Die Partei will in Münnerstadt in der Kommunalpolitik mitreden. Sie schickt eine Bürgermeisterkandidatin und sieben Stadtratskandidaten in den Wahlkampf. Die Nominierung erfolgte einstimmig.
Münnerstadt — Es war wohl nicht die geordnete, strikt durchgeplante Nominierungsversammlung, wie sie der Wähler von längst etablierten Parteien und Gruppierungen kennt. Ein bisschen improvisiert war sie schon, die Kandidatenkürung der Satirepartei "Die Partei". Doch was ist schon normal? Und eigentlich will "Die Partei" ja auch gar nicht richtig normal bzw. etabliert sein. Und so war die Nominierungsversammlung zur Kommunalwahl in Münnerstadt für die zumeist jungen Parteimitglieder ein Lehrstück deutscher Bürokratie und insofern auch ein Stück Realsatire, dieses Mal wohl nicht nur gewollt. Aber das weiß man ja nie so ganz genau.
"Das ist der Hammer", stellt Bürgermeisterkandidatin Sonja Johannes fest, als sie mit ihren Kollegen vor einem Berg von Papieren sitzt, die es vor der Abstimmung auszufüllen galt. Eigentlich soll die Nominierung jeden Moment beginnen. Angesichts der mehrfarbigen, vom Gesetzgeber verteilten Formblätter stellt Tim Drignat die wohl berechtigte Frage: "Wer hat gerade den Überblick?" Die Laune lässt sich dennoch keiner verderben. "Alles so gut verständlich", scherzt Adrian Bier, seit Donnerstagabend auch der Spitzenkandidat seiner Parte mit Platz 1 auf der Stadtratsliste.
Kampf mit der Bürokratie
Durch die Formalitäten muss sich auch die Satire-Partei kämpfen, will sie mit eigenen Kandidaten ins Rennen gehen. Was für die großen Volksparteien ein Routine-Akt ist, weil meistens irgendwer dabei ist, der das Prozedere schon mehrfach organisiert hat, haben die Mitglieder von "Die Partei" - wie wohl der überwiegende Teil der Münnerstädter Bürgerschaft - sich vorher noch nie mit Wahlordnung und zugehöriger Papierflut befassen müssen. "Das ist unser erstes Mal", verkündet Sonja Johannes schulterzuckend, aber immer noch entspannt in der Runde; eine gute Handvoll Unterstützer hatte sich dazugesellt, die mitwählen wollten.
Junge Mannschaft
Für mehr als die Hälfte der Listenkandidaten war der Abend in jeder Hinsicht Neuland und eine Premiere. Denn sie sind noch so jung, dass sie erstmalig überhaupt an einer Kommunalwahl aktiv und passiv teilnehmen können.
Doch irgendwie klappt dann doch alles. Der Rest geht Ratzfatz über die Bühne. Auf große Reden wird verzichtet. Eine kurze Vorstellung reicht aus. Die Anwesenheitslisten sind ausgefüllt, die nötigen Unterschriften gesetzt. Auch der Rückzieher einer ursprünglich für die Liste vorgesehenen Kandidatin kurz, bevor die Versammlung eröffnet wird, kann improvisiert gemeistert werden. Die 18-jährige Klara Friedel springt spontan ein. Anders wäre die erforderliche Mindestzahl an Listenkandidaten (es sind sieben) nicht erreicht worden. 13 Ja-Stimmen gibt es für die Bürgermeisterkandidatin und die Stadtratsliste - zweimal ein einstimmiges Ergebnis. "Besser als beim Söder", tönt es aus der Ecke der Unterstützer.
Mit Tatendrang
Die Partei will auf jeden Fall einen, vielleicht auch zwei oder drei Kandidaten in den Stadtrat bringen. So viel ist an diesem Abend herauszuhören. Mit "Tatendrang" möchte Adrian Bier mitarbeiten, erklärt er den Anwesenden mit sarkastischem Unterton, damit es in der Stadt so "super läuft wie vorher". Obwohl er erst 20 Jahre alt ist, hatte er wegen des Skaterparks schon öfter mit der Stadt zu tun gehabt - mit wechselndem Erfolg.