In diese große Familie schließt er das Publikum mit ein, das kleine Fehler der Interpreten niemals krumm nahm: "Die Publikumsreaktionen in Banz waren für mich immer wieder beeindruckend und für die Künstler stets motivierend."
Das Herausragende an den Festivals auf dem Banzberg sei jedoch immer wieder das Miteinander gewesen, fährt Niedermeier fort. "Die arrivierten Liedermacher sahen es als Mehrwert, mit den Nachwuchskünstlern proben und auftreten zu können." An einen Abend erinnert er sich besonders gern: "Es war toll, als Altstar Reinhard Mey, ein Gründungsvater der der Open-Airs auf der Banzer Klosterwiese, und Jungstar Bodo Wartke miteinander im Duett gesungen haben." Beide, so Niedermeier, "haben einen musikalischen Generationenvertrag besiegelt".
Künstlern fehlen die Auftritte
Es sei vor allem auch deshalb schade, dass das Festival "Lieder auf Banz" in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, sagt HPN, "weil es zu wenige Festivals gibt, bei denen jungen Liedermachern eine Chance gegeben wird." Es würde ihn deshalb freuen, wenn die beiden Festivals fortbestehen könnten - sowohl die "Lieder auf Banz", die vom Veranstaltungsservice Bamberg ausgerichtet werden, als auch die "Songs an einem Sommerabend", die von Monika und Ado Schlier seit einigen Jahren im Würzburger Klostergarten Himmelspforten einen Platz gefunden haben.
Der Lockdown infolge der Pandemie, der zweifellos notwendig war, drohe großen und kleinen Musikveranstaltungen den Garaus zu machen, sagt Niedermeier. Es sei zu befürchten, dass die Corona-Krise vielen Künstlern spätestens im nächsten Jahr finanziell den Atem nimmt. "Junge Liedermacher, die von ihrer Kunst leben wollen, werden große Schwierigkeiten bekommen. Das Angebot muss aber in diesem Kulturbereich erhalten bleiben."
"Auf Augenhöhe mit den Großen"
Aus diesem Grund sei das Modell des Bayerischen Rundfunks zu loben, der die in Banz vorgestellten Nachwuchspreisträger der Hanns-Seidel-Stiftung mit einer eigenen Sendung vorstelle und die Künstler mit Interviews porträtiere. Zudem böten die Konzertmitschnitte aus Banz den jungen Musikern die Möglichkeit, "auf Augenhöhe mit den Großen zu sein".
Beeindruckt habe ihn in Banz stets, wie gut Respekt und Freundschaft zwischen Menschen gedeihen können, die politisch, religiös und weltanschaulich gegensätzliche Meinungen vertreten. Das bewirke die Musik, die als einigendes Band auf die Menschen einwirke. Besonders freut sich HPN darüber, welch grandiosen Weg Bodo Wartke eingeschlagen hat, seit er 2001 erstmals in Banz als Nachwuchspreisträger auftrat: "Die beeindruckende musikalische Bandbreite seiner Lieder nahm stark zu."
Die Frage nach seinen eigenen musikalischen Vorlieben beantwortet der 66-Jährige so: "Ich bin einer, der die ruhigen Lieder schätzt - Lieder, die auch Texte haben, wie wir es jahrelang in unserem Slogan bezeichneten."
Der Dialog der Künstler untereinander sowie mit Konzertbesuchern hatte in Banz stets einen besonderen Zauber, fährt HPN fort. Er persönlich erinnert sich vor allem an den Meinungsaustausch und die gemeinsamen Unplugged-Konzerte in der Kutschenhalle oder im Künstlerzelt nach den Auftritten an den beiden Abenden der Festivals: "Da herrschte immer eine tolle Atmosphäre. Junge und arrivierte Musiker kamen untereinander und mit den Organisatoren sowie mit all jenen ins Gespräch, die mithalfen, die Festivals überhaupt veranstalten zu können."
Unterstützung aus der Region
HPN meint damit Feuerwehrleute und Polizeibeamte, Bäcker, Brauer und Metzger, Angehörige von Rettungsdiensten und Technischem Hilfswerk - also all jene Menschen aus der Region, die kein großes Aufheben um ihr Engagement machten, die aber für Festivals dieser Art unverzichtbar waren und weiter sind. "Solche Konzerte sind nichts Selbstverständliches. Man sollte dankbar sein für mutige Konzertveranstalter, die derartige Open-Airs ausführen." Das gelte sowohl für die Organisatoren der "Songs an einem Sommerabend", Monika und Ado Schlier, wie auch für die Veranstalter der "Lieder auf Banz", Gaby und Wolfgang Heyder.
Heiterer Blick in die Zukunft
Nach Banz, das seine zweite Heimat ist, wird Hans-Peter Niedermeier auch in den nächsten Jahren weiter gern kommen. Seine Amtszeit als Vorsitzender der Jury des Förderpreises für junge Liedermacher endet erst Mitte 2022. HPN umreißt seine Zukunftspläne mit heiteren Worten - frei nach Udo Jürgens, einem Altmeister der Liedermachergilde: "Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an - und wenn ich mir Jopi Heesters als Beispiel nehme, dann ist noch ein bisschen Lebenszeit da."