Ein Herz für Indien

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Eine Fischerwitwe mit ihren drei Kindern bekam von Pfarrer Walter Ries 700 Euro als Soforthilfe von ZMS überreicht. Foto: Gerd Albert
Eine Fischerwitwe mit ihren drei Kindern bekam von Pfarrer Walter Ries 700 Euro als Soforthilfe von ZMS überreicht.  Foto: Gerd Albert

Beim Indienabend des Vereins ZMS (Zukunft für Menschen in Südindien) im Stegauraucher Pfarrheim Luigi Padovese berichteten mehrere Vereinsmitglieder aus der...

Beim Indienabend des Vereins ZMS (Zukunft für Menschen in Südindien) im Stegauraucher Pfarrheim Luigi Padovese berichteten mehrere Vereinsmitglieder aus der Region über ihre letzte Indienreise vom vergangenen Herbst und Kontrollbesuchen bei vielfältigen Hilfsprojekten im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Darunter etwa ein Treffen mit den 950 Patenkindern des Vereins, ein Besuch im Lepradorf, Projekte für Blinde und schnelle Hilfen für Unfallopfer oder Schwerkranke. Als neue Hilfsprojekte wurden Patenschaften für die Krankenschwesternausbildung bedürftiger Mädchen vorgestellt und ein Rentensystem für Fischerleute in Not. Dabei gehe es immer um Hilfe zur Selbsthilfe, wie Vereinsvorstand Gerd Albert betonte. Auch kritische Ergebnisse der Kontrollreise kamen zur Sprache. Ein Videofilm von Torsten Vollkommer (siehe Vereinshomepage www.zms-ev.de) stimmte auf Indien ein.
Was macht die Indienabende von ZMS aus? Es ist wohl die Mischung aus knallharten Infos über das unbeschreibliche Elend armer Inder, berührenden Stellungnahmen der Reiseteilnehmer und jeder Menge exotischer Bilder von Menschen, Landschaften, Pflanzen und Tieren des indischen Subkontinents. Berührend auch das Engagement des Vereins, eine private Initiative auf Basis der Freundschaft von Pfarrer Walter Ries in Stegaurach und den indischen Pfarrern Jargon und Jeremias als Projektkoordinatoren vor Ort.
Die Krankenschwesternschule St. Anthonys School of Nursing in Ammanathantheri, ein neues Hilfsprojekt des Vereins, stellte Bernd Fricke vor. Die Ausbildung dauert drei Jahre und kostet 1300 Euro plus 17 Euro monatlich für Unterkunft und Verpflegung. Zwei Patenschaften gibt es schon. Die Idee des Projekts sei es, Patenschaften für junge, angehende Krankenschwestern und Pfleger in Höhe der 17 Euro pro Monat zu übernehmen, damit auch mittellose Familien die Ausbildung in diesem sicheren Beruf finanzieren können, zumal es in dieser armen Gegend generell wenig Ausbildungsplätze für junge Leute gibt. Ein gutes Beispiel für Hilfe zur Selbsthilfe in mehrfacher Hinsicht.
Über das Selbsthilfeprojekt des Fischervereins in Kadiapattanam berichtete Barbara Rupp. Die Fischer des Dorfes seien dabei, ein Rentensystem für sich aufzubauen für Zeiten, in denen sie nicht fischen können, etwa während des Monsunregens. Zur finanziellen Überbrückung dieser Notzeiten hätten die Fischer bisher bei Fischhändlern Kredite zu Wucherzinsen aufnehmen müssen. Nun zahle jedes Mitglied der Kooperative zwei Prozent des täglichen Einkommens in eine Kasse ein, aus der im Notfall Geld zur Grundversorgung der Fischerfamilien ausbezahlt würde. Fischerfrauen, deren Männer im Meer blieben, und deren Kinder erhielten aus der Kasse unbürokratisch 50 000 Rupien, rund 700 Euro. Der Verein beschloss, das Selbsthilfeprojekt zu unterstützen. Das wurde schneller notwendig als gedacht, denn zwei Tage zuvor war ein Fischer im Meer umgekommen. So konnte Pfarrer Walter Ries der Fischerwitwe und ihren drei Kindern für den Vereins ZMS gleich 700 Euro überreichen. Außerdem konnte für Nivin, jüngster Sohn der Witwe, umgehend eine Kinderpatenschaft vermittelt werden, damit er weiterhin die Schule besuchen kann.
Kritisch äußerte sich dagegen der Psychotherapeut Bernd Fricke in seinem Reisebericht über die besichtigte Einrichtung Manolaya für psychisch kranke Männer. Dort würden kranken Männer einfach weggesperrt und noch kränker gemacht. Deshalb habe der Verein Pfarrer Jeremias informiert, dass er dieses Projekt nicht unterstützen werde. Doch gerade dieser Fall zeige, dass die Besuchsreisen als Kontrolle wichtig sind.
Eva Lederer