Finanzspritze für einen Neubau

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Platz für 20 Meisterschüler bietet das Wohnheim in seiner bisherigen Form. Es soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Foto: R. Kestel
Platz für 20 Meisterschüler bietet das Wohnheim in seiner bisherigen Form. Es soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Foto: R. Kestel

Die Generalsanierung der einstigen Landwirtschaftsschule in Ebern, in der seit über 30 Jahren Schreinermeister ausgebildet werden, erhält eine Spitzenförderung - und die Einrichtung damit ein komplett neues Wohnheim.

Die Meisterschule wird keine Caritas-Einrichtung, das Wohnheim jetzt aber doch abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Das sind die wichtigsten Informationen, die am Freitag aus der Schreiner-Einrichtung drangen, als dort die Mitglieder der Gremien, die als Zweckverband die Schule finanzieren, tagten. Das Geld spielte dabei eine tragende Rolle. So kassierte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel gleich zu Beginn als Vorsitzender den Beschluss aus dem Vorjahr ein, wonach heuer eine Generalsanierung des Schulgebäudes und des angrenzenden Wohnheimes erfolgen soll.
Der Grund für diese abrupte Kehrtwende: Es hat sich für das Wohnheim ein neuer Zuschusstopf aufgetan, wonach 90 Prozent der Kosten vom Freistaat übernommen werden.
"Dazu bedarf es aber eines Neubaues und nicht nur einer Modernisierung und Sanierung, wie es bislang angedacht und beschlossen gewesen war. Jetzt müssen wir intensiv überlegen, ob wir uns in einen Neubau stürzen", sagte Dotzel, gab sich aber fast schon selbst die Antwort. Die der Bezirks-Baumeister Ottmar Zipperich so formulierte: "Wir müssen nur noch belegen, dass die Generalsanierung 80 Prozent eines Neubaues ausmacht, was aus meiner Sicht kein Problem ist, und damit bekämen wir einen Ersatz-Neubau gleicher Größe nur mit einem anderen, viel besseren Zuschnitt. Und dafür gäbe es 90 Prozent", geriet der Beamte fast ins Schwelgen. Bislang waren 2,4 Millionen Euro als Investitionsvolumen genannt worden.


Finanzierungsmodell ersonnen

Doch damit nicht genug: Für die Maßnahmen, die im Schulgebäude selbst vorgesehen sind, gibt es auch mehr Geld, wobei über ein gewieftes Finanzierungsmodell über den (finanzschwachen) Landkreis Haßberge dessen Höchstsätze bei den FAG-Mitteln ausgeschöpft werden sollen. Die Verschiebung der Maßnahmen um ein Jahr hielten darob alle Mitglieder des Zweckverbandes für vertretbar. Lediglich die Sanierung der Heizung erfolgt heuer noch, da aktuell ein Kessel seinen Dienst quittiert hat.


Stamm und Eck halfen mit

Wie es zu dem unverhofften Zuschuss-Regen kam, erzählte Bezirkstagspräsident Dotzel mit einem Schuss Süffisanz. Eigentlich waren er und Geschäftsführer Klingert zu Gesprächen wegen des Personalkostenzuschusses nach München gefahren.
Dotzel hatte sich bei Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) beklagt, dass die Meister-schule nur 60 Prozent der Personalkosten erstattet bekommt, während es an regulären Schulen 100 Prozent seien. Klingert: "Wir hatten schon eine Ahnung, dass das schwer werden würde."
Deswegen wurde von Barbara Stamm als Caritas-Vorsitzende die Idee geboren, die Schreiner-Schule als Caritas-Schule weiterzuführen, um auf diesem Weg an höhere Personalkostenzuschüsse zukommen.
"Nach intensiver Prüfung hat sich aber ergeben, die Meisterschule lieber so weiterzuführen, denn in der anderen Form ergäben sich mehr Nach- als Vorteile", kam laut Geschäftsführer Klingert als Ergebnis dabei heraus. "Außerdem passt unsere Schule doch gar nicht in das Portfolio der Caritas rein", zog Erwin Dotzel einen Schluss-strich unter dieser Debatte, aus der dennoch positive Erkenntnisse erwuchsen. Weil an dem Gespräch in München auch Staatssekretär Gerhard Eck (CSU) teilgenommen hatte, brachte der die Idee ins Spiel, Teile der Generalsanierung über das neue Förderprogramm des Freistaates, den Kommunal-Investitionsfonds, zu bezuschussen, womit die Rate von 40 auf 90 Prozent steigen würde.
Diese Gelegenheit soll nun beim Schopf gepackt werden, weswegen die Verzögerung der Maßnahme um ein Jahr als kleines Übel betrachtet wird. "An der Schule wird sowieso langfristig gedacht und gehandelt", lobte Verbandsvorsitzender Dotzel Schulleitung und Kollegium.
Was ein Grund dafür sei, dass die Meisterschule nicht nur im Landkreis und in Unterfranken, sondern im gesamten Bundesgebiet wahrgenommen wird, kommentierte Dotzel den Bericht von Schulleiter Oliver Dünisch.


Herbst-Kurs wieder ausgebucht

Vorrangig war damit die Ausrichtung des Bundesleistungs-Wettbewerbes des Schreinerhandwerkes im November sowie die anhaltend starke Nachfrage nach Ausbildungsplätzen gemeint. Die Masse der Absolventen kommt aus Franken und Thüringen, aber auch Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt sind die Herkunftsländer einiger Meisterschüler. Und der Kreis dürfte noch größer werden: "Es gibt erste konkrete Anfragen von Interessenten mit Migrationshintergrund, die nach ihrer Ausbildung Meistertitel anstreben und damit positive Impulse in Sachen Nachwuchsmangel geben", las Dünisch aus den Bewerbungen heraus. Der nächste Kurs im September ist wieder voll ausgebucht, für 2017 liegen bislang neun Anmeldungen vor.