Einst mit Leib und Seele die "Wirtin" in Unterschwappach

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Anna Ruttenbacher feierte am Samstag 90. Geburtstag. Foto: Günther Geiling
Anna Ruttenbacher feierte am Samstag 90. Geburtstag. Foto: Günther Geiling

"Unterschwappach wurde für mich nach der Vertreibung zum Himmelreich, und ich denke jeden Tag noch an die schöne Zeit dort zurück." Dies betonte Anna Rutten...

"Unterschwappach wurde für mich nach der Vertreibung zum Himmelreich, und ich denke jeden Tag noch an die schöne Zeit dort zurück." Dies betonte Anna Ruttenbacher an ihrem 90. Geburtstag, den sie am Wochenende im Seniorenhaus St. Stephan in Eltmann feierte.
Dieses Lob auf ihre zweite Heimat Unterschwappach (Gemeinde Knetzgau) kann man verstehen, denn bis 2016 war der Steigerwaldort zu ihrer zweiten Heimat geworden.
Anna Ruttenbacher, geb. Werner, hatte zwei Söhne, eine Tochter und einen Enkel. Aber alle sind schon verstorben. Unter den Gratulanten befanden sich neben den Bewohnern des Seniorenhauses auch Schwiegersohn Günter und Eltmanns Bürgermeister Michael Ziegler, der auch namens des Landkreises die Glückwünsche überbrachte.
Die Jubilarin stammt aus Milau im Böhmerwald und erinnert sich noch genau an die schlechten Zeiten im Krieg, als sie im Rahmen der so genannten Kinderland-Verschickung unter dem Regime der Nationalsozialisten als Kinder oder junge Mädchen nach Rabenstein in eine Unterkunft für Mädchen verschickt wurden. Sogar die Hausnummer der Unterkunft weiß sie noch ganz genau. Sie mussten dann in Familien helfen, wo sie eben gebraucht wurden oder auch im Kindergarten von Eisenstein.
Zu Hause hatten sie einen Bauernhof, der später verkauft wurde. Als dann die Amerikaner kamen, sagte man zu ihr: "Pack deine Koffer und fahr zu deiner Mama! Wir waren ja im Grenzgebiet und mitten durch den Bahnhof ging die Grenze." Das war keine schöne Zeit und man habe Angst vor den Tschechen gehabt, meinte sie. In diesen schlechten Zeiten habe sie auch geheiratet, ihre Schwiegermutter sei sogar eine Tschechin gewesen.
Sie seien dann vertrieben geworden und schließlich sei sie in Unterschwappach gelandet. Dort hätten sie sich eine Gastwirtschaft gekauft. Aus dem Krieg brachte, wie sie erzählte, ihr Mann eine Beinverletzung mit, die ihm immer zu schaffen machte. Er sei dann 1979 schon gestorben. So kam es ihr zu, für die Kinder und die Familie zu sorgen. Ihre Gastwirtschaft und ihre Unterschwappacher waren dabei alles, und sie galt, wie sie stolz berichtet, als eine "Seele für die Unterschwappacher". Kein Wunder, dass sie immer viele Stammgäste hatte. Bis ins hohe Alter war sie "Wirtin" und liebte ihren großen Garten, bis es dann 2015 nicht mehr ging.
In gleichen Jahr starb ihr Sohn Hans, mit dem sie die Gastwirtschaft bis zu diesem Zeitpunkt führte. Das Schicksal hatte in der Familie und für Anna Ruttenbacher aber schon vorher stark zugeschlagen. Schon 2003 ist ihr jüngster Sohn Ernst und nur zwei Jahre später ihre Tochter Christine gestorben. Schließlich starb auch noch der einzige Enkel.
Zuletzt war es schließlich für die Jubilarin besonders schwer, dass sie nicht mehr in ihrem geliebten Unterschwappach bleiben konnte. Seit Oktober 2016 verbringt sie im Seniorenhaus in Eltmann ihren Lebensabend.