Interesse fürs Leben
Zu ihrem Tagesablauf gehört aber natürlich auch all das, was man meint, dass es den Beruf Altenpflegerin ausmacht: Den Bewohner waschen, anziehen, zur Toilette begleiten oder Windel wechseln, Betten machen und das Essen reichen. Das Gespräch mit den Angehörigen oder den Ärzten, die Dokumentation sind ebenfalls feste Bestandteile der Arbeit.
Der Kontakt und Austausch mit den alten Menschen ist es aber, der die Arbeit in ein anderes Licht taucht. Immer wieder gern geben die Hochbetagten Lebensweisheiten weiter oder fragen Franziska interessiert nach ihren Tattoos. Warum sie sich eins hat stechen lassen, was es bedeutet, ob es weh getan hat.
Zu sehen, wie glücklich und entspannt ältere Menschen sein können, wenn man ihnen hilft, sei ganz wunderbar. "Ich erinnere mich noch an eine Situation, in der ich einer Frau die Hand massieren sollte, die aber so verkrampft und zur Faust geballt war. Als sie die Hand plötzlich geöffnet hat und ganz entspannt in meine fallen ließ, war ich total beseelt", erinnert sich die angehende Altenpflegerin.
Nach ihrem Hauptschulabschluss lernte sie zunächst Beiköchin, machte dann eine Ausbildung zur Köchin, wechselte in die Pflegeassistenz, wo sie eine Fortbildung zur Demenzbetreuerin machte, um schließlich - endlich angekommen - die Ausbildung zur Pflegefachkraft bei der Caritas anzutreten.
Neben der Arbeit auf Station im Früh- oder Spätdienst (Nachtschicht ist während der Ausbildung ausgeklammert), muss ein Auszubildender 200 Stunden im Bereich Geriatrie leisten und 400 Stunden beim ambulanten Pflegedienst der Caritas. "Das fand ich noch spannender und abwechslungsreicher, weil man ja nie weiß, was einen erwartet", sagt Franziska Goihl.
Die zuständige Pflegedienstleiterin Carolin Becker gibt ihr recht. Die Behandlungspflege steht da meist im Vordergrund. Also Wunden verbinden, spritzen und Grundpflege. "Wir dringen da ganz stark in die Privatsphäre der Menschen ein. Da gehört viel Sensibilität dazu", sagt sie. Auch hier gilt: Die Menschen buchen Zeitkontingente. Ein Gespräch auf der Bettkante sei manchmal viel wichtiger als die abendliche Dusche.
Tipps zur Berufswahl
Was würde Franziska Goihl Schulabgängern raten, die sich für eine Lehre interessieren?
Wichtig sei auf jeden Fall, dass man gern mit alten Menschen zusammen ist, dass man Menschen mag. Von Vorteil sei es, wenn man keine Probleme mit unangenehmen Gerüchen hat - wobei sich die Nase sehr schnell daran gewöhne, dass es manchmal einfach nicht so gut riecht.
Margarete Pult empfiehlt bei Interesse unbedingt ein Schnupperpraktikum. Gerade für Jugendliche, die den M-Zweig absolvieren, biete die Caritas die Möglichkeit eines einwöchigen Praktikums. "Danach weiß man, ob das zu einem passt", sagt die Pflegedienstleiterin. "Nicht jede oder jeder ist für diesen Beruf geeignet." Es erfordere Mut, Ausdauer und Empathie, sich auf Themen wie Altersschwäche, Sterben und Tod einzulassen. Und trotzdem sei in einem Altenheim jeden Tag Leben und Bewegung.
Für Franziska Goihl passt alles. Auf ihrem Arm prangen die drei magischen Wörter, die ihr im Leben wichtig sind: "Freiheit, Kraft und Liebe". Mit ihrem Beruf kann sie das wunderbar vereinbaren.