Der Dirigent Gerd Schaller organisiert bereits seit 1990 den Ebracher Musiksommer. Er liebt die Räumlichkeiten und stimmt seine Musik ganz genau darauf ab. Dieses Jahr verspricht wieder zahlreiche Höhepunkte
Stilvolles Ambiente und Klassik vom Feinsten: Das ist seit nun schon 29 Jahren das Erfolgsrezept des Ebracher Musiksommers. Denn dieses Festival, das der Dirigent Gerd Schaller 1990 in den Räumlichkeiten des prachtvollen ehemaligen Zisterzienserklosters Ebrach im Steigerwald begründet hat, darf sich nicht nur über stetig wachsende Besucherzahlen, sondern auch über ein zunehmendes Echo in der nationalen und internationalen Presse freuen: Vor allem Schallers Bruckner-Interpretationen werden nämlich inzwischen auch in englischen, französischen oder amerikanischen Fachzeitschriften gefeiert.
Der in Bamberg geborene Dirigent bleibt dennoch auf dem Boden - und der Heimat treu: "Wir haben hier in der Region einfach auch so fantastische Säle", schwärmt er. Der klassizistische Kaisersaal, die erhabene Abteikirche in Ebrach, der Regentenbau Bad Kissingen und die Konzerthalle Bamberg, wo die Veranstaltungen des Ebracher Musiksommers stattfinden, gehörten nach wie vor zu seinen bevorzugten Konzerträumen.
"Wichtig ist mir dabei aber, in diesen wunderbaren Sälen nur Musik zu spielen, die auch hineinpasst", so Schaller. Das sei im Ebracher Kaisersaal ganz klar die Wiener Klassik. Da kann man sich also etwa auf Mozarts Jupiter-Sinfonie freuen, auf Beethovens 2. Sinfonie oder Webers Klarinettenkonzert, aber auch auf diverse Werke Joseph Haydns, auf dessen Oeuvre Schaller dieses Jahr einen gewissen Schwerpunkt setzt. Und, sagt er: "Diese Musik zu hören und dabei die herrliche Architektur, die grandiosen Farben des Kaisersaals zu betrachten: Das ist eine großartige Kombination."
Die Ebracher Abteikirche dagegen eigne sich geradezu perfekt für die Musik Anton Bruckners, an der er besonders die "gleichzeitige Intellektualität und Emotionalität" schätze, so Schaller. "Dort werde ich am 1. September dann eines der prächtigsten Werke Bruckners aufführen, sein Te Deum." Daneben erklingt an diesem Nachmittag mit dem Kühn-Chor und dem Radiosymphonieorchester Prag auch noch Bruckners Messe in d-Moll. Damit ist dieses Konzert übrigens auch Teil von Schallers groß angelegtem Projekt "Bruckner 2024", in dessen Rahmen er bis zum 200. Geburtstag des Komponisten im Jahr 2024 dessen sämtliche symphonische Werke in seinem Festival aufführen und auf CD einspielen möchte.
Nächster Termin in Bad Kissingen
Ein weiteres Konzert dieses Projekts findet im Kissinger Regentenbau statt, den Schaller als optimal für spätromanische Musik bezeichnet: Bruckners 1. Symphonie, genannt "Das kecke Beserl" steht da am 26. Mai auf dem Programm, neben Schumanns hochmelodiösem Klavierkonzert a-Moll. Es spielt die von Schaller selbst gegründete Philharmonie Festiva, ein Symphonieorchester mit ausgewählten Musikern internationaler Spitzenklangkörper, die ganz auf ihren Dirigenten eingeschworen sind.
Aber auch das Braunschweiger Staatsorchester oder die Musiker vom Gewandhaus Leipzig sind alte Bekannte Schallers und des Ebracher Publikums. Und, freut sich der Dirigent: "Mit den Braunschweigern spiele ich unter anderem im Herbst ein echtes Schmankerlprogramm: Smetanas Moldau, Griegs Peer Gynt-Suite und die Alpensinfonie von Strauss - ein gigantisches Stück". Das übrigens in der Konzerthalle Bamberg zu hören sein wird, ebenso wie das traditionelle Neujahrskonzert und der Musikalische Karneval, der in der Region inzwischen schon Kultstatus genießt.
Und bei den Gewandhausmusikern, was steht da auf dem Programm? "Bach natürlich", sagt der Dirigent, "aber nicht nur: Auch Vivaldis fantastische Vier Jahreszeiten im Regentenbau, und ein klassisches Programm im Ebracher Kaisersaal".