Eine musikalische Zeitreise

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Das "Jens Wimmers Boogie Trio" begeisterte am Samstagabend das Lichtenfelser Publikum. Fotos: Gerda Völk
Das "Jens Wimmers Boogie Trio" begeisterte am Samstagabend das Lichtenfelser Publikum.  Fotos: Gerda Völk
Flo Fischer kann auch ohne Schlagzeug spielen, nämlich auf Gläsern, Stuhllehnen und sogar auf dem Fußboden.
Flo Fischer kann auch ohne Schlagzeug spielen, nämlich auf Gläsern, Stuhllehnen und sogar auf dem Fußboden.
 

Boogie-Woogie vom Feinsten bot Jens Wimmers Boogie Trio am Samstagabend in der ehemaligen Synagoge in Lichtenfels. Die drei Musiker erhielten vom Publikum viel Applaus und Bravo-Rufe.

Stadtarchivarin Christine Wittenbauer hatte wieder einmal ihre "Fühler" ausgestreckt und eine Formation nach Lichtenfels geholt, die das Publikum zwei Stunden lang begeisterte. Was Wittenbauer sehr freute, war, "dass unser Flügel wieder voll zur Geltung kommt".
Seit gut drei Monaten besitzt die Synagoge einen eigenen Flügel, der schon mehrfach zum Einsatz kam. Am Samstagabend präsentierte der Band-Leader und Pianist Jens Wimmers eine weitere Facette des Instruments, das unter seinen flinken Fingern mehr als einmal klangvollend zu hören war.
Schwer beeindruckt zeigten sich auch die Musiker aus Mittelfranken. "Es ist ganz selten, dass ein Publikum gleich bei den ersten Takten mit einsteigt", stellte Jens Wimmers fest.
Im Verlauf des gut zweistündigen Konzerts nahmen er und seine beiden Kollegen Alexander Spengler (Kontrabass) und Flo Fischer (Schlagzeug) ihre Zuhörer mit auf eine musikalische Zeitreise in die 1920-er Jahre. Ihr Repertoire umfasste Musik von Pete Johnson, Mead Lux Lewis, Benny Goodmann, Duke Ellington und Fats Waller.


Musikalisches Spiel

Mit "Honky Tonk Train" kam ein Blues mit typischem Dampflokmotiv zu Gehör. Das Lied "Walk that boogie" erwies sich als eine Art Frage- und Antwortlied, bei dem auch das Publikum mit eingebunden wurde. Dagegen endete Wimmers Versuch, am "schönen Flügel" auch ein klassisches Stück zu spielen, bereits nach wenigen Minuten im swingenden Boogie-Woogie. Als ausgesprochen gefühlvolles Stück erwies sich der "Sunday Morning Blues". Neben viel Applaus kündeten auch die Bravo-Rufe von der Begeisterung der Lichtenfelser für diese Musikrichtung.


Der Boogie als Lebensgefühl

Mit seiner Interpretation dieser Musikrichtung spiegelte das Trio genau die Lebensfreude wieder, die den Boogie vor knapp 100 Jahren berühmt gemacht hatte. Ein Rhythmus, der die Zuhörer mitzureißen versteht. Manche wippen mit den Füßen, andere trommeln den Takt auf ihren Oberschenkeln oder klatschen einfach mit.
Die Musiker auf der Bühne lebten den Boogie. Auch manch ein bekannter Song wurde kurzerhand in diesem Sound präsentiert, wie das 1932 entstandene Lied "Bei mir bist du schön". Auch Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow" kam in diesem ungewöhnlichen Gewand daher.
Die drei Musiker hatten schon mehrfach in Kirchen gespielt, die zu Konzertsälen ungewandelt worden sind - aber noch nie in einer ehemaligen Synagoge. Das war für sie eine Premiere. Doch wie es schien, gefiel ihnen die besondere Atmosphäre des Raumes. Jens Wimmers brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Lichtenfelser diesen Ort auch annehmen, der mit viel Aufwand geschaffen wurde.


Auf Stuhllehnen getrommelt

Gegen Ende des Konzerts bewies Flo Fischer, dass er auch ohne Schlagzeug spielen kann, nämlich auf Gläsern, Stuhllehnen und sogar auf dem Fußboden - sehr zur Freude des erstaunten Publikums. Nach zwei Zugaben hieß es dann "Bye, bye, baby", da aber waren bereits alle Zuhörer auf den Beinen.
Minutenlanger Applaus und begeisterte Bravo-Rufe des Publikums zeigten bei den Musikern ihre Wirkung: Der Auftritt in Lichtenfels hat ihnen sehr gefallen.
Wie von Stadtarchivarin Christine Wittenbauer zu erfahren war, sind weitere Auftritte von Künstlern geplant, die die Vielseitigkeit des Flügels präsentieren werden.