Die Überraschung

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Markus Häggberg A ls das Telefon klingelte, war ich etwas in Eile. Doch da ich sah, dass Trixis Nummer aufblinkte, ging ich ran. Sie ruft selten genug an und ich freue mich immer wieder, wenn ich mal ...

Markus Häggberg A ls das Telefon klingelte, war ich etwas in Eile. Doch da ich sah, dass Trixis Nummer aufblinkte, ging ich ran. Sie ruft selten genug an und ich freue mich immer wieder, wenn ich mal von ihr höre. Sie war das erste Mädchen, mit dem ich ... aber das gehört nicht hierher. Was blieb, ist eine Freundschaft, die sich von Zeit zu Zeit bemerkbar macht.

"Du, ich habe jetzt nicht so viel Zeit, können wir später ...", setzte ich an, wurde aber wie folgt unterbrochen: "Markus, huhu, ich habe eine kleine Überraschung für dich." Trixi gehört zu jener Sorte Frau, die immer gut zuhören und sich immer gut merken, wenn man auch nur Andeutungen von eigenen Interessen, Träumen oder Zielen macht.

Es gibt solche Menschen, sie sind wertvoll, wissen immer, wann wer Geburtstag hat, melden sich zu solchen Anlässen auch noch bei einem und führen so dadurch deutlich vor Augen, dass sie besser sind als man selbst. Kurz und gut: Sie nerven. "Kann ich auf einen Sprung bei dir vorbeikommen, ich habe auch was ganz Tolles für dich dabei - kann ich schnell vorbeikommen?", fuhr Trixi fort. Sie klang so fröhlich.

Dann sprach sie weiter: "Du magst doch diesen Film so sehr, wie hieß er doch ... ,In der Hitze der Nacht‘?" Ich bejahte, denn "In der Hitze der Nacht" ist tatsächlich einer meiner Lieblingsfilme. Einfach großartig, wie in ihm ein rassistischer weißer Polizist (gespielt von Rod Steiger) in einem Südstaaten-Kaff der 60er Jahre nach und nach mehr und mehr Achtung vor einem schwarzen Kollegen (Sidney Poitier) aus dem Norden bekommt, der, weil er schwarz ist und nächtens in dem Kaff strandete, um dort im Bahnhof auf einen Anschlusszug zu warten, unter Verdacht gerät, einen heimischen Industriellen getötet zu haben, dann aber selbst die Ermittlungen in die Hand nimmt. Am Ende trägt der weiße Polizist seinem schwarzen Kollegen sogar den Koffer zum Zug. Mit der Bemerkung "Du hast doch mal davon gesprochen, dass du gerne das Buch dazu lesen wolltest", riss mich Trixi nun wieder aus meinen wohligen cineastischen Rückblenden.

"Also was ist jetzt, kann ich auf einen Sprung vorbeikommen - du wirst dich freuen", hakte Trixi nach. Da ich etwas in Eile war und vor Stunden nicht zurück sein würde, verabredete ich mich mit Trixi für den Abend und bekam zu hören, dass ich schon mal Vorfreude entwickeln sollte.

Drei Stunden später standen wir uns Auge in Auge gegenüber. Trixi hielt etwas hinter ihrem Rücken versteckt und schaute mich ganz lieb an. Mir war klar, dass das hinter ihrem Rücken für mich bestimmt war, aber man muss sich ja zieren und zumindest um ein Vorzeigen ersuchen. Trixi streckte mir ein kleines Päckchen entgegen und ich packte es aus. Zum Vorschein kam ein schwarzes Buch von der Autorin JoAnn Ross. "Ich hoffe, es ist das richtige Buch, ich kenne mich da ja nicht so aus", so Trixi. So blickte ich auf den Titel des Buches, und der haute mich regelrecht um: "In der Hitze der Nacht". Sollte ich wirklich das Buch in Händen halten, welches so genial verfilmt wurde? Darf ich jetzt auch lesen, was ich sonst nur sehen durfte? Trixi hatte sichtlich Freude an meinen großen Augen, zog es aber vor, sich zu verabschieden und auf dem Absatz kehrtzumachen. So stand ich da, mit der zur Freude gewordenen Vorfreude, und ich las aufgeregt den Klappentext des Buches. Auf ihm stand: "In all den Jahren der Trennung, in vielen langen und einsamen Nächten hat Cash Beaudine diese Szene immer geträumt: Chelsea - erhitzt und erregt. Chelsea - die er leidenschaftlich mitreißt bis zum Höhepunkt. Ihr geht es genauso. Bewundernd blickt sie dem muskulösen Mann nach, der eine erregende Vitalität verströmt. Wie damals, als sie, die verwöhnte Göre aus der Oberschicht, mit dem Arbeitersohn auf seiner Harley durch die Straßen gebraust war. Aber das ist Vergangenheit. Heute ist sie verlobt mit Nelson, und sie hat ihr weiteres Leben fest geplant. Doch es kommt anders ..."

Wie gesagt, diese Trixis und wie sie sonst noch heißen, sind schon nette Leute. Aber sie haben auch ihre Nachteile.