Ein Mini-Tornado wütet in Haßfurt

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Auf einer Lagerhalle in der Zeiler Straße in Haßfurt hat der Sturm ein Blechdach regelrecht aufgerollt. Ein weiterer Teil des Daches wurde heruntergerissen und landete auf einem Nachbargrundstück. Foto: René Ruprecht
Auf einer Lagerhalle in der Zeiler Straße in Haßfurt hat der Sturm ein Blechdach regelrecht aufgerollt. Ein weiterer Teil des Daches wurde heruntergerissen und landete auf einem Nachbargrundstück.  Foto: René Ruprecht
In der Promenade hat der Sturm einige Verwüstungen angerichtet. Wege mussten gesperrt werden. Fotos: Christian Licha (3), Klaus Schmitt, René Ruprecht
In der Promenade hat der Sturm einige Verwüstungen angerichtet. Wege mussten gesperrt werden.  Fotos: Christian Licha (3), Klaus Schmitt, René Ruprecht
 
Die Feuerwehr begann bereits in der Nacht mit den Aufräumarbeiten. Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste wurden beseitigt.
Die Feuerwehr begann bereits in der Nacht mit den Aufräumarbeiten. Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste wurden beseitigt.
 
Kehrt vor seiner eigenen Haustür: Wolfgang Kaspar räumte in Eberns Innenstadt auf. Foto: Ralf Kestel
Kehrt vor seiner eigenen Haustür: Wolfgang Kaspar räumte in Eberns Innenstadt auf. Foto: Ralf Kestel
 
Überall lagen Ziegel, die der Wind von den Dächern gefegt hatte.
Überall lagen Ziegel, die der Wind von den Dächern gefegt hatte.
 
Das heruntergefallene Dach am Sonderpädagogischen Förderzentrum
Das heruntergefallene Dach am Sonderpädagogischen Förderzentrum
 
An der Haßfurter Stadtpfarrkirche St. Kilian riss der Sturm ein Kreuz mitsamt dem Wetterhahn herunter (rechts). Das Kreuz auf dem zweiten Turm hielt dagegen stand. Es blieb auf seinem Platz hoch über der Stadt.
An der Haßfurter Stadtpfarrkirche St. Kilian riss der Sturm ein Kreuz mitsamt dem Wetterhahn herunter (rechts). Das Kreuz auf dem zweiten Turm hielt dagegen stand. Es blieb auf seinem Platz hoch über der Stadt.
 

Unwetter  Der Sturm am Sonntagabend hat vor allem die Kreisstadt und ihre Stadtteile getroffen. Dächer wurden abgedeckt, Bäume stürzten um, Äste brachen ab - die Helfer hatten in der Nacht und am ganzen Montag alle Hände voll zu tun.

von unserem Redaktionsmitglied 
klaus schmitt

Haßfurt/Kreis Haßberge — Der Anruf kam in den frühen Morgenstunden des Montags. Es war kein angenehmer Anruf. Die Polizei in Haßfurt teilte der Familie eines Unternehmens in der Zeiler Straße in Haßfurt mit, dass der Sturm am späten Sonntagabend das Dach einer Lagerhalle auf dem Firmengelände demoliert hat. Ein Teil des Blechdaches rollte sich auf, ein anderer Teil flog herunter und landete auf dem Areal der benachbarten Telekom. Zum Glück wurde niemand verletzt.
Das ist die gute Nachricht an diesem Montag: Der Sturm, der in der Nacht zuvor über den Kreis Haßberge hinwegzog und vor allem in Haßfurt mit Stadtteilen wütete, hat keine Personenschäden verursacht. Die Sachschäden sind allerdings erheblich. Martin Volpert, Kommandant der Haßfurter Wehr, geht nach ersten Schätzungen von rund 100 000 Euro aus.

Fehlalarme

Der Sturm betraf ganz Unterfranken. 183 Einsätze zählte die Polizei, wie das Präsidium Unterfranken in Würzburg auf Anfrage bestätigte. Bauzäune wurden umgeweht, Ziegel flogen von den Dächern, Bäume stürzten um, Äste brachen ab. Und es gab viele Fehlalarme; das hat damit zu tun, dass Alarmanlagen empfindlich auf Erschütterungen reagieren, die vom Unwetter ausgelöst werden.
Die Integrierte Leitstelle in Schweinfurt, die alle Rettungs- und Feuerwehreinsätze in der ganzen Region Main-Rhön und damit auch im Landkreis Haßberge koordiniert, registrierte 43 Einsätze am Sonntagabend und in der Nacht zum Montag im Kreis Haßberge. Und alle 43 Einsätze betrafen den Raum Haßfurt. Bis zum Sonntagmittag zählte die Haßfurter Feuerwehr nach den Worten ihres Kommandanten rund 80 Einsatzstellen in der Stadt und den Stadtteilen. "Und wir sind immer noch unterwegs", schilderte Martin Volpert in den frühen Nachmittagsstunden unserer Zeitung.
In der Nacht, etwa ab 23.30 Uhr, rückte die Feuerwehr aus Haßfurt und mehreren Stadtteilen in voller Stärke aus. Rund 80 Kräfte, auch vom Technischen Hilfswerk, waren im Einsatz. Im Laufe des Montags wurden dann weniger Helfer benötigt.

Turmkreuz fällt herunter

Besonders traf es die Promenade. Dort knickten Bäume um, Äste brachen ab, Zweige wirbelten durch die Anlage. Der Haßfurter Bauhof hatte viel aufzuräumen. In der Dr.-Ambundi-Straße fielen fünf Bäume über die Fahrbahn. Mindestens 40 Häuser wurden am Dach beschädigt. Der Sturm riss die Ziegel heraus. Größere Schäden gab es am Dach der Lagerhalle eines Unternehmens in der Zeiler Straße, das teilweise abgerissen und auf ein Nachbargrundstück geschleudert wurde, und am Dach eines Logistikzentrums im Industriegebiet. Dort wurde das Dach undicht, Regen drang ins Innere und durchnässte die Waren. In der Augsfelder Straße wurde an einem weiteren Lagerhallengebäude das Dach samt Dachstuhl angehoben. Am Sonderpädagogischen Förderzentrum am Schulzentrum wurde ebenfalls ein Teil des Daches auf die Erde geschleudert.
Spektakulär ist der Schaden, den der Sturm an der Haßfurter Stadtpfarrkirche St. Kilian angerichtet hat. Von einem Turm wurde das Kreuz samt Wetterhahn abgerissen. Zum Glück blieb es am Blitzableiterstrang hängen. Die Einsatzkräfte bauten es ab.

Bäume wurden abgedreht

Kommandant Martin Volpert geht davon aus, dass in der Zeiler Straße ein Mini-Tornado entstanden war. Die Bäume seien dort regelrecht abgedreht worden. Er wertet die Erscheinung als ein Indiz für einen Tornado.