Die Stadt stemmt eine Herkulesaufgabe

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Die neue Drehleiter der Eberner Feuerwehr hat sich bereits bestens bewährt. Unser Bild entstand im September bei der Rettung eines Mannes von einem Hausdach in Pfarrweisach. Foto: Michael Will/Rotes Kreuz Haßberge
Die neue Drehleiter der Eberner Feuerwehr hat sich bereits bestens bewährt. Unser Bild entstand im September bei der Rettung eines Mannes von einem Hausdach in Pfarrweisach.  Foto: Michael Will/Rotes Kreuz Haßberge

Ebern investiert jährlich viel Geld und Aufwand, doch die wesentliche Kraft sind die deutlich über 400 Ehrenamtlichen

Eckehard Kiesewetter Ebern —  Immer wieder sehen sich Kommunen im Zwiespalt zwischen freiwilligen Leistungen (Freizeiteinrichtungen, Bücherei und Investitionen in das Vereinsleben) und Pflichtaufgaben wie (Straßenunterhalt, Abwasserbeseitigung, Versorgungsanlagen, Schulen und Soziales). Zu den Pflichtaufgaben gehört das Feuerwehrwesen - mitunter eine Herkulesaufgabe, wie das Beispiel der Stadt Ebern zeigt. Bei 22 Stadtteilen und einer Fläche von 95 Quadratkilometern ist diese Aufgabe nur zu verwirklichen, indem sich Hunderte von Freiwilligen ehrenamtlich einsetzen.

Neben der Werksfeuerwehr der Firma Valeo gibt es allein in Ebern 13 Freiwillige Feuerwehren und zwei Löschgruppen, in denen sich laut Angaben der Stadt rund 380 Männer und rund 40 Frauen einbringen. Über 500 Personen engagieren sich in der Stadt im Feuerwehrverein, berichtet Dieter Gerstenkorn, der die Anliegen der Feuerwehr im Stadtrat vertritt.

Bürgermeister Jürgen Hennemann, wie Gerstenkorn sowie neun weitere Stadtratsvertreter selbst als Floriansjünger in einer der städtischen Wehren aktiv, verweist auf den unersetzlichen Beitrag der Freiwilligen, ohne die eine Kommune wie Ebern wohl aufgeschmissen wäre.

Stattlicher Fuhrpark

Die Kommune stellt das Rüstzeug: 16 Feuerwehrautos, 14 Tragkraftspritzen (teilweise in speziellen Fahrzeugen, wie in Eyrichshof, Reutersbrunn, Unterpreppach und Weißenbrunn, oder in Anhängern) und diverse weitere Einsatzmittel. Die Stadt unterhält auch 16 Feuerwehrhäuser und versucht, sie zeitnah an die Erfordernisse anzupassen. Aktuell stehen die Erweiterung des Gerätehauses in Reutersbrunn (weitgehend in Eigenleistung), der Neubau eines Gemeinschaftshauses in Unterpreppach mit zwei Stellplätzen und Nebenräumen für die Feuerwehr in Unterpreppach an. Das Gebäude soll das abgewirtschaftete Gerätehaus im Stadtteil ersetzen. Auch die Bramberger Rothelme spekulieren auf eine Vergrößeruug ihrer Fahrzeughalle.

Im Schnitt stecke die Stadt rund 300 000 Euro pro Jahr in ihre Feuerwehren, berichtet der Bürgermeister auf Anfrage des FT, etwa 125 000 Euro für den laufenden Betrieb sowie rund 180 000 Euro für Investitionen (Feuerwehrautos, Gebäude). Ende 2019 gab es ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF 10) für die Jesserndorfer Wehr und in Ebern nahm man bereits im Frühjahr eine Drehleiter in Betrieb, die sich beispielsweise bewährte, als im September ein 36-Jähriger nach einem Arbeitsunfall von einem Hausdach in Pfarrweisach gerettet werden musste. Auch bei einem nächtlichen Brand in einem Rentweinsdorfer Autohaus war sie im Einsatz.

"Die Feuerwehr ist allerdings nicht nur für das Löschen von Bränden, sondern auch für den Schutz der Bürger da, beispielsweise bei Hochwasser und anderen Katastrophen", erklärt Dieter Gerstenkorn, da die Bandbreite der Aufgaben und sogenannten technischen Hilfeleistungen gerne übersehen wird. So wird sie beispielsweise auch zur Rettung von Personen und Tieren in Notsituationen gerufen, oder wenn eine Person nach einem Verkehrsunfall im Auto eingeklemmt ist.

"Retten bedeutet auch, dass wir dem Rettungssanitäter Zugang zu einer Wohnung verschaffen, wenn die gefährdete Person nicht mehr imstande ist, die Türe selbst zu öffnen, oder bei der Suche von Vermissten zu helfen", sagt der 60-jährige Malermeister. Auch die Bergung von Verstorbenen, von Gegenständen oder die Verkehrsabsicherung bei Unfällen oder großen Veranstaltungen gehört zum Aufgabenspektrum der Feuerwehr.

Die entscheidende Nummer

Wenn Wespen den Hausfrieden bedrohen, eine Blindschleiche durch den Garten zischelt oder verdächtiger Gasgeruch auftritt, ruft man die 112.

Immer wieder rücken die Einsatzkräfte um den neuen federführendenden Kommandanten David Pfeufer aus Heubach auch vergebens aus, wenn Brandmelder auslösen. Blinder Alarm - manchmal. Aber lieber einmal zu viel als einmal zu spät, lautet hier die Devise. So brachten es allein die Floriansjünger in Ebern auf rund 60 Einsätze und mehr als 2500 Einsatzstunden im Jahr 2019.

Selbst beim Großbrand bei der Firma Koppitz in Knetzgau leisteten die Wehren aus Ebern, Eichelberg, Reutersbrunn, Unterpreppach Hilfestellung. Und auch den Klimawandel bekommen die Floriansjünger zu spüren, so im Sommer bei Waldbränden nahe Rabelsdorf und Lichtenstein oder als die Straße in Bischwind von Schlamm überflutet wurde.

Nach jedem Einsatz folgen das Auftanken und Aufrüsten der Fahrzeuge und Einsatzgeräte, "da man nie weiß, wann der nächste Einsatz kommt", so Gerstenkorn, der auch auf die Übungen, Leistungsprüfungen und die Stunden beim Warten und Pflegen der Geräte verweist.