In den sozialen Medien wimmelt es während des ganzen Jahres an Halbwahrheiten und Gerüchten. Ist es heute noch zeitgemäß, jemanden mit einem Scherz in den April zu schicken? Oder ist das Klamauk von vorgestern? Eine Umfrage.
Stefanie Gleixner und Matthias Einwag Wie halten Sie's mit dem Aprilscherz? Ist das ein überflüssiger Klamauk, den einst die Altvorderen pflegten - ein Brauch, der angestaubt und nur noch zum Gähnen ist? Oder ist es weiterhin begrüßenswert, diesen Tag mit einem harmlosen Scherzchen zu beginnen? Wir hörten uns um bei einigen Menschen im Kreis Lichtenfels und fragten, was sie davon halten, das Pokerface aufzusetzen, um ein Familienmitglied oder einen Kollegen auf die Schippe zu nehmen.
"Ich halt' sehr viel davon, ich halte das für anregend", antwortet Bezirksheimatpfleger Professor Dr. Günter Dippold. Mit einem gelungenen Aprilscherz könne man wundervoll verkehrte Welt spielen. Wer jemanden in den April schicke, der spiele mit Vorurteilen und Hoffnungen. "Ein geistreicher Aprilscherz is' a wunderbare Sach'", sagt Günter Dippold. Ein brillanter Scherz sollte so nah an der Realität sein, dass er glaubhaft erscheine, aber mit ein bisschen Nachdenken als Fake-News erkannt werden könne.
Selbst schon reingefallen
Der Braumeister Reinhold Reblitz aus Nedensdorf ist ähnlicher Meinung: "Ich find', den Aprilscherz darf man auf keinen Fall aussterben lassen." In den April sei doch jeder schon mal geschickt worden. "Wir freuen uns jedes Mal drauf, was die Zeitung sich wieder ausdenkt", fährt er fort. Als vor einigen Jahren ein Brünnlein bei Banz angeblich zum Franz-Josef-Strauß-Brunnen umbenannt werden sollte, sei er auf diesen Scherz der Lokalzeitung hereingefallen. Als er darüber moserte, dass es in Banz doch schon einen FJS-Gedenkstein gebe, wies ihn seine Frau Adelheid grinsend auf das Datum 1. April hin.
Scherze sollten nicht ausarten
"Ich schmunzel' über Aprilscherze", sagt Erich Günther, der Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels. Ein guter Aprilscherz heitere die Leute auf und zeige ihnen zugleich mit einem Augenzwinkern, dass es sich um einen Scherz handelt. Aprilscherze sollten aber im Rahmen bleiben und niemanden verletzen oder schädigen. Denn auch am 1. April würden Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten verfolgt. "Da können wir keine Ausnahmen machen."
Weder beruflich noch privat spielen Aprilscherze bei Stefan Völker eine Rolle. Der Schulleiter des Meranier-Gymnasiums in Lichtenfels sagt, er könne sich nicht an irgendwelche besonderen Scherze seiner Schüler erinnern. "Wenn ich in den April geschickt werde, dann lache ich drüber, aber eigentlich brauche ich das nicht."
"In der 6. Klasse haben wir einmal unseren Lehrer in den April geschickt", erinnert sich Birgit Sauerschell. "Wir haben uns alle verkehrt herum an unsere Tische gesetzt, so dass wir nach hinten geschaut haben." Der Lehrer habe den Spaß aber bemerkt und seinen Unterricht so gehalten, als sei nichts geschehen. "Wir mussten uns dann alle irgendwann wieder umdrehen, weil wir dem Unterricht nicht folgen konnten", sagt sie lachend. Birgit Sauerschell, die auch als Clown "Kaala Knuffl" bekannt ist, macht nichts Besonderes zum 1. April. Meist vergesse sie, jemanden zu foppen. "Nicht jeder kann einen guten Aprilscherz machen. Das muss schon immer zu demjenigen passen, den man in den April schicken will."