Vor 25 Jahren fiel die Entscheidung, die A 71 in ihrer heutigen Form zu bauen. Das war die erste verbindliche Festlegung. Es gab aber auch Widerstand.
Heute gehört sie einfach dazu. Seit Dezember 2005 ist die Autobahn A 71 durchgehend von Schweinfurt nach Erfurt befahrbar. Das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 16 war vor allem wegen der Querung des Thüringer Waldes eines der aufwendigsten. In den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, die während der deutschen Teilung zu den strukturschwächsten Gebieten Bayerns gehörten, versprachen sich die Befürworter ganz erhebliche Vorteile. Anders als im benachbarten Thüringen, gab es aber im Freistaat von Anfang an auch Widerstand. Vor 25 Jahren fiel die Entscheidung für die sogenannte Ost-Trasse.
Regierungspräsident Franz Vogt gab im März 1994 bei einem Pressegespräch das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens bekannt. Drei Varianten waren untersucht worden. Die Wahllinien West und Mitte entsprachen demnach nicht den Erfordernissen der Raumordnung. 90 Träger öffentlicher Belange waren gefragt worden, 900 Eingaben von Bürgerinitiativen, Privatpersonen, Vereinen und Pfarrgemeinderäten waren bei der Regierung eingegangen.
Für die Ost-Trasse der Autobahn, die damals noch A 81 heißen sollte, sprachen mehrere Dinge. So sah die Regierung bei der Variante West das Ziel der Stärkung und verkehrlichen Verknüpfung der zentralen Orte bei Weitem nicht so gegeben wie bei der Variante Ost. Außerdem werde bei der Trasse Ost längst nicht so viel Wald in Anspruch genommen, hieß es damals. Und was die Landwirtschaft betreffe, müssten in jedem Fall Unternehmensflurbereinigungen durchgeführt werden, um den Zerschneidungseffekt wenigstens teilweise auszugleichen.
Damals zog die Regierung von Unterfranken das Resümee: "Unter Berücksichtigung aller Maßgaben und bei eingehender Beachtung der weiteren zahlreichen Vorschläge wird die A 81 in Form der Wahllinie Ost (...) aus raumordnerischer Sicht ganz erhebliche Vorteile - nicht nur in wirtschaftlicher Art - für die Region Main-Rhön bringen, ohne dass dabei die natürlichen Lebensbedingungen so weit beeinträchtigt würden, dass dies nicht zu verantworten wäre." Damit waren die Würfel gefallen: Die Variante Ost sollte es werden, wenn überhaupt gebaut wird. Denn das war 1994 noch gar nicht so klar.
Mit dieser Entscheidung waren nicht alle zufrieden. Der Münnerstädter Stadtrat hatte bereits zuvor beschlossen, in diesem Fall Klage zu erheben, was dann auch geschah. Erst 2001 zog der Stadtrat die Klage zurück. "Das war ein dramatischer Augenblick" erinnert sich der damalige Bürgermeister Eugen Albert. Der Stadtrat hatte sich zu einer Sitzung zusammengefunden und stundenlang über die weitere Vorgehensweise diskutiert. "Gegen 22 Uhr haben wir dann ein Fax ans Gericht nach Berlin geschickt, ab 0 Uhr hätte die Klage gegriffen."
Im Gegenzug hatte die Autobahndirektion Nordbayern einige Zugeständnisse gemacht. Für Münnerstadt war es unter anderem problematisch, dass die Autobahn mitten durch das Einzugsgebiet der Wasserversorgung verlaufen sollte. In diesem Bereich wurden dann beim Bau besondere Vorkehrungen getroffen, um das Trinkwasser zu schützen. Auch gab es Nachbesserungen beim Lärmschutz. "Wohlwollende Prüfungen", ob Münnerstadt beispielsweise die Autobahnmeisterei bekommt, liefen allerdings ins Leere.
Die "Bürgerinitiative B 19/ A 81" kündigte nach Bekanntgabe des Trassenverlaufs an, weiterhin gegen die Auswirkungen der geplanten A 81 vorzugehen und den Klageweg vorzubereiten. Stellvertretender Sprecher der Initiative war damals Johannes Wegner, der ab Oktober 1996 Bürgermeister der Marktgemeinde Maßbach war. Die Mitglieder der Initiative favorisierten einen Ausbau der vorhandenen B 19. "So wie das im südlichen Bayern auch gemacht wurde", sagt Johannes Wegner. Erreicht werden sollte das durch den Bau von zweispurigen Teilstücken, auf denen das Überholen problemlos möglich ist.