging. „Ich schlage vor, heute wird darüber nicht abgestimmt, denn wir wissen nicht, was der Investor zu 90 sagt, eventuell braucht er 91“, fuhr Zimmermann nun fort. Dies habe er in der Pause auch mit Tanja Rost so abgesprochen.

Nun beantragte Vogel die Einstufung des Freizeitgeländes vom Dorf- zum allgemeinen Wohngebiet. Weil es in einem Wohngebiet 5 Dezibel leiser sein muss. Langs Antrag auf Vertagung wurde im Folgenden ebenso abgelehnt (6 zu 9 Stimmen) wie Vogels Antrag zur Ausweisung eines allgemeinen Wohngebiets (7 zu 7), wobei Vogel selbst nicht mit abstimmen durfte.

Bei der nächsten Sitzung soll dann über den Antrag von Tanja Rost und über die Aufstellung des Bebauungsplans abgestimmt werden. Erst dann kann der Plan in die zweite Auslegung gehen.