Die Hitze und ausbleibende Niederschläge haben den Landwirten im Kreis Haßberge schwer zugesetzt. Besonders trifft es den Eberner Raum und die Viehhalter. Mancher setzt auf Notverkäufe.
Eckehard Kiesewetter Ein Segen! Der verregnete Wochenauftakt mag die Schüler ärgern, für die Natur ist er überfällig. Gartenbesitzer haben Regen herbeigesehnt. Erst recht die Landwirte. Sie erhoffen beständigen Niederschlag, am besten eine Woche lang. Der Dürresommer hat die Region in eine Steppenlandschaft verwandelt. Gut, vereinzelt gingen an manchen Orten des Landkreises in den Sommermonaten Gewitter nieder, in weiten Teilen des Kreises aber blieb es bei gnadenloser Trockenheit. Seit Wochen, ja Monaten. "Selbst links und rechts des Mains gibt es Unterschiede", sagt Klaus Merkel, Obmann des Bauernverbandes Haßberge: "Wo Regen fällt, das kann eine Sache von wenigen Metern sein."
Vor allem der Bereich Ebern ist von der Dürre gezeichnet. Laut Hans-Dieter Hofmann, Berater für Pflanzenbau beim Amt für Landwirtschaft und Ernährung in Schweinfurt, "fehlt Regen ohne Ende, schon seit April". Die Situation in der Landwirtschaft sei "sehr angespannt, besonders für die Bauern, die Viehhaltung betreiben". Für manchen geht es längst um die Existenz.
Bauernobmann Merkel spricht von "immensen Ernteausfällen". Im Extremfall habe man gerade mal ein Drittel der normalen Erntemenge erreicht. Das ging, wie mehrere Gesprächspartner schildern, schon mit der Wintergerste los und habe sich bis in den Sommer hingezogen. Nicht so sehr der Weizen, aber Raps war ganz schlecht, berichtet der Agraringenieur aus Mariaburghausen. Auch den Silomais habe es heftig erwischt. Das Besondere: Heuer sei die Branche insgesamt betroffen, also die Getreidebauern genauso wie diejenigen, die auf Futter und Wiesen für ihre Tiere angewiesen sind. "Nach einem einigermaßen normalen ersten Schnitt wächst heuer nichts mehr", bestätigt Dieter Reisenweber, Viehhalter aus Untermerzbach. "Ich war grad auf dem Acker", erzählt Werner Grell, der in Treinfeld nebenher Landwirtschaft betreibt: "Das staubt wie Sau. Echt extrem!"
Klaus Schneider betreibt im Zeiler Ortsteil Bischofsheim eine Ferkelzucht mit etwa 200 Muttersauen und 1000 Aufzuchttieren. Er wählt das Wort "Wüste", denn "der zweite und dritte Schnitt war gar nichts". Gewitzte Landwirte haben die Situation früh erkannt und sich schon vor Wochen mit Raufutter von den Nachbarn eingedeckt.
Aber bei vielen Höfen mit Tierhaltung ist die bewirtschaftete Fläche auf den Eigenbedarf abgestimmt. Da gibt es für andere nicht viel zu holen. Das zeigt auch der Versuch des Bauernverbandes, eine Futterbörse einzurichten. Es gibt wohl viele Bauern, die Bedarf anmelden, aber denkbar wenige, die etwas abgeben können. Besonders trifft es diejenigen, die ihre Viehherden nicht im Stall, sondern auf der Weide halten. Ihnen hilft es wenig, dass die Behörden vor Tagen auch brachliegende oder stillgelegte Flächen zur Futtergewinnung freigegeben haben. Denn auch dort finden sich allenfalls alte, dürre Pflanzen, die zum Schnitt oder zur Beweidung ungeeignet sind.
Eigentlich sollten die Futtervorräte für ein Viertel-, wenn möglich ein halbes Jahr reichen. Manche Höfe mussten aber bereits jetzt das Winterfutter angreifen. Die "verfrühstücken jetzt schon das, was eigentlich als Abendessen gedacht war", sagt Klaus Schneider. Schweinezüchter, wie er tun sich da noch relativ leicht, denn Getreide lässt sich immer zukaufen. "Mit einem Lkw aus Niederbayern, Frankreich oder sonst woher", sei das getan, meint Hans-Dieter Hofmann. Getreide sei weltweit zu finden. Das ist halt eine Frage des Geldes.
Mais und Silage aber, Futter für Rinder, seien "kaum handelbare Produkte". Schon allein wegen der Kubikmeterzahlen kommen weite Transporte nicht in Frage. "Das geht gar nicht", sagt Hoffmann.