Ende November wäre es Zeit, aufs Eis zu gehen. Doch daran können die Kulmbacher derzeit nicht denken. Denn auf der Eisbahn sind "nicht gefrierende" Flecken aufgetaucht. Kurzerhand wurde das Eis wieder abgetaut.
Mit einer großen Schlagbohrmaschine gräbt sich Stefan Strunz von der Baufirma Popp in den Untergrund der Kulmbacher Eisbahn. Eigentlich sollte längst Eis auf der ebenen Betonfläche sein, doch an einigen Stellen gefror das Wasser einfach nicht. Der Grund schlummert im Untergrund. Die Betonfläche ist in die Jahre gekommen.
"Der Beton wird dann porös, löst sich von den Rohren, in denen das Kältemittel fließt. Und wenn zwischen Rohren und Beton Luft ist, gefriert die Stelle einfach nicht - das Eis hat ein Loch", erklärt Oliver Voss, technischer Leiter der Stadtwerke das Kernproblem.
Alljährlich erleben die Kulmbacher Stadtwerke auf der Eisbahn solche Überraschungen. "Wir haben die Eisbahn wieder abgetaut, lassen jetzt die Fläche sanieren", erklärt Voss und zeigt auf ein vier Quadratmeter großes Loch im Beton.
Doch die Ausbesserung ist nicht so einfach zu bewerkstelligen. Mit einer Schlagbohrmaschine müssen sich die Bauarbeiter vorsichtig im Untergrund wühlen - mindestens sieben Zentimeter tief.
Sanierungen kostet 20 000 Euro
Sie müssen die Leitungen von allen Seiten freilegen, ohne diese zu verletzen. Anschließend wird der poröse Beton abgesaugt - und erst dann kann wieder eine neue Schicht aufgetragen werden. "Wahrscheinlich nehmen wir Schnellestrich, denn der ist in vier Tagen fest. Beton müssten wir 28 Tage aushärten lassen", sagt Stefan Strunz von der zuständigen Baufirma."Wir haben im Sommer schon einige Stellen saniert, aber dass wieder einige Stellen nicht gefrieren, sieht man eben erst, wenn man Eis macht", sagt Voss und bittet die Eisläufer und Eishockey-Begeisterten um ein paar Wochen Geduld. Anfang Dezember soll die Eisbahn schlittschuhfähig sein, auch die Eisdisco soll - wie geplant - am 2. Dezember stattfinden.
Für die notdürftige Sanierung gibt die Stadt Kulmbach in diesem Jahr 20 000 Euro aus. Doch letztlich ist jede Ausbesserung nur Flickwerk. Jetzt hat Oberbürgermeister Henry Schramm angeregt, dass die Stadtwerke einmal ein Gesamt-Sanierungskonzept erstellen sollen. "Es wird natürlich ein bisschen dauern, bis solch ein Konzept fertig ist und sicherlich kann es in dieser Saison nicht mehr umgesetzt werden. Aber generell gibt es die Möglichkeit, die gesamte Fläche abzutragen, die Rohre zu entfernen und neue zu verlegen und diese mit Beton einzugießen. Man könnte aber auch Matten darüber legen. Allerdings ist das vielleicht nicht so haltbar", erklärt Voss die Möglichkeiten. Die Kulmbacher Eisbahn wird derzeit mit Ammoniak gekühlt. "Das ist ein gängiges und sehr effektives Kältemittel", sagt Voss. "Die Eisbahn hat jetzt viele Jahrzehnte gehalten, aber der Beton ist durch die hohen Temperaturschwankungen einfach verbraucht. Das ist ganz normal. Man muss eben sehen, wie ein Zukunftskonzept aussehen kann", sagt Voss.
Nur "Schadensbegrenzung"
Egal, welches Konzept erstellt wird, die Investition in die Eisbahn wird wohl immens sein. Mit einem sechsstelligen Betrag sei in jedem Fall zu rechnen.
Ein weiteres Problem ist, dass die Besucherzahlen in den letzten Jahren rückläufig waren. Die Eintrittspreise (2,50 Euro für Erwachsene und 1,25 Euro für Kinder und Jugendliche) sind indes nie gestiegen. "Kulmbach hat die schlechteste Eisbahn, die ich je gesehen habe. Und ich war schon auf vielen Eisbahnen", sagt Oliver Weschenfelder, Abteilungsleiter der ATS-Eishockeyabteilung.
"Das große Problem ist, dass man nie weiß, ob man aufs Eis kann oder nicht", erklärt Weschenfelder. Zwischen August und November haben die Kulmbacher Eishockeyspieler in Mitterteich trainiert: Sie haben für jedes Training einen Weg von 90 Kilometer einfach in Kauf genommen. "Aber seit zwei Wochen trainieren wir überhaupt nicht. Wir haben die Punktspiele schon auf Dezember verlegt, aber es wäre schon wichtig, dass wir vorher noch ein paar Mal trainieren können", sagt Weschenfelder.
"Das, was man jetzt macht, ist immer nur Schadensbegrenzung. Und es ist nicht so, dass die Eisbahn sonst in Ordnung ist. Wir haben in den vergangenen Wintern schon einmal eine zweite Bande aufgebracht, damit wir spielen konnten, weil der Beton rausgeschaut hat", klagt Weschenfelder. Auch das Wetter und die fehlende Überdachung seien ein Problem. Von mangelnder Begeisterung für den Eishockeysport kann der ATS-Abteilungsleiter nicht sprechen. Im Gegenteil: Derzeit gibt es in Kulmbach mehr als 100 Aktive. "Ein Dach wäre zwar teuer, aber man wäre wetter- und witterungsabhängig. Man könnte auch Energie und Arbeit sparen", gibt Weschenfelder zu bedenken und hofft, dass auch diese Überlegung bei einem Zukunftskonzept berücksichtigt wird. "So wie die Eisbahn jetzt ist, ist das kein Zustand", sagt Weschenfelder und hofft auf eine Sanierung.