Er kommt. Wirklich!

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In einem Gedicht des indischen Dichters Tagore heißt es: "Hast du nicht Seinen leisen Schritt gehört? Er kommt, er kommt und immer: Er kommt!" Der Advent verweist uns auf Gottes Ankunft in unsere Welt...

In einem Gedicht des indischen Dichters Tagore heißt es: "Hast du nicht Seinen leisen Schritt gehört? Er kommt, er kommt und immer: Er kommt!" Der Advent verweist uns auf Gottes Ankunft in unsere Welt. Er selbst ist im Kommen. "Jeden Augenblick und jede Zeit. Jeden Tag, jede Nacht", wie das Gedicht fortfährt.

Aber können wir seinen leisen Schritt in unserer so lauten Welt überhaupt hören? Das geht wohl nur, wenn wir im Alltag immer wieder einmal still werden, zur Ruhe kommen. Die Stille hilft uns, achtsam zu werden. Aber Stille kann auch Angst machen, kann unerfüllte Sehnsüchte, ungelöste Konflikte oder überdeckte Nöte zum Vorschein bringen. Es braucht Mut zur Stille, Mut, sich der eigenen Wahrheit zu stellen. Vielleicht schließen Sie einfach für ein paar Augenblicke die Augen und nehmen den Atem wahr, wie er von selbst ein- und ausströmt. Dabei kommen Sie in Fühlung mit sich selbst, mit Ihrem Körper und können spüren, wie Sie da sind. Achten Sie einmal auf die Geräusche, die jetzt an Ihr Ohr dringen. In der Stille nehmen wir auch die leisen Töne wahr. "Gott ist ganz leise. Willst du ihn hören, werde ganz still wie Maria es war", heißt es in einem Lied von Franz Klett.

Der dreieine Gott drängt sich nicht auf. Seine Liebe ist behutsam. Sie ist versteckt, verpackt in den Dingen und Ereignissen des Tages. Zum Beispiel einem guten Frühstück, einem freundlichen Blick, einem schönen Abendrot und so vielem mehr. Es braucht Achtsamkeit, um seine Liebe darin für uns persönlich wahrzunehmen, zu entdecken und dafür zu danken. Und es braucht die Stille des Herzens, um Gottes leises Liebeswerben zu vernehmen.

"Als tiefes Schweigen das All umfing", kam das Göttliche Wort zur Welt. Gott wurde in der Stille der Nacht Mensch in Jesus Christus. Er wurde Mensch, um uns sein größtes und schönstes Geschenk zu geben: Sich selbst im Kind in der Krippe. "Mit seiner Menschwerdung hat er - zu jedem von uns - gesagt: Ich bin dein."(Papst Benedikt). In der Stille können wir sein Wort der Liebe und Hingabe, sein "Ich bin dein" in unserem Herzen bewegen. Und wir können ihm die Antwort unseres Herzens schenken, unser "ich bin Dein". In dieses unser "Dein" können wir auch alle Not legen, unsere Sorgen und Ängste, alles was uns bedrückt. So wird alles zur Gabe für das Göttliche Kind. Und er, der einst in einem armseligen Stall zur Welt kam, scheut sich nicht, auch und gerade dann in unsere Herzen zu kommen, wenn wir uns ganz armselig und elend vorkommen. Mit jedem Dein des Herzens kommt er bei uns an, geht er in uns ein, werden wir still und leise von seiner Gegenwart erfüllt. So kann er von Neuem durch uns in die Welt kommen. "Jeden Augenblick und jede Zeit."

Elmar Jonas ist Diplompädagoge in Kronach.