Hat der Klimawandel auch sein Gutes? Eine vermessene Frage, aber angesichts des nun schon zum zweiten Mal hintereinander mit bestem Sommerabend-Wetter gesegneten Konzerts am Weiher lässt sie sich, wid...
Hat der Klimawandel auch sein Gutes? Eine vermessene Frage, aber angesichts des nun schon zum zweiten Mal hintereinander mit bestem Sommerabend-Wetter gesegneten Konzerts am Weiher lässt sie sich, widerwillig vielleicht, nur bejahen.
Es war also alles wie immer am Mittwochabend, wobei sich Technik und Organisation seit der Premiere von "Klassik am See" vor 16 Jahren perfektioniert haben mit Videoleinwänden und Tribüne.
Alles wie immer? Nichts war wie immer für den an eine gewisse Konvention und Ritualisierung im Konzert gewöhnten Klassikhörer. Aber der Verein Klassikkultur hatte diesmal ja auch das Enfant terrible der Szene engagiert, den "Klassik-Punk", den Rabauken Nigel Kennedy, den auch die kennen, die sonst keinen einzigen Musiker des Genres kennen. Mit Iro und milde gesagt unkonventionellem Auftreten, mit drei Millionen verkaufter Alben von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" hatte er ein Publikum zu faszinieren vermocht, das sonst kaum in die ehrwürdigen Konzertsäle dieser Welt findet. Genau passend für die Konzertreihe am Dechsendorfer Weiher also.
Würde der 62-jährige Altrebell, der das bewährte Programm "Bach meets Kennedy meets Gershwin" mitgebracht hatte, seinem Image gerecht werden?
Mit Schlabberhose und Trikot
Nun, Motivationsschreie hinter der Bühne noch während der Anmoderation des künstlerischen Leiters von Klassikkultur, Ronald Scheuer, kündigten ein durch und durch unkonventionelles klassisches Konzert an, das unklassischste, das man jemals erlebt hat.
Schon das Outfit aus Schlabberhose und Aston-Villa-Fußballtrikot, in das sich Kennedy und seine Band - die beiden Gitarristen Doug Boyle und Rolf Bussalb, der Bassist Piotr Kulakowski, der Cellist Peter Adams sowie ein Perkussionist - gehüllt hatten, signalisierte das.
Da wirkten die Hofer Symphoniker (ohne Blech) in Schwarz-Weiß doch wesentlich konventioneller, wie sie des Öfteren auch amüsiert bis entgeistert auf den Violinen-Derwisch blickten.