Michael Memmel Es wird zum bitteren Brauch, im Monatstakt an dieser Stelle langjährigen Kolleginnen Lebewohl zu sagen. Ende Juni verließ Gertrud Glössner-Mö...
Michael Memmel
Es wird zum bitteren Brauch, im Monatstakt an dieser Stelle langjährigen Kolleginnen Lebewohl zu sagen. Ende Juni verließ Gertrud Glössner-Möschk die Bamberger Lokalredaktion, ein Monat später ging Jutta Behr-Groh, und nun macht eine weitere prägende Journalistin dieser Ausgabe den Abgang-Hattrick perfekt: Petra Mayer. Mit 50 Lenzen darf sie sicher nicht als Rentnerin bezeichnet werden. Tatsächlich hat sie aus freien Stücken entschieden, nach 20 Jahren und drei Tagen des Rackerns den FT zu verlassen und sich anderweitigen Aufgaben zu widmen.
Um "P.M." gebührend zu verabschieden, ist dies hier eigentlich der falsche Ort. Und die falsche Form. Angemessen wäre ein ausführliches Interview mit klugen Fragen auf Seite 16, der Mittendrin-Seite. Diese wurde von der Kollegin, die einst in Bayreuth volontiert und beim FT zunächst drei Jahre lang das Jugendmagazin "You" verantwortet hatte, immer wieder mal als "meine Seite" bezeichnet und gerne mit eben solchen Gesprächsabschriften bestückt. Ihre Spezialität war es, Musik und Kunst mit Worten erlebbar zu machen und sich in die Protagonisten einzufühlen - im Interesse der Leser. Ungezählt sind die Menschen, die eine Ausstellung oder ein Konzert nur besucht haben, weil ihnen Petra Mayer darauf Lust gemacht hat. Zweifellos waren es viele.
Markenzeichen: Frische Sprache
Weil sie empfindsam ist, lagen ihr auch soziale Themen. So stellte sie in dieser Woche noch die Aufgaben einer Tagesmutter in einer Reportage dar und demonstrierte dabei aufs Trefflichste ihre Fähigkeiten, zum einen genau zu beobachten und zum anderen eine frische Sprache zu benutzen. Mit der größten Begeisterung stürzte sich Mrs. Mittendrin jedoch auf historische Geschichten, wühlte im Stadtarchiv und schlüsselte den jungen (Online-)Lesern die Vergangenheit auf. So verfasste sie vor einem Jahr etliche erleuchtende Beiträge für die Serie "70 Jahre FT" und erinnerte die Bamberger in loser Folge an ihre "vergessenen Brauereien". Kein Zufall, dass sie mit einem derartigen Beitrag ihre Karriere beim FT beendet (siehe: na, wo schon?).
Was kommt nun? Ihre Kollegen hoffen: nur Gutes! Dass es sich prächtig leben lässt, ohne zu arbeiten, das haben ihr am Donnerstag, ihrem letzten Arbeitstag, ihre "Vorgängerinnen" versichert, die freilich auch zum mittäglichen Ausstand eingeladen waren. Zu dritt sinnierten sie da, was sich alles mit der freien Zeit anfangen lässt - zum Beispiel einen Ehemaligen-Stammtisch gründen. Die Zurückbleibenden raten unbedingt dazu, der Name sollte klar sein: "Mittendrin".