Kunstausstellungen durchzuführen, die der breiten Öffentlichkeit zugänglich sind, ist in Zeiten von Corona nicht immer einfach. Bei Galeria Karstadt Kaufhof stellten sich die Veranstalter dieser Herausforderung mit kreativer Offenheit. Statt ihre Ausstellungen mit opulenten Vernissagen zu eröffnen, bespielten sie ihr diesjähriges Projekt "Kunst im Treppenturm" mit selbst gedrehten Videobotschaften: mit Reportagen über die ausstellungsbeteiligten Künstler, mit filmisch dokumentierten Interviews und Atelierbesuchen. So konnten sich die Interessenten während der zurückliegenden Saison umfassend über den bildnerischen Werdegang der jeweiligen Kunstschaffenden informieren sowie über ihre Arbeitsweisen, ihre inhaltlichen Schwerpunkte und ihre ästhetischen Konzepte.

Mit einer Schau der jüngsten Arbeiten von Friedl Fischer aus Bischberg geht die diesjährige Ausstellungssaison bei "Kunst im Treppenturm" im Bamberger Traditionskaufhaus allmählich zu Ende. Neben ihren bunt bemalten "Humsera"-Figuren zeigt die Künstlerin unter dem Titel "Wegspuren" einige großformatige Leinwandgemälde im Stil der informellen Malerei: abstrakt-expressionistische Kompositionen als motivisch verselbständigte gestalterische Auseinandersetzungen mit dem Corona-Virus.

Betrachter ist gefordert

In dynamisch bewegter Pinselführung mit gestischer Verve ausdrucksstark auf die Leinwand gebracht, mutieren abstrakte Strukturen zu kubischen, kreisrunden oder zellförmigen Formationen, deren vermeintliche Geschlossenheit sich bei zunehmendem Herantreten an die Gemälde wieder aufzulösen beginnt.

"Die Arbeiten von Friedl Fischer", kommentiert Ausstellungskurator Matthias Liebel, "fordern das aktive Zutun des Betrachters, sich die inhaltliche Bedeutung dieser Bilder mit ihren bald sich verdichtenden, bald sich auflösenden Geflechten zu erschließen."

Dabei spielt es, so Liebel weiter, keine Rolle, ob der Betrachter die abstrakten Strukturen tatsächlich als motivische Ableitung mikrokosmischer Erscheinungsformen identifiziert oder ob er sie als gestalterische Umsetzung ganz anderer, möglicherweise dynamischer oder energetischer Prozesse interpretiert.

Und die Künstlerin ergänzt in ihrem Interview: "Ich lege großen Wert darauf, dass sich die Betrachter eigene Gedanken zu meinen Bildern machen und dass sie sich mit ihren eigenen Gedanken in meinen Bildern wiederfinden."

Außergewöhnliches Projekt

Auch Detlef Bens kommt im Begleitfilm zu Wort, der aus Essen stammende Marketingmanager und damalige Leiter der Schauwerbeabteilung des Bamberger Warenhauses, der vor über 20 Jahren gemeinsam mit dem im April verstorbenen Bamberger Maler Erhard Schütze den Grundstein für das Ausstellungsprojekt gelegt hat und aus Anlass seines bevorstehenden Ruhestandes in einem Interview rückblickend über die Anfänge von "Kunst im Treppenturm" berichtet.

"Es ist schon ein sehr außergewöhnliches Projekt", so Filialgeschäftsführer Mathias Baluses, "das mit viel Know-how und Herzblut betrieben wird. Ich danke Detlef Bens für sein jahrelanges persönliches Engagement bei der Etablierung von ,Kunst im Treppenturm' sowie allen aktuell Beteiligten für die fortlaufende hervorragende Zusammenarbeit." Auch wenn die laufende Saison bei "Kunst im Treppenturm" mit der aktuellen Werkschau ihren diesjährigen Ausklang nimmt, freut sich Baluses schon heute darauf, die Ausstellungsreihe ab Februar kommenden Jahres fortsetzen zu dürfen.

Bis 30. August

Die Ausstellung mit Humsera-Figuren und Gemälden von Friedl Fischer kann bis zum 30. August am Fuße der Rolltreppe der Bamberger Karstadt-Filiale besichtigt werden. red