Er lädt zur Zeitreise ins Alltägliche

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Michael Benkert hat die Gemeinde Heroldsbach im Spiegel von Zeitungsmeldungen des vergangenen Jahrhunderts beschrieben. Foto: Barbara Herbst
Michael Benkert hat die Gemeinde Heroldsbach im Spiegel von Zeitungsmeldungen des vergangenen Jahrhunderts beschrieben.  Foto: Barbara Herbst

Lokalgeschichte  Michael Benkert liebt den "Geruch der alten Blätter in den Archiven". Seine Leidenschaft für das Geschehen in der Gemeinde Heroldsbach hat den 56-Jährigen erneut zu einer Buch-Veröffentlichung inspiriert.

von unserem Redaktionsmitglied 
Ekkehard Roepert

Heroldsbach — Michael Benkert ist ein umtriebiger Mann. Um 4.30 Uhr steht er auf. Und wenn er am Nachmittag seinen Job als Hausinspektor in einer Erlanger Klinik erledigt hat, kann er die Füße nicht hochlegen.
Warum er jetzt ein 350 Seiten starkes Buch geschrieben habe? Weil ihm sonst langweilig geworden wäre, sagt der 56-Jährige aus dem Ortsteil Thurn. Es ist sein drittes Buch, das so entstand. Zuerst erforschte er seine Familiengeschichte bis ins 17. Jahrhundert. Im Hausflur hängt der Stammbaum, den Michael Benkert gezeichnet hat. Sein zweites Buch beschreibt die alten Häuser in Thurn.
"Das Schönste an der Arbeit ist der Geruch der alten Blätter in den Archiven", schwärmt Benkert. Für sein drittes Buch - "Die Großgemeinde Heroldsbach" - ackerte er im Zeitungsarchiv des FT. Die rund 900 Meldungen und 200 Bilder, die er zusammengetragen hat, reichen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis ins Jahr 2014. "Eine Zeitreise zurück bis Anfang des 20. Jahrhunderts" nennt der Autor sein Buch im Untertitel.
Was ihn beim Studieren alter Zeitungsbände beeindruckt habe: In welcher Armut viele Menschen in der Großgemeinde Heroldsbach bis hinein in die 50er Jahre gelebt hätten. Etwa ist Benkert auf eine Meldung aus dem Jahr 1952 gestoßen, die von einer Frau berichtet, die ein Kind, in Decken gewickelt, ausgesetzt hat.
Ein Jahr hat der 56-Jährige in seine "Zeitreise zu den Anfängen des 20. Jahrhunderts" investiert. Zuerst sei es nur persönliches Interesse gewesen, erinnert sich Michael Benkert: "Es sollte kein Buch werden." Aber als er Kollegen von seinen Funden erzählte, animierten sie ihn zu einer Veröffentlichung. So schreibt seine Kollegin Diana Hofmann in einem Grußwort, dass sie "die Neugier, Hellhörigkeit und Wachheit" begeistere, die Michael Benkert bei seinem "Ausflug in die Vergangenheit" an den Tag lege.
Der Fürther Gymnasiallehrer Gotthard Babel war bei der Redaktion behilflich. Er betrachtet Benkerts Buch als Einladung zu einer "erhellenden Spurensuche". Eine örtliche Zeitung sei eine "wahre Fundgrube zum Alltagsleben der Menschen". Alltägliche Schicksale, Vereinsnachrichten, Jubiläen, Todesfälle - all dies bringe Benkert dem Leser nahe, sagt Gotthard Babel: So zeige der Autor auch, wie aus den vier Einzelgemeinden Heroldsbach, Thurn, Poppendorf und Oesdorf der Weg zur Großgemeinde führte.